Seite 2: Forza Horizon 3 im Test - Genau das hat der PC gebraucht!

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Außen hui, innen hui

Denn wie für Forza üblich steckt unter der schillernden Oberfläche aus Myriaden launiger Fahrspaß-Events eine extrem solide Spielmechanik, die wir nach unseren eigenen Wünschen anpassen können. Heißt konkret: Wir wählen selbst, ob wir manuell schalten und kuppeln, das Schadensmodell von »rein kosmetisch« auf »unser Motor kann uns um die Ohren fliegen« umstellen, ABS, Ideallinie und Rückspulfunktion ausschalten - und somit Horizon 3 als Arcade Racer so nah wie möglich an das Simulationsgefühl der Forza-Motorsport-Serie heranführen. Wenn wir allerdings nur unbekümmert Gas geben und lenken wollen, geht das genauso gut. Das Tuning erstreckt sich über neue Bauteile, die die Leistung erhöhen, komplizierte Kurvenkalibrierungen im Fahrverhalten, optische Anbauten, Lackierungen bis hin zu Community-Designs zum Runterladen. Auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich manuell anpassen und beschert uns auf hohen Stufen mehr Credits - so viel Freiheit ist wirklich klasse. Allerdings lassen sich die Rennen auf dem Härtegrad »Unschlagbar« tatsächlich teilweise nicht gewinnen.

Forza Horizon 3 - PC gegen Xbox One im Grafik-Vergleich Video starten 3:56 Forza Horizon 3 - PC gegen Xbox One im Grafik-Vergleich

Das liegt an der sogenannten Drivatar-KI. Forza Horizon setzt auf ein komplett anderes System als Need for Speed, das mit seiner Gummiband-Intelligenz häufig kritisiert wird. Dort passen sich gegnerische Fahrer unserer eigenen Geschwindigkeit an, um die Rennen möglichst spannend zu halten. Der Haken an der Sache: Die Position im Rennen hängt eben nicht zu 100 Prozent von der eigenen Leistung ab. Forza Horizon 3 geht da einen anderen Weg. Kontrahenten heißen hier Drivatare und sind Computer-Abbilder anderer Spieler überall auf der Welt, insbesondere aber aus der eigenen Freundesliste. Laut der Entwickler wird das individuelle Verhalten registriert und in einen Algorithmus verwandelt - in der Realität merkt man das an kleinen Unterschieden in der Aggressivität des Fahrverhaltens.

Die Drivatare rasen weitgehend smart, es fühlt sich fordernd und fair an, gegen sie anzutreten. Mit Ausnahme der ganz hohen Schwierigkeitsgrade. Da man in Horizon 3 stets weit hinten in der Aufstellung startet und dies auch nicht beeinflussen kann, gerät man in der ersten Runde tendenziell in Rangeleien mit anderen Autos - der KI-Fahrer an der Spitze macht sich indes davon und ist häufig einfach nicht mehr einzuholen. Das passiert aber längst nicht bei allen Rennen auf diesem Niveau.

Funktioniert die Lenkrad-Steuerung?
Gerade unter PC-Spielern ist Lenkrad-Peripherie extrem beliebt. Deshalb bietet Forza Horizon 3 grundsätzlich Lenkrad-Support an, bei unseren Testrechnern klappte die Erkennung aber bei keinem Modell einwandfrei. Für unser Logitech-Lenkrad mussten wir beispielsweise sehr viele Konfigurationen und Feinabstimmungen manuell vornehmen - danach funktionierte alles, aber trotzdem: Wer sich bei Horizon 3 vor allem auf Fahrspaß mit Lenkrad, Gaspedal und Schaltung freut, sollte sich Zeit für Feinjustierungen einplanen. Wir haben bei Microsoft nachgefragt, inwieweit hier noch Optimierungs-Patches zu erwarten sind. Sobald die Antwort uns erreicht, finden Sie sie natürlich auf GameStar.de.

Und deshalb dürften solche Problemchen vor allem die Spieler stören, die Horizon 3 mit richtigem Leistungsehrgeiz angehen. Hier nervt auch, dass das Wechseln zwischen verschiedenen Autos, Tunings und Fahrzeug-Builds vor einem Rennen extrem fummelig ausfällt. Ein Profi will eine Strecke mit verschiedenen Motoroptimierungen fahren und muss vor jedem Versuch in die Horizon-Garage zurücktuckern, um dort händisch die Teile auswechseln. Das wäre definitiv eleganter gegangen. Auf der anderen Seite wird die Mehrheit aller Forza-Spieler mit diesen Detailmacken gar nicht erst in Berührung kommen. Denn Horizon 3 sollte man in erster Linie als spaßigen Arcade-Racer mit optionalen Simulations-Tweaks und bombastischer Open World begreifen. Und wenn dieser Test bisher angesichts der extrem hohen Wertung von Forza noch etwas nüchtern klingt, dann nur, weil wir uns die dicken Geschütze bis zum Schluss aufheben.

Auf die Plätze, fertig, Lob!

Forza Horizon 3 ist ein spielerisches Meisterwerk. Selten hat uns ein Rennspiel im Arcade-Sektor so lange so intensiv vor den Bildschirm gefesselt. Die Open World Australiens mit all ihren Sehenswürdigkeiten und Hunderten von Herausforderungen beeindruckt hinter jeder Ecke - und dass das weit mehr als optische Augenwischerei ist, verdankt das Spiel seinem hervorragenden Fahrgefühl. Egal, welches Auto man sich aus dem Fuhrpark von knapp 350 Vehikeln schnappt - es fährt sich einzigartig, nachvollziehbar, abwechslungsreich und griffig. Ein Muscle Car röhrt und vibriert unter uns vor Pferdestärken, Supersportwagen flitzen unkontrollierbar schnell Richtung Horizont und die zahlreichen Off-Roader verlangen im Dschungel extremes Geschick im Handling, kommen aber spürbar besser mit sperrigem Gelände klar. Auch Tunings, Wetterbedingungen und Bodenbeläge wirken sich auf das Fahrverhalten der Karren aus.

Forza Horizon 3 - Niedrige, mittlere und ultra Grafik-Details im Vergleich Video starten 3:56 Forza Horizon 3 - Niedrige, mittlere und ultra Grafik-Details im Vergleich

Auch technisch setzt das Spiel prinzipiell (!) neue Maßstäbe im Rennspiel-Genre. Auf dem PC profitiert Horizon 3 natürlich gegenüber der One-Version vor allem von der zusätzlichen 4K-Option und der besseren Kantenglättung. Auf Ultra-Details sind die Rennen aber auch in niedrigeren Auflösungen durch und durch eine Augenweide; ein Schaurennen gegen einen Helikopter im dichten Dschungel Australiens wirkt wie ein spielgewordener Image-Film der Tourismusindustrie. Und selbst auf »nur« hohen Details kann man sich an den Landschaften gar nicht satt sehen.

PC-Probleme

In der Theorie also ein Grund zur Freude, in der Praxis macht die PC-Technik aber teils unangenehme Probleme (siehe auch den separaten Technik-Check zu Forza Horizon 3). Auf unseren Testsystemen kam es zu Einbrüchen der Framerate, störenden Rucklern und Abstürzen - selbst mit den aktuellsten Treibern von Nvidia und AMD. Das war allerdings nicht auf allen PCs der Fall, so konnten wir Forza auf einem Rechner mit einer GTX 970 und einem Core i7 4790K in Full HD und hohen Details auch sehr stabil und flüssig mit 50 bis 60 fps genießen. Aber der hohe VRAM- und Arbeitsspeicher-Verbrauch sorgt in Kombination mit einer nicht optimalen Ausnutzung der CPU-Leistung (vor allem in Verbindung mit Intels Hyper-Threading-Technologie) für eine im Durchschnitt der Testrechner ziemlich unruhige Performance.

Wer die höchsten Einstellungen genießen will, sollte also mit einem High-End-System mit 16,0 GByte RAM und einer schnellen Grafikkarte mit mindestens 4,0 GByte VRAM an den Start gehen. Unsere Probleme beziehen sich dabei vor allem auf die PC-exklusive unbegrenzte Bildrate – wer das Spiel hingegen genau wie die Xbox-One-Version auf 30 Frames pro Sekunde festsetzt (die Option gibt's) bekommt im Schnitt ein ebenso geschmeidiges Ergebnis wie auf der Konsole. Wäre das nicht möglich, hätten wir um satte zehn Punkte abgewertet. Aber da man die PC-Version theoretisch und praktisch auf dem Niveau der Konsolenfassung in 30 Frames ausreichend flüssig und ohne Probleme spielen kann, beschränken wir uns auf fünf Punkte. Trotzdem: Von einer PC-Optimierung erwarten wir 2016 mit entsprechend schneller Hardware stabile 60 Bilder pro Sekunde in Full HD, und die sind nach aktuellem Stand in Forza Horizon 3 nicht immer gegeben.

Dieser technische Hickhack ändert aber nichts daran, dass der Titel rein spielerisch auf ganzer Linie überzeugt: Horizon 3 schnappt sich quasi die besten Aspekte aus dem simulations-lastigeren Forza Motorsport und übersetzt sie ins leichtherzige und kurzweilige Open-World-Konzept. Wenn man sich den Spaß am Fahren als komplizierte Melodie vorstellt, dann schafft es Forza Horizon 3, all die richtigen Töne punktgenau zu treffen, wie kein anderes Rennspiel es in den letzten Jahren hinbekommen hat. Oh, und wo wir schon bei Musikmetaphern sind: Auch der Soundtrack mixt auf acht thematisch unterschiedlichen Radiostationen fast 150 lizenzierte Musikstücke von Klassik über modernen Elektro bis hin zu Punk und Metal zu einer unheimlich stimmungsvollen Playlist für viele Geschmäcker. Wer mit einem Bugatti Veyron in Richtung Sonnenuntergang fährt, links und rechts das frei befahrbare Outback mit all seinen Sehenswürdigkeiten erblickt, die Konkurrenz hinter sich zurücklässt und dabei im Radio Lauren Mayburry von Chvrches lauscht, der erlebt ein unglaubliches Hochgefühl. Und das ging zumindest uns selbst nach 50 absolvierten Spielstunden noch so.

Forza Horizon 3 - Alle Autos in einer Liste ansehen

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