Gefährten - Pferdammt gut

Ein treuer Hengst gerät zwischen die Fronten des Ersten Weltkriegs - eine perfekte Vorlage für Steven Spielberg. Der Regisseur macht in der Kinderbuch-Verfilmung Gefährten fast alles richtig.

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Vom Arbeitseifer Steven Spielbergs kann man sich eine Scheibe abschneiden: Im Winter erst erschien sein letzter Film, Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn 3D. Jetzt gibt es bereits den nächsten zu sehen, die Verfilmung des Jugendromans Gefährten. Spielberg hat beide Streifen bereits 2009 und 2010 abgedreht. Sie brauchten aber eine lange Nachbearbeitungszeit. Interessanterweise haben beide Geschichten Parallelen. In den Filmen geht es jeweils um einen Jungen, der Abenteuer mit seinem Haustier erlebt. War Tim und Struppi ein actionreicher Animationsfilm mit einem Hund als Co-Star, ist Gefährten ein bewegender Kriegsfilm - mit einem Pferd in der Hauptrolle.

Der Altmeister Spielberg beschäftigt sich gerne mit den Kriegszeiten des letzten Jahrhunderts. Neben mehreren Genrefilmen, darunter dem Klassiker Schindlers Liste, entwickelte er auch die gelobten Serien Band of Brothers und The Pacific. In Hinblick auf seinen neuen Film war es demnach sehr spannend zu sehen, wie sich dieser von seinen anderen unterscheiden würde, und ob er die Kritik an seinen Werken beherzigen würde. So gilt Der Soldat James Ryan beispielsweise als zu patriotisch und unfair einseitig. Kritik, aus der ein Spielberg gelernt hat? Gefährten ist übrigens bei den Oscars 2012 gleich für mehrere Auszeichnungen nominiert, darunter für den besten Film des Jahres.

Handlung

England, kurz vor dem Ersten Weltkrieg: Eine Farmersfamilie legt sich ein Pferd zu, das der junge Albert (Jeremy Irvine) liebevoll trainiert. Der Joey genannte Hengst hört alsbald treu wie ein Hund auf ihn und wird zum geliebten Gefährten. Ihre Freundschaft zerreißt jedoch, als sich Alberts Vater aus Geldnot gezwungen sieht, das Tier an vorbei ziehende Soldaten zu verkaufen. Albert will sofort freiwillig mit in den gerade startenden Ersten Weltkrieg ziehen, ist jedoch zu jung und bleibt unglücklich zurück.

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Während er also darauf warten muss, dass die Zeit verstreicht und er alt genug wird dem Pferd folgen zu können, erlebt dieses allerlei Abenteuer. An mehreren Fronten wechselt Joey seine Besitzer und wird so zum stillen Zeugen zahlreicher Kriegsschauplätze. Das Schicksal verspricht dann sogar eines Tages, sie wieder zusammenzuführen, doch der Krieg fordert seinen Tribut. Die große Freundschaft der beiden droht tragisch zu enden.

Da steht ein Pferd auf dem Flur

Es gibt sicherlich nicht viele Filme, in denen ein Pferd die Hauptrolle spielt. Bedenkt man, wie wenig Möglichkeiten ein Pferd überhaupt hat, Gefühle auszudrücken, erscheint Spielbergs Leistung umso beeindruckender. Das Pferd Joey erlebt derart viele herzzerreißende Momente, und macht so viel durch, dass selbst hartgesottene Gemüter hilflos mitgerissen werdem. Spielberg macht selbst Beziehungen zwischen Joey und anderen Pferden zu etwas sehr Bewegenden.

Dass die Handlung extra schonungslos auf Schmalz ausgelegt ist, wird dabei keineswegs versteckt. In umwerfenden Panoramabildern gedreht und musikalisch rührselig inszeniert, ist es ein Epos voller Pathos. Pferd und Freund müssen viele schier unüberwindbare Hürden bewältigen, um wieder zueinander zu finden. Eine übertrieben stilisierte Freundschaft, die Spielberg dennoch glaubhaft und wirkungsvoll in Szene setzt.

Alles Glück der Erde

Das Hauptpferd Joey wurde von über 10 Stuntpferden gespielt Das Hauptpferd Joey wurde von über 10 Stuntpferden gespielt

Das Tier wird zum Bindeglied einer episodenhaft erzählten Geschichte: Nach und nach erhält Joey andere Besitzer, unter anderem englische, deutsche und französische Soldaten. Dadurch ergeben sich abwechselnde Kapitel, in denen das Pferd abwechselnd Zeitzeuge wird. Jeder dieser Zwischenhalte erzählt eine kleine Geschichte, die stets eigene Highlights bietet. So versuchen etwa zwei deutsche Jungs zu desertieren oder ein französisches Mädchen, sich vor Soldaten zu verstecken.

Die Schauspieler der Nebenfiguren sind immer nur kurz zu sehen. Sie werden hauptsächlich von frischen Gesichtern gespielt, der Zuschauer erkennt unter anderem Thor-Bösewicht Tom Hiddleston. Sie machen ihre Sache jedoch sehr gut und verleihen auch kleinen, unwichtigen Figuren eine Wärme und Tiefe, die man von Nebenfiguren so selten gewohnt ist. Spielberg schafft dabei so viele Höhepunkte, dass man es kaum glauben mag. Immer und immer wieder malt er grandiose Szenen, die zutiefst bewegen.

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