Seite 2: Galactic Civilizations 3 im Test - Planlos im Weltall

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Kampf gegen das Interface

Wir haben nämlich auch so genug zu tun. Und das bringt uns zum großen Schwachpunkt von Galactic Civilizations 3: dem Interface. Zur Erledigung all der beschriebenen Aufgaben - Produktion, Forschung, Erkundung und so weiter - geben uns die Macher von Stardock leider fürchterlich unkomfortable Werkzeuge in die Hand. Um etwa den Produktionsauftrag einer Kolonie zu ändern, müssen wir diese zunächst entweder auf der Karte finden oder aus einem schlecht sortierten, langsam scrollenden Register heraussuchen.

Ein Doppelklick auf das Symbol führt uns zur Oberfläche, wo wir wiederum aus einer langen Liste das gewünschte Gebäude wählen, dann den passenden Bauplatz selektieren und schließlich den Auftrag starten. Den alten brechen wir entweder ab oder ändern die Prioritäten entsprechend. Das sind ein halbes Dutzend Klicks und jede Menge Sucharbeit für eine simple Aufgabe!

Wenigstens der Versuch einer Komfortfunktion: Das Command Menü erlaubt es, mehreren Raumhäfen die gleiche Konstruktions-Order zu erteilen. Wenigstens der Versuch einer Komfortfunktion: Das Command Menü erlaubt es, mehreren Raumhäfen die gleiche Konstruktions-Order zu erteilen.

Anderes Beispiel: Unsere Wissenschaftler haben gerade neue Raketen entwickelt, mit denen wir nun unsere bestehende Flotte ausstatten möchten. Gibt es eine Methode, mehrere Schiffe gleichzeitig aufzurüsten? Nein, wir müssen ernsthaft jeden Raumer einzeln suchen, auswählen und upgraden. Und wir verwalten bei GalCiv 3 eben nicht nur zehn Planeten und ein paar Dutzend Jäger. Nein, der große Fortschritt gegenüber dem zweiten Teil soll explizit sein, dass unser Imperium Hunderte Welten und Einheiten umfasst. Willkommen in der Micro-Management-Hölle!

Pfadfinder statt Sternenherrscher

Erschwert wird die Verwaltung dadurch, dass wir ständig die Orientierung verlieren. Wenn wir wie im Genre üblich unsere Aufgaben per Tastendruck abarbeiten (hier: Tabulator), beamt uns das Spiel zwar direkt an den Ort des Geschehens, aber nur im Fall von Schiffen wird dieser auch auf der Karte dargestellt. Braucht dagegen eine Kolonie oder eine Raumwerft unsere Aufmerksamkeit, bekommen wir direkt den Konstruktionsbildschirm angezeigt. Und müssen dann anhand des Namens der Station oder des Planeten raten, wo genau wir uns gerade befinden. Oder per Escape das Menü zunächst wieder verlassen - dann wird die Karte wieder angezeigt.

Der Technologiebaum ist enorm. Der Vorteil: Wir können und müssen uns spezialisieren. Der Nachteil: Die meisten Entdeckungen sind nichtssagend. Der Technologiebaum ist enorm. Der Vorteil: Wir können und müssen uns spezialisieren. Der Nachteil: Die meisten Entdeckungen sind nichtssagend.

Theoretisch könnten wir dieses Problem mithilfe einer Eventliste umgehen, die die meisten wichtigen Ereignisse auflistet und uns per Mausklick zum jeweiligen Hotspot führt. Da wir dort jedoch allen Ernstes erledigte Einträge manuell löschen müssen, ist auch dieses Menü ganz einfach unbrauchbar. Wo man auch klickt, scrollt oder blättert, die Bedienung könnte kaum verworrener und unkomfortabler ausfallen.

Unser Negativfavorit: Wir können unsere Schiffe zwar bestimmte Felder automatisch bewachen lassen, jedoch melden diese sich schlicht nicht (oder unternehmen sonst etwas), wenn Gegner in Reichweite kommen, weshalb wir in Konflikten jede Runde wieder eigenhändig die Karte absuchen müssen, damit wir auch ja keine feindliche Armada übersehen.

Ach ja, die Kriegsführung. Vielleicht einer der simpelsten Aspekte von GalCiv 3. Überraschenderweise gibt es keine steuerbaren taktischen Kämpfe (die offizielle Begründung der Macher lautet ernsthaft, dass das zu viel Arbeit verursachen würde). Flottengefechte werden stattdessen automatisch ausgetragen. Wir können uns die Auseinandersetzungen lediglich in selbstablaufenden Sequenzen ansehen.

Die Beziehungsübersicht ist eines der wenigen gelungenen Menüs von GalCiv 3, weil sie alle wichtigen Infos einfach erfassbar darstellt. Die Beziehungsübersicht ist eines der wenigen gelungenen Menüs von GalCiv 3, weil sie alle wichtigen Infos einfach erfassbar darstellt.

Das ist vielleicht zwei, drei Mal spannend, danach wechseln wir zur Schnellberechnung. Gewisse Einflussmöglichkeiten auf den Ausgang genießen wir dennoch - eben über die erwähnte Forschung und den Schiffsdesigner, mit dessen Hilfe wir auch festlegen können, wie sich eine Einheit im Duell verhalten soll: offensiv, defensiv, passiv und so weiter. Unterm Strich sind aber auch die Schlachten in GalCiv 3 kein Highlight.

Interstellare Krabbelkäfer

Auch aus diesem Grund haben wir in den meisten unserer Testpartien eher auf kulturelle oder diplomatische Siege hingearbeitet. Alle unsere Planeten und Stationen umgibt eine Einflusssphäre, deren Ausdehnung wir über diverse Upgrades und Forschungsprojekte beeinflussen können. Schaffen wir es, diese Kulturgrenzen bis zu den Kolonien unserer Gegner zu erweitern, laufen diese mit etwas Glück irgendwann zu uns über.

Die Diplomatie ist etwas trickreicher: Hier geht es primär darum, sich das Wohlwollen und die Unterstützung anderer Fraktionen im galaktischen Rat zu sichern - durch Drohungen, Geschenke oder andere Manöver. Prinzipiell funktionieren die Verhandlungen in GalCiv 3 gut: Es gibt viele Optionen und Einflussmöglichkeiten und unsere Widersacher weisen alle wiedererkennbare Charakterzüge auf.

Die Drengin sind kriegslüstern, die Altarians gütig, die Yor vor allem an Forschung interessiert. Allerdings ist das Verhalten der KI-Gegner nicht immer nachvollziehbar. Sie erklären uns schon mal den Krieg, um gleich in der nächsten Runde wieder um Frieden zu betteln, oder fordern Tribut, um uns wenige Züge später mit Präsenten zu überhäufen. Hä?

Schöner Logik-Bug: Die Menschen hätten gerne den Universalübersetzer - ohne den sie diese Verhandlung gar nicht führen können. Schöner Logik-Bug: Die Menschen hätten gerne den Universalübersetzer - ohne den sie diese Verhandlung gar nicht führen können.

Wie so viele Aspekte des Spiels wirkt eben auch die Diplomatie noch etwas unfertig. In vielen Kundenrückmeldungen beklagen sich Käufer über Bugs und Ungereimtheiten, angefangen bei ärgerlichen, aber verschmerzbaren Crashes über Logikfehler etwa im Gegnerverhalten bis hin zu waschechten Plot-Stoppern, bei denen das Programm ab einer gewissen Anzahl an Runden einfriert und sich die Partie nicht mehr fortsetzen lässt.

Wir sind im Test von dergleichen glücklicherweise größtenteils verschont geblieben, allerdings hatten auch wir auf großen Karten mit massiven Performance-Problemen und Abstürzen zu kämpfen. Ein weiterer Grund dafür, dass dieser vermeintliche Fortschritt gegenüber dem zweiten Teil tatsächlich keiner ist. Seit dem Release sind bereits zwei Patches erschienen (unser Test bezieht sich auf Version 1.02) und wir bauen darauf, dass Stardock die technischen Schwierigkeiten in den Griff bekommt. Das kann allerdings noch dauern. GalCiv 2 war in seiner ursprünglichen Form auch nur für Leidensfähige spielbar.

2 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (64)

Kommentare(62)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.