Everywhere - Neues Spiel des Ex-GTA-Produzenten Leslie Benzies

Leslie Benzies hat sich zusammen mit einem seiner Mitarbeiter einigen Fragen zu seinem neuesten Projekt gestellt. Das Everywhere genannte Spiel scheint überaus ambitioniert zu sein und erinnert entfernt an Second Life und GTA - geht aber wohl weit darüber hinaus.

Viele Details zu Everywhere sind bisher nicht bekannt. Auch die offizielle Webseite gibt nur wenig Aufschluss. Viele Details zu Everywhere sind bisher nicht bekannt. Auch die offizielle Webseite gibt nur wenig Aufschluss.

Nach seinem eher unrühmlichen Abschied von Rockstar Games, hat Leslie Benzies als ehemaliger Produzent der Open-World-Actionspielreihe Grand Theft Auto vor einigen Tagen seine Rückkehr in die Gaming-Branche angekündigt. Gleich fünf neue Unternehmensgründungen hat der Game-Designer getätigt - mehrere davon im direkten Zusammenhang mit der Produktion von Videospielen.

Anders als zunächst vermutet, lautet der Titel seines ersten neuen Projekts allerdings nicht Time for a New World. Stattdessen entwickelt Benzies zusammen mit zwei Teams im schottischen Edinburgh und in Los Angeles das Spiel Everywhere. Sie selbst bezeichnen sich als mit Preisen ausgezeichnete Gruppe von Produzenten, Designern und Programmierern, die gerne außergewöhnliche Videospiele erschaffen.

Lumberyard-Engine als Grundlage

Das Projekt basiert auf der Lumberyard-Engine von Amazon, die auch bei der Entwicklung der ambitionierten Weltraum-Simulation Star Citizen zum Einsatz kommt. Allzu viele Details sind darüber hinaus allerdings noch nicht bekannt.

Die offizielle Projekt-Webseite besticht lediglich zur einige Zweizeiler mit viel Interpretationsspielraum. So soll Everywhere ein Spiel sein, das die echte mit der virtuellen Welt fusioniert. Die Spieler sollen ihre eigenen Geschichten leben, wie sie in den Stories der Entwickler leben, heißt es etwas kryptisch.

Everywhere soll etwas völlig Neues werden

Etwas ausführlicher hat Benzies allerdings zusammen mit dem früheren Rockstar-North-Audio-Director Matthew Smith einige Fragen der Presse geantwortet. Sowohl Polygon als auch GamesBeat haben mit den beiden E-Mail-Interviews geführt.

Trotz der Ausführlichkeit der Aussagen bleibt die Beschaffenheit von Everywhere allerdings weiter Vage. Unter anderem ist die Rede davon, dass man auf etablierte Gaming-Elemente zurückgreifen wolle, aber auch Features integrieren werde, mit denen Spiele bisher nicht in Berührung gekommen sind.

"Wir wollen, dass dieses Spiel weniger restriktiv und einschränkend als andere ist. Während das Spiel mehrere Narrative hat, sollen auch die Spieler ihre eigenen Narrative erschaffen können. Das schließt Spielercharaktere mit echten Persönlichkeiten ein."

Spieler sollen all ihre Fantasien ausleben können

Wenn man das richtig anpacke, so Benzies weiter, werde man den Spielern die Chance geben können, all ihre Fantasien auszuleben.

Wohl auch deshalb soll sich Everywhere nicht in bereits existierende Genres einordnen lassen. Das Spiel breche aus den bestehenden Grenzen zur Definition klassischer Spiele aus, so Smith.

Alle fünf Jahre komme etwas auf den Markt, das die Gaming-Zielgruppe erweitere. Als Beispiele nennt er die erste PlayStation, das von Benzies verantwortete Grand Theft Auto 3, Online-Multiplayer und das Mobile-Gaming. Auch Everywhere soll sich in diese Liste einreihen.

"Uns schwebt etwas vor, das im klassischen Sinne durch und durch Gaming ist, aber mit einigen zusätzlichen Ebenen, von denen wir uns erhoffen, dass sie sowohl existierende Spieler tief eintauchen lassen als auch Bereiche der Gesellschaft ansprechen, die sich noch nie zuvor selbst den Gamern zugehörig gefühlt haben."

Vergleich mit sozialen Netzwerken

Mit der GTA-Reihe soll Eveywhere zumindest hinsichtlich der Satire-Inhalte trotz Benzies Vergangenheit übrigens nur wenig zu tun haben. Zwar gebe es auch in seinem neuen Projekt satirische Inhalte, so Benzies - allerdings werde deren Tonalität anders sein und manchmal werde der Spieler diese Tonalität auch selbst kontrollieren können.

Laut Smith gibt es in Everywhere zwar jede Menge Geschichten und Charaktere, das Erschaffen eigener Geschichten und eigener Persönlichkeiten durch die Spieler stehe jedoch im Fokus. Er vergleicht das in Ansätzen mit einem sozialen Netzwerk, wo auch nicht alles schon drei Jahre im Voraus feststehe, sondern Stunde für Stunde neu geschrieben werde und sich ändere.

"Und wenn ein kommender Präsident sich dazu entscheidet, seine politischen Entscheidungen in Everywhere zu verkünden, dann ist das etwas, das ich natürlich sehr interessant finde. "

Second Life trifft GTA?

Einige Details lassen sich Benzies und Smith dann am Ende aber doch noch entlocken. So soll Everywhere eine möglichst nahtlose Spielerfahrung bieten, bei der der Spieler nicht ständig zwischen verschiedenen Spielmodi umschalten muss. Singleplayer und Multiplayer werden also gewissermaßen ineinander übergehen.

Als Inspiration für Everywhere nennt Benzies übrigens die echte Welt. Er sehe jeden Tag Dinge, von denen er dann denke, dass man die im Spiel haben müsse. Zudem lobt er Hideo Kojimas Auge für das Detail in Metal Gear Solid.

Smith hingegen nennt detaillierte Spiele wie Inside und Firewatch als Inspiration. Zudem liebe er offene weite Welten wie im original Elite von 1980. Zudem sei er von den sozialen Effekten moderner Technologie fasziniert. Smartphones, Uber und Facebook nennt er als Beispiele. Sie alle hätten die Gesellschaft verändert - und einen solchen sozialen »Impact« wünsche er sich auch von Spielen.

Insgesamt klingt das alles nach einer überaus ambitionierten Mischung aus Grand Theft Auto und Second Life. Den Visionen von Benzies und seinem Team für Everywhere dürfte diese Vereinfachung allerdings nicht wirklich gerecht werden. Bleibt abzuwarten, was aus den Plänen am Ende wird.

Noch kein Release-Zeitraum

Everywhere befindet sich seit der zweiten Jahreshälfte 2016 in der Konzeptionierungsphase. Mittlerweile steht das Basis-Entwicklerteam und die ersten Grundlagen sind gelegt. Zu den 30 aktuellen Entwicklern sollen allerdings noch deutlich mehr hinzu kommen - beide Studios haben dafür Stellenanzeigen geschaltet.

Einen groben Release-Zeitraum nannten Benzies und Smith allerdings nicht. Ein paar Jahre wird es bei all den ambitionierten Vorhaben aber sicher noch dauern.

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