FTC gegen Intel - Schwere Vorwürfe, Verfahren eröffnet (Update2)

Nun ist es soweit: die Federal Trade Commission hat sich dazu entschlossen, ein Verfahren gegen Intel wegen Monopolmissbrauchs zu eröffnen.

Die Vorwürfe, die die FTC erhebt, sind gewaltig und lassen nichts Gutes für Intel erwarten. Intel habe beispielsweise 1999 und 2003, als AMD mit dem Athlon und dem Opteron Intel technisch überlegen gewesen sei, zu einer Reihe unfairer Methoden und Praktiken gegriffen, um den Erfolg von AMD-Produkten zu blockieren oder zu verlangsamen. Dazu habe man seine Markstellung ausgenutzt und auch irreführende Methoden genutzt, um AMD oder VIA-Produkte schlechter aussehen zu lassen. Damit habe man die Verbraucher geschädigt.

Intel habe Compiler für Programme heimlich und absichtlich so manipuliert, dass Programme auf Nicht-Intel-Prozessoren langsamer liefen und damit die Intel-Prozessoren im Vergleich wieder schneller wurden. Aktuell manipuliere Intel das Design seiner Prozessoren derart, dass die Zusammenarbeit mit Grafikchips von Konkurrenten möglichst schwierig werde, während man gleichzeitig seine eigenen Grafikchips gegenüber der Branche durch irreführende Aussagen bewerbe.

Chipsätze würden unterhalb der Kosten im Bundle mit CPUs verkauft, um Nvidia aus dem Chipsatz-Markt zu treiben. Intel hätte das Interface zwischen CPU und Chipsatz so entworfen, dass man jederzeit funktionierende Konkurrenzprodukte verhindern konnte. Bei Standards wie USB oder HDCP habe man seine Position ausgenutzt, um die Branche von den Standards zu überzeugen, während man die Spezifikationen der Konkurrenz möglichst lange vorenthalten habe und sich selbst so einen Vorteil verschafft habe. Benchmarks habe Intel manipuliert, sie seien unrealistisch und zu Gunsten von Intel übertrieben worden, sie seien also falsch und irreführend gewesen.

Die FTC scheint eine Preiskontrolle über Intel ins Auge zu fassen und will Intel dazu zwingen, die Informationen für Chipsets und Prozessoren nach Vorschriften der FTC an Konkurrenten zu lizensieren. Intel hat zu den Vorwürfen Stellung bezogen. Man habe entsprechend den Gesetzen gehandelt. Die Vorwürfe der FTC seien in letzter Minute aufgestellt worden, würden nicht auf Gesetzen basieren und sollen neue Regeln für Unternehmen einführen. Die Forderungen der FTC würden es Intel unmöglich machen, weiterhin Geschäfte zu tätigen. Das Verfahren würde den Steuerzahler Millionen Dollar kosten, weil die FTC die Vorwürfe gar nicht untersucht habe. Dies sei aber normalerweise üblich vor der Eröffnung eines Verfahrens.

Update 20. Dezember 2009

Bright Side of News hat einen Programmierer, dessen Firma selbst Benchmarks entwickelt, zu der Klage der FTC gegen Intel befragt. Van Smith erklärte, dass er sich mit Intel schon öfters wegen deren Compiler gestritten habe. Intel habe seit Jahren unzulässigerweise in seine Compiler eine Abfrage nach dem Herstellernamen des Prozessors eingebaut und danach die verschiedenen Compilerpfade genutzt.

Antwortete eine CPU mit „GenuineIntel“ und ergab die nächste Prüfung die Fähigkeit für „SSE2“, so wurde der hochoptimierte, schnelle SSE2-Pfad verwenden. War die Antwort der CPU jedoch „AuthenticAMD“, wurde der langsamste FPU-Pfad genommen, ganz egal, ob die CPU SSE2 beherrscht oder nicht. SSE2 ist aber oft doppelt so schnell, bei einfacher Genauigkeit ist der Vorteil noch größer. Das ist ein enormer Nachteil für Nicht-Intel-Prozessoren, insbesondere, da viele Programme genau diesen Compiler verwendet, da er auf Intel-Prozessoren so schnell ist.

Zu beweisen sei dies auch ganz einfach, indem man beispielsweise bei einem VIA-Prozessor den Namen auf „GenuineIntel“ veränderte und dadurch die Ergebnisse besser wurden. Als Beispiele für Benchmarks, die auf Nicht-Intel-Prozessoren künstlich langsamer laufen nannte Smith PCMark05, SysMark 2007 Preview und Everest Ultimate. Und es gäbe noch viel mehr. Es sei aber absolut unzulässig den Herstellernamen der CPU abzufragen, für die Fähigkeiten gäbe es genau vorgeschriebene Werte, die abzufragen seien.

Update 01. Januar 2010

Doug Freeman, ein recht bekannter Analyst von Broadpoint AmTech ist der Ansicht, dass die möglichen Folgen der Untersuchung der FTC gegen Intel allgemein vollkommen übertrieben beschrieben werden.

Intels Geschäftsbetrieb werde wahrscheinlich durch eine Strafe in keiner Weise behindert. Angeblich habe die FTC bereits gefordert, sowohl Lizenzen für die Chipsatz-Rechte als auch eine x86-Lizenz an Nvidia zu erteilen, aber Intel habe sich geweigert.

Intel könne sich viel besser verteidigen als allgemein angenommen werde und Chipsätze würden bald kaum noch wichtig sein, da immer mehr Funktionen wie Grafikkerne in die CPU integriert würden. Freedman ist der Ansicht, man sollte gerade jetzt Intel-Aktien kaufen. Sie würden von etwas mehr als 20 US-Dollar auf 29 Dollar steigen.

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