Heißer Heldenpo
Das Rohr zerbirst mit einem lauten Knall, ein dicker Strahl Wasser ergießt sich ins Tal. Wir sind erfreut, unser Handy bimmelt, der Verbindungsmann ist dran. Auch der ist zufrieden. Nun gilt es, die Schuld bei Warren zu begleichen. Ein Blick auf die Karte verrät uns die Marschrichtung. Der schnellste Weg führt den Flusslauf hinunter. Wie praktisch, dass wir an einem kleinen Dock ein Motorboot finden. Damit sparen wir massig Latscherei. Wir genießen die flotte Fahrt entlang sachter Biegungen, während sich die Landschaft um uns langsam verändert. Sattes Grün macht zuerst Felsen und dann einem Blick auf weites Grasland Platz. Die Savanne breitet sich vor uns aus. Wieder an Land checken wir erneut die Karte. Es ist noch immer ein ganz schönes Stück bis zur Antenne. Zu Fuß? Ja, aber nur bis zu dem Dorf da auf einer nahen Anhöhe. Dort wartet vielleicht ein Jeep, den wir stehlen können. Wir nähern uns geduckt den Hütten und erspähen gleich zwei Fahrzeuge. Wenige Sekunden später stehen wir unter Beschuss - würde uns das Spiel erlauben, auf dem Bauch zu robben, hätten wir die Karren bestimmt ungesehen erreicht. Doch Far Cry 2 ermöglicht lediglich das Ducken.
Zwei Männer flitzen zu einem der Jeeps, um sich an Steuer und aufgeschraubtes MG zu schwingen. Wir schwingen unseren Raketenwerfer vom Rücken, zielen, feuern. Und dann passieren zwei unglaubliche Dinge nahezu gleichzeitig: Die Rakete schlägt unter dem Fahrzeug auf, aber statt gleich zu explodieren, verändert sie dank Detonationssicherung zunächst nur die Flugbahn und hebt den Jeep ein paar Meter in die Luft. Erst dann zerbirst das Fahrzeug in einem unglaublichen Lärm. Während wir staunen, merken wir, dass es uns gar nicht mehr gut geht, obwohl längst niemand mehr auf uns schießt. Verwirrt drehen wir uns um, hören dabei schon ein verdächtiges Knistern und verstehen für ein paar Sekunden die Welt nicht mehr. Der Baum hinter uns brennt und röstet uns langsam das Hinterteil. Wie kann das sein? Plötzlich dämmert es uns: Das Zündfeuer des Raketenwerfers hat die trockenen Blätter entflammt, und der Wind weht uns die infernalische Hitze in den Rücken!
Rette sich, wer kann!
Der brennende Baum ruft uns ins Gedächtnis, dass Feuer unser Verbündeter sein kann - wenn wir es nur geschickt anstellen und der Wind günstig steht. Vielleicht lässt sich ja in der Nähe der Antenne der eine oder andere dort bestimmt lauernde Gegner durch entzündetes Savannengras vertreiben, bevor er auf die Idee kommt, die Waffe zu ziehen. Mit einem Lächeln klemmen wir uns hinter den zweiten, unbeschädigten Jeep und geben Gas.
Unterhalb der Antenne machen wir im Schatten von zwei großen Felsen Stopp und ärgern uns schwarz: Zwischen uns und dem Ziel stehen zwar reichlich Gegner, doch auf Holzaufbauten über einem kleinen See. Der Plan mit dem brennenden Gras fällt aus, wir müssen schießen. Aus der Entfernung nehmen wir den ersten Mann aufs Korn, der gelangweilt auf den Stegen seine Wachrunden dreht. Treffer! Der Typ sinkt zu Boden, ist aber nicht tot. Ein anderer Mann kommt ihm zu Hilfe, greift sich den Verletzten, wirft ihn über die Schulter und will ihn aus der Schusslinie schaffen. Perfekt für uns, schlecht für die beiden. Nach weiteren spannenden Schusswechseln, einem explodierten Tank und zwei in Flammen stehenden Hütten jagen wir unsere letzte Rakete auf den letzten Gegner, hüpfen in einen Buggy und brettern zur Antenne, die auf einem Berg thront. Sprengstoff erledigt die Sendevorrichtung. Anschließend geht es per Gleiter über die Ebene. Wir wollen noch ein wenig die Aussicht genießen, als uns eine Entwicklerstimme wieder nach Montreal ruft. Die Spielzeit ist um. Und wir sind uns sicher: Wenn der Rest von Far Cry 2 so ausfällt wie das soeben Erlebte, dann dürfen wir uns auf ein großartiges Spiel freuen.
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