Wolfman - Remake eines Horrorklassikers

Trotz blutiger Pranken hinterlässt die Rückkehr des alten Universal-Klassikers nur wenig Eindruck. Wolfman kristallisiert sich als trauriges Paradebeispiel für einen unfertigen Film heraus.

Was darf man von einem Werwolf-Streifen erwarten, der rund 90 Millionen Dollar Budget zur Verfügung hat, zwei Oscargewinner vorweist, Blut nicht scheut und mehr als zwei Jahre in Produktion war? Eigentlich jede Menge, schließlich sahen die veröffentlichten Trailer bombastisch aus, die Besetzung war vielversprechend und auch der Name ist nicht gerade unbekannt.

Copyright: Universal Pictures Copyright: Universal Pictures

Die Produktion von Wolfman verlief jedoch äußerst konfliktreich. Ein plötzlicher Regiewechsel, schlechte Vorkritiken, nachträgliche Änderungen, Budgetprobleme, Streits mit Effektgestaltern und Komponisten und mehrere Terminverschiebungen nagten unentwegt am Film und ließen ihn so zum größten Sorgenkind der letzten Monate werden. Probleme, die im Endergebnis leider deutlich zu sehen sind. Das Remake des alten Horrorfilmklassikers Der Wolfsmensch wirkt schrecklich unfertig.

Handlung

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Schauspieler Lawrence Talbot (Benicio del Toro) ist ein gemachter Mann. Eines Tages ereilt ihn eine zutiefst tragische Nachricht: sein Bruder wurde ermordet. Angespannt reist er zurück in sein desolates Elternhaus, in dem sein alter Vater (Anthony Hopkins) noch immer lieblos und distanziert den Ton angibt. Nachdem er eines Nachts in einem Zigeunerlager von einem grausigen Werwolf gebissen wird, verwandelt er sich kurz darauf in die Titel gebende Kreatur.

Ein Fluch, der ihn bald gegen die Zeit spielen lässt. Zum einen muss er den tobenden Mörder seines Bruders finden und gleichzeitig dessen hübsche Witwe (Emily Blunt) schützen, zum anderen muss er sich vor einem gerissenen Ermittler (Hugo Weaving) in Acht nehmen, der drauf und dran ist, Talbot den Garaus zu machen. Das Wichtigste ist jedoch die Bewahrung seines eigenen Verstandes, denn die Verwandlungen machen Talbot zum unkontrollierbaren, Instinkt getriebenem Monster.

Buh!

Gassen im viktorianischen London, neblige Sümpfe im Hinterland, einsame Herrenhäuser – finster malerische Szenerien, die für einen Horrorfilm nicht einladender, nicht unheilvoller sein könnten. Bilder, die schon bei der geringsten Vorstellung Gruselatmosphäre schaffen. Schade nur, dass es im Film nicht wirkt.
Nicht ein einziges Mal.

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Wolfman findet trotz seines Themas nie zu packender Spannung. Sämtliche Begegnungen mit den beiden Wolfsmenschen laufen zu rasch ab, haben keinerlei Aufbau. Die starke Szene aus dem Trailer, in dem Emily Blunt sich ängstlich hinter einen Baum lehnt und der Wolfsmensch im Hintergrund nach ihr schnuppert? Viel mehr kommt da nicht mehr. Joe Johnston, der normalerweise Actionfilme dreht, zeigt keinerlei Geduld und hetzt seine Neuauflage des Klassikers rastlos mit ruhelosem Gedrängel von Auf- zu Abspann (Johnston verriet erst kürzlich in einem Interview, dass er extra 20 Minuten Handlung strich, um Zuschauern nicht zuviel abzuverlangen).

Was den Horror angeht, so greift Wolfman auf das billigste, nervigste Klischee zurück, das das Genre zu bieten hat: den ungeliebten Buh-Moment. Es gibt etliche Szenen, in denen Talbot plötzlich eine gruselige Fratze sieht und der Soundtechniker harsch in die Tasten kloppt. Das erschreckt - allerdings auf die einfachste, albernste Weise.

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Blutbad in London

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Wenigstens ist der Wolfmensch nicht handzahm. Körperteile fliegen, Blut spritzt, Köpfe rollen und der Bodycount bleibt für Horrorfans durchweg hoch. Das eigentliche Manko ist jedoch, dass es dem Zuschauer egal bleibt. Größte Schwäche ist das Versagen der wichtigsten Figuren. Die meiste Zeit abwesend wirkend, hat der sonst gute, schauspielerische Qualitäten aufweisende Benicio del Toro nichts, was ihn sympathisch oder tragisch macht. Es wirkt seltsam unglaubwürdig, dass Emily Blunts Figur sich in ihn verliebt, ihr Leben aufs Spiel setzt, ihn sogar retten will. Blunt, ansehnlich anzusehen, bemüht sich zwar mehr als jeder andere im Film, ist aber mit einer undankbaren Rolle bedacht.

Einziger Lichtblick in Wolfman bleibt Hugo Weaving (Agent Smith aus The Matrix), der als smarter Ermittler wenigstens etwas Intensität mit bringt. Eine große Enttäuschung ist dagegen Anthony "Hannibal Lecter" Hopkins, der viele seiner Szenen unmotiviert herunter rasselt.

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Die Action, die übrigens immer nur daraus besteht, dass der Wolfsmensch wegläuft und zukünftige Opfer ziellos auf ihn schießen, ist temporeich, aber trotzdem wenig spektakulär. Die Effekte, größtenteils am Computer geschaffen, sehen zwar akzeptabel aus, wirken allerdings nie glaubwürdig. Vor allem im abschließenden Fight zweier Wolfsmenschen darf man gehörig die Augen rollen...

Fazit

Christian Mester (bereitsgesehen.de): "Wer die Underworld-Filme mag, wird Wolfman lieben, da es ein flotter, blutiger Actionfilm ohne größere Pausen ist. Wer jedoch einen anspruchsvollen, ernsten, gruseligen Horrorstreifen erwartet, darf weiterträumen. Trotz gewaltigen Budgets und prämierter Darsteller ist dieser Mischling ein nur mittelmäßiger Genrestreifen."

Kinokritik in Kooperation mit bereitsgesehen.de.

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