Zukünftig wird man auf die aktuelle Dekade zurückblicken und schreiben, dass Bully Herbig tatsächlich der erfolgreichste deutsche Regisseur des Jahrzehnts war. Zwölf Millionen Zuschauer lachten über seine Karl May-Parodie Der Schuh des Manitu, neun Millionen folgten dem quirligen Mr. Spuck. Lissi und der wilde Kaiser blieb zwar hinter den Erwartungen zurück, spielte in Deutschland aber trotzdem dreimal so viel ein wie Iron Man. Was also würde Bully aus einer Kultserie der 70er Jahre machen? Schließlich liefert Wickie und die starken Männer genügend Stoff für einen amüsanten Abenteuerfilm.
Macgyver versus Sven:
Wikingeroberhaupt Halvar versteht die Welt nicht mehr. Sohnemann Wickie ist nicht unbedingt das, was er sich unter einem stolzen Wikinger vorstellt. Anstatt sich traditionsbewusst mit anderen Kindern zu prügeln, versucht Wickie wie ein junger MacGyver, Probleme mit Erfindungen und guten Ideen zu lösen. Als die Schergen des schrecklichen Svens unerwartet im Dorf Flake auftauchen und alle Kinder entführen - inklusive Wickis Freundin Ylvi - sind sie auf Wickies Einfälle angewiesen.
Erzfeind Sven plant, einen legendären Piratenschatz zu erbeuten. Dies gelingt ihm allerdings nur mit der Hilfe reiner Kinderseelen – die es in seinem Dorf voller durchweg durchtrieben böser Wikingerkinder nicht gibt. Um Ylvi und seine entführten Freunde zu retten, muss Wickie also gehörig an seiner Nase reiben - und die starken Männer dazu bringen, ihm zu folgen.
Keulenstarke Umsetzung
Dass auch deutsche Produktionen toll aussehen und sehr wohl mit namhaften US-Filmen mithalten können, bewies Bully bereits mehrfach. Selbst Lissi und der wilde Kaiser war trotz des geringen Budgets optisch eine echte Überraschung. Kein Wunder also, dass auch sein neuester Film in dieser Hinsicht ein echter Volltreffer ist.
Ob es nun die Wikingerdörfer sind, die imposanten Drachenschiffe oder die Ausstattungen der Krieger - Bullys Wikingerepos ist ohne Frage mit Abstand die auffälligste deutsche Produktion des Jahres. Der überzeugende Soundtrack untermalt das kunterbunte Treiben trefflich und verleiht ihm sogar eine gewisse Klasse. Eine Seltenheit in einem deutschen Film.
Ebenfalls vortrefflich gelungen ist die gesamte Besetzung, die bis auf kleinere Ausnahmen wie Jürgen Vogel und Bully, nahezu komplett aus unbekannten Gesichtern besteht. Jeder scheint seinem gezeichneten Vorbild wie aus dem Gesicht geschnitten - ob es nun Wickie, der bösartige Sven, der dünne Seemann mit seinem laufenden „Ich bin entzückt!“ oder der feige Barde mit seiner Klampfe ist. Sie alle hätten nicht besser getroffen werden können. Überraschend gut getarnt bleibt Christopha Maria Herbst alias Stromberg, den man als öligen Handlanger Svens nur schwerlich erkennt.
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