Ich weiß, normalerweise muss man an dieser Stelle irgendein unbekanntes Spiel nennen. Und ja, bei der GameStar geht's vor allem um PC-Titel. Aber ich habe mir geschworen, hier nur die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit zu sagen. Mit der Hand auf dem Herzen: Meine größte Überraschung des Jahres war der Multiplayer von Uncharted 4. Das fällt wahrscheinlich fast schon in die Kategorie »Guilty Pleasure«, denn jeder Hardcore-Spieler von CS: GO, Rainbow Six: Siege oder Battlefield dürfte jetzt mit den Augen rollen.
Uncharted 4 ist im Mehrspieler durch die Bank »casual«, einsteigerfreundlich und der Inbegriff von seichter Unterhaltung. Trotzdem habe ich (als jemand, der privat extrem viel Zeit mit Siege und Battlefield verbringt) extrem viel Spaß mit den Team Deathmatches von Nathan Drake und Co.
Es gab eine Phase in der Spielegeschichte, etwa zwischen 2010 und 2013, da musste jedes größere Spiel einen Multiplayer-Modus haben, um die Community zusammenzuhalten, Wiederverkäufe von Konsolenversionen durch Accountbindung zu verhindern und ganz nebenbei noch die Spielzeit zu strecken. Assassin's Creed: Brotherhood bekam einen, Bioshock 2 auch, God of War 4, die Transformers-Spiele, ja sogar Tomb Raider - um nur ein paar zu nennen.
Diesen Mehrspieler-Angeboten fehlt es oft an Tiefgang, stattdessen gibt's ein solides Deathmatch-Gerüst mit Streak- und Ranking-System der Marke Call of Duty. In genau diese Kategorie fällt auch der Multiplayer von Uncharted 4. Und genau deshalb macht er mir so viel Spaß.
Seichte Sucht
Dort geht's darum, möglichst viel Spaß mit anderen Fans des Spiels zu haben, ohne mir über irgend etwas den Kopf zu zerbrechen. Ich schnappe mir Lazarevic, den Schurken von Uncharted 2, als Spielfigur und schieße mich als Berserker durch die Multiplayer-Arenen, entfessle ulkige Superkräfte, die beispielsweise Gegner mit Geistern beschießen, und freue mich über die B-Movie-Sprüche meines eindimensionalen Drecksacks.
Uncharted 4: A Thief's End - Multiplayer-Screenshots ansehen
Alles an diesem Modus ist intuitiv: Meine Waffen sind Klassiker wie AK-47 und Scharfschützengewehr, meine Bewegungsmöglichkeiten habe ich bereits im Singleplayer vertieft - und so sammle ich Abschüsse, helfe den Kollegen auf die Beine, ärgere Feinde mit fies geworfenen Granaten und habe dabei extrem gute Laune.
Ein Multiplayer muss mir nicht immer die Komplexität eines Schachregelwerks bieten oder Wochen der Einarbeitung benötigen, bevor ich meine ersten Erfolgserlebnisse feiern kann. Manchmal reichen auch einfach ein tropisches Setting, ein paar gut gelaunte Kollegen und eine grundsätzlich ausbalancierte Spielmechanik. Oh, und die kuriosen Kostüme für meine Spielfiguren sind natürlich auch eine coole Sache.
Als mich Uncharted 4 mit seinem launigen Multiplayer überrascht hat, habe ich für ein paar Wochen quasi nichts anderes gespielt - und seitdem schnuppere ich immer mal wieder in kuriose Mehrspieler-Modi von Spielen rein, bei denen ich schon vorab weiß, dass ich's wahrscheinlich nicht mit dem nächsten ESL-Dauerbrenner zu tun habe. Denn manchmal kann man gerade deshalb jede Menge Spaß damit haben.
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