Salt - Frau Jolie spielt Jason Bourne

Tom Cruise wollte nicht, also spielt jetzt Angelina Jolie die Hauptrolle im aktuellen Kinofilm Salt. Wir haben den Streifen gesehen und verraten, wie gut das Agentenabenteuer gewürzt ist.

Matt Damons Jason Bourne Trilogie hat zehnstellige Dollarbeträge eingespielt. Beste Ausrede für die Konkurrenz, es dreist nachzumachen. Mission: Impossible Star Tom Cruise persönlich sollte anfangs die Hauptrolle in dem sehr ähnlichen Salt spielen, bis er sich im letzten Moment kurzfristig doch noch lieber für Knight & Day entschied. Da das Projekt noch zu sehr nach Kopie aussah, verpasste man der Hauptrolle kurzerhand Brüste. Das Drehbuch vom Equilibrium-Autor schrieb man dem neuen Geschlecht entsprechend um und so stülpt Salt jetzt keine Socken mehr über Kameras, sondern, wie sollte es anders sein, ihre eigene Unterwäsche.

In Hollywood gibt es eigentlich nur zwei bekannte Schauspielerinnen, die gern rennen, schießen und kopfüber an Fassaden baumeln. Die eine wäre Milla Jovovich, die seit dem 5. Element regelmäßig fachmännisch Männer und Monster zerlegt, besonders gern als Alice in den Resident-Evil-Filmen. Die zweite und eigentliche Nummer eins ist natürlich Angelina Jolie, die nach Wanted, Mr & Mrs Smith und zweimal Tomb Raider selbstredend die erste Adresse für Filme wie diesen ist.

Die Story

Evelyn Salt (Angelina Jolie) ist eine hoch angesehene CIA-Agentin, die eines Tages einen russischen Gefangenen verhört. Dieser behauptet vor versammelter Mannschaft, sie sei eine feindliche Doppelagentin und plane insgeheim, den russischen Präsidenten beim aktuellen US-Besuch zu töten. Besorgt von den Aussagen des glaubwürdigen Informanten versuchen ihre engsten Kollegen (Chiwetel Eijofor und Liev Schreiber), sie bis zur Klärung in Untersuchungshaft zu nehmen.

Salt flieht jedoch auf spektakuläre Art, taucht unter und verändert ihr Aussehen. Geschickt entgeht sie all ihren Verfolgern und jagt allein mutig hinter den geheimen Verschwörern her, bis sie selbst mit einer Pistole vor des russischen und amerikanischen Präsidenten steht.

Zwischen Tomb Raider und Macgyver

Wie zu erwarten war, macht Angelina als knallharte Elite-Agentin glaubhafte Figur und überzeugt in ihrer fordernden Rolle. Die mittlerweile 35jährige klettert behände an Häuserwänden hinauf, springt über fahrende Autos und macgyvert sich schnell Notlösungen zusammen, als gäbe es nichts Leichteres. Es ist kaum zu glauben, dass ihr erster Tomb Raider schon neun Jahre her ist. Regisseur Phillip Noyce, der vor Jahren den Serienkillerthriller Der Knochensammler mit ihr gedreht hat, inszeniert ihre vielen Action-Szenen abwechslungsreich und oftmals sogar übersichtlicher als beim großen Vorbild.

Das Tempo ist angenehm schnell und wird musikalisch gut untermalt. Über den Status Fast-Food-Kino kommt Salt trotzdem nicht hinaus, dafür sind sowohl die Geschichte als auch die Umsetzung zu wenig markant. Etwas mehr Pep hätte dem Ganzen eine deutlichere Note verliehen, denn neben der Action verblassen Handlung und Charaktere.

Die Schneekönigin

Der Film hat zwei große Probleme, Nummer eins: Im Vergleich zur dramatischen Identitätssuche eines Jason Bournes weiß Miss Salt längst, wer sie ist, lässt den Zuschauer aber lange im Dunkeln. Nach ihrer halsbrecherischen Flucht distanziert sie sich auch noch, wodurch es schwierig wird, mit ihr mitzufühlen. Emotionen fehlen dem Film sowieso. Hinzukommt, dass Jolie zeitweise auch mal gefühlte zehn, fünfzehn Minuten kein Wort sagt. Als Einzelkämpferin ist die Lara Croft-Darstellerin noch immer beeindruckend, doch ihre ungewohnte Kälte provoziert Gleichgültigkeit.

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Das zweite Problem sind gleichwertige Gegenspieler: Chiwetel Ejiofor, der Mann mit dem Zungenbrechernamen aus Serenity und Vier Brüder, sowie Sabretooth Liev Schreiber spielen zwei Kollegen, die immer wieder tatenlos zusehen, wie Salt Dutzende ihrer Mitarbeiter erledigt. Der deutsche August Diehl, zuletzt gesehen als gefährlicher Nazi in Inglourious Basterds, tritt lediglich am Rande als Jolies Mann auf und ist verschenkt. Und ohne hier zu viel verraten zu wollen, ist das Ende – obwohl nachträglich nochmals gedreht – sehr vorhersehbar.

Visuell ist der Film gut gemacht - bis auf Kleinigkeiten: Einmal tarnt Salt sich als männlicher Soldat, sieht damit aber fast wie eine Holzpuppe aus Team America aus. Die Stunts und Verfolgungsjagden sind kompetent inszeniert, überzogene Action sollte man jedoch mögen, um an den Szenen seine Freude haben zu können. Salt springt zwar nicht wie das A-Team mit Panzern aus Flugzeugen, klettert und fällt aber, als gäbe es für sie keine Falling Damage.

Fazit

Christian Mester (bereitsgesehen.de): Angelina Jolies neuer Actionfilm ist ordentliche, kurzweilige Popcorn-Unterhaltung, kurz: gehobener Standard. Pfeffer ist beileibe genug drin, bei all dem Gewürz mangelt es stellenweise aber am Fleisch. Wer die Bournes-Filme möchte und nicht ganz gleichwertige Qualität erwarten, wird aber gut unterhalten.

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