Homosexualität ist nach wie vor ein heikles Thema im Fußball. Wenn Profifußballer es überhaupt wagen, sich in der Öffentlichkeit als schwul zu outen, tun sie dies meist erst nach dem Ende ihrer aktiven Sportlerkarriere. So etwa der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzelsberger. Die Entwickler des Football Manager 2018 wollen nun ihren Beitrag dazu leisten, Homosexualität zu einem normalen Bestandteil des Profisports zu machen.
Im neuen Ableger der Manager-Spielreihe werden erstmals Coming Outs von virtuellen Fußballern simuliert. Wie Game Director Miles Jacobson der BBC mitteilte, wollen die Entwickler dadurch verdeutlichen, dass Homosexualität weder etwas Ungewöhnliches noch etwas Negatives ist.
"Wir haben uns unter anderem deshalb dazu entschlossen, weil es schlichtweg homosexuelle Fußballer gibt. Auf Grund der großen Anzahl an Profis wissen wir, dass es unter ihnen auch Schwule und Lesben gibt, die sich aber nicht outen wollen. Ich finde es merkwürdig, dass das noch immer ein Problem im Fußball ist. Deshalb haben wir diesen Schritt beschlossen, um den Menschen zu zeigen, dass ein Coming Out keine große Sache ist und es sogar etwas Gutes sein kann."
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Keine echten, nur virtuelle Fußballer werden sich outen
Im Spiel kann es zufallsbasiert zu einem Ereignis kommen, bei dem wir die Nachricht erhalten, dass sich einer unserer Spieler geoutet hat. Allerdings wird diese Meldung von keinem echten Fußballer wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi stammen, damit die Entwickler keine rechtlichen Probleme bekommen. Stattdessen werden nur unlizenzierte und computergenerierte Spieler ihre Homosexualität bekannt geben können.
Kurze Zeit später kontaktiert uns im Spiel unser Geschäftsführer und teilt uns mit, dass die Einnahmen des Clubs gestiegen sind, vor allem wegen dem gewachsenen Zuspruch der LGBT Community (lesbian, gay, bisexual und transgender).
In manchen Ländern ist Homosexualität noch illegal
Der Football Manager hatte zuvor bereits als erstes Videospiel den Brexit thematisiert. So konnten im Spiel drei "softe" bis "harte" Varianten der Trennung von Großbritannien und der EU für neue Regeln auf dem Transfermarkt sorgen. Beispielsweise weil ausländische Fußballer durch den Brexit keine Arbeitserlaubnis in England bekommen und somit nicht in der Premier League spielen können.
Auch beim Thema Homosexualität gehen die Entwickler auf die aktuelle Lage der Politik ein, weshalb laut Miles Jacobsen Coming Outs nicht in jedem Land und nicht in jeder Liga möglich sein werden:
"Diese Nachricht wird nicht jeder Spieler zu Gesicht bekommen. Es ist relativ selten, aber wir wollen trotzdem, dass es als etwas Positives angesehen wird. Wir mussten außerdem einige Rechtsberater zur Hilfe ziehen, weil es in einigen Ländern, die weniger fortschrittlich denken als Großbritannien, noch immer illegal ist, schwul zu sein. In diesen Fällen respektieren wir ihre Gesetze, falls also ein Spieler in einem solchen Land spielt, wird er kein Coming Out haben."
Keine offen homosexuellen Fußballer in der Bundesliga
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Sportler als homosexuell geoutet, wie zum Beispiel der NBA-Profi Jason Collins, der bereits erwähnte Thomas Hitzelsberger, die deutsche Frauen-Nationaltrainerin Steffi Jones oder die ehemalige Kapitänin der englischen Frauen-Nationalmannschaft Casey Stoney.
Dennoch gibt es aktuell weder in der deutschen Bundesliga noch in der englischen Premier League offen homosexuelle Fußballer. Mit den Gründen für diesen Umstand setzte sich 2014 bereits der Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch in einem sehenswerten Musikvideo auseinander (unter dieser News). Der Football Manager 2018 ist nun das erste Computerspiel, das dieses Thema aufgreift.
Mehr: Football Manager 2018 wird nicht in Deutschland erscheinen
Laut einer BBC-Umfrage aus dem Oktober 2016 wäre die Mehrheit der britischen Fußballfans damit einverstanden, wenn ihr Verein einen schwulen Spieler verpflichten würde. Während 82 Prozent keinerlei Problem damit hätten, gaben acht Prozent an, dass sie aufhören würden, ihrem Team weiterhin zuzuschauen.
Laut Miles Jacobson wird der Football Manager zwar nichts an der Einstellung der Menschen ändern können, aber wenigstens dazu beitragen, dass Thema ein wenig zu normalisieren:
"Wir werden es nicht schaffen, die Einstellung von jemandem zu ändern, der homophob ist. Diese Macht haben wir nicht. Und falls jemand damit ein Problem hat und sich dazu entschließt, das Spiel aus diesem Grund nicht zu kaufen, dann tut er mir ehrlich leid."
Quelle: BBC
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