Endkampf ums Holz
Zum Auftakt zerlegt ein Krieger’scher Mutant zehn Laiendarsteller (Söldner), spontaner Zuschauergedanke: »Die haben’s hinter sich.« Bei Gewaltakten schaut die Kamera weg – aber nur, falls für die Blutdarstellung Computereffekte nötig wären.
Die waren wohl zu teuer. Wenn etwa der Anfangs-Mutant den letzten Söldner durch einen Gitterzaun matscht, illustriert Far Cry lediglich das Ergebnis in Form einer arg verunstalteten Soldatenpuppe. Technisch weniger aufwändige Szenen fallen drastischer aus: Als gegen Filmende Tschernovs Messer nähere Bekanntschaft mit einem Hals macht, kann nicht genug Kunstblut spritzen.
Apropos Ende: Die letzte Schlacht steigt in der Holzfabrik. Ein Mutantenheer nach Vorbild des Spiels fehlt, stattdessen kämpfen schätzungsweise acht kreidebleiche Kahlkopf-Superkrieger gegen ein paar (böse) Söldner und (gute) Soldaten. Jack mischt mit, indem er Mutant um Mutant ins Auge schießt: Nur dort (sowie am Mund) sind die mehlhäutigen Muskelglatzen verwundbar, ein Treffer befördert sie ins Statistengrab. Einzig Ralf »Obermonster« Moeller überlebt die Wunde lange genug, um noch Tschernov auszuknocken. Das nimmt dem Abschluss jegliche Dramatik. Schließlich erwarten wir einen Endkampf zwischen Jack und Krieger. Doch der Bootskapitän flüchtet einfach! Krieger wird von seinen Geschöpfen eingekreist und – Abblende. Gähn! Verzeihen Sie bitte, dass wir Ihnen das Ende verraten haben, aber so spannend ist’s auch nicht, oder?
Triumph der Gähntechnik
Sollten wir den Eindruck erweckt haben, Far Cry sei ein tempo- und actionreiches Abenteuer: Pardon, das wollten wir nicht! Zwischen den erträglichen Szenen lauert nämlich so viel Leerlauf, dass Sie nebenher dutzendfach schweinische Kreaturen in Spore basteln können.
Zum Beispiel schippert Jack anfangs in einer witzig gemeinten, aber schnarchigen Szene mit zwei Touristen auf Walbeobachtungs- Tour. Gut, das mag noch als »So langweilig ist Jacks Beruf«-Abschnitt durchgehen. Doch kurz darauf schreiten Krieger und sein Generalsboss durch gefühlte 20.000 Türen, bevor sie endlich das Labor betreten. Und das sind nur zwei der vielen Szenen, die Far Cry Tempo kosten. Zumal selbst die für eine Actionorgie elementaren Gags selten zünden. Eigentlich nie.
Den Peinlichkeitsgipfel erklimmt aber die Liebesszene zwischen Jack und Valerie, für die der Drehbuchautor seine Aufgabe wohl an seinen zwölfjährigen Bruder weitergereicht hat – denn naiver geht’s nicht! Nach dem Helikopter- Absturz schleppen sich Jack und Valerie in eine Hütte, schälen sich aus den nassen Klamotten und frieren. Also schlägt der Ex-Soldat eine Umarmung vor, um Körperwärme zu sparen. So führt eines zum anderen, also zum Kuss und zur Liebesnacht. Til Schweiger, der Drehbücher zu Liebeskomödien wie Keinohrhasen schreibt, muss sich dabei gefühlt haben wie Schiller bei einer Aufführung des Theaterkurses an der Volkshochschule Bitterfeld.
Mag einer Müll?
Trotz seiner Schwächen ist Far Cry keineswegs der schwächste Streifen von Uwe Boll, um diese »Ehre« ringen unter anderem Bloodrayne sowie House of the Dead. Als guten Film darf man Far Cry aber auch nicht bezeichnen; Boll- Werke bleiben Bollwerke der Müllunterhaltung. Wer das mag, darf sich am 2. Oktober in die Kinos wagen. Alle anderen sollten Dr. Kriegers Mutanteninsel weiträumig umschiffen.
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