Nicht zu Hause nachmachen!
Die amüsant absurde, bisweilen rührende Geschichte entwickelt sich zur spielbaren Tragikomödie. Es ist, als träfe der Woody-Allen-Film »Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten« auf die Fernsehserie »Southpark« und das Spiel Octodad.
Die Story unterhält mit etlichen »Ist das gerade wirklich passiert?«-Momenten. Wenn etwa der Held versehentlich Gegenstände in seine hintere Körperöffnung lutscht, die nicht dafür gedacht sind. Feuerlöscher etwa tun bereits beim Hinsehen weh. Diesen Humor auf Pillermann- und Po-Ebene-Niveau mag man oder nicht. Wenn nicht, macht man besser einen großen Bogen um Genital Jousting.
Angriff der Riesenschlangen
Die Poesie der Geschichte steht dafür in einem interessanten Kontrast zum Herrenwitz-Humor. Sie zeigt die verletzliche Seite des nicht harten Helden, der wegen seiner Komplexe sogar Albträume hat. Diese sind ähnlich erfreulich wie eine Phimose: Die Männer um ihn herum ändern ihre Gliedmaße, bis sie Anakondas gleichen und ihr Opfer förmlich erdrücken.
Transportiert wird die Story von einer erstklassigen Sprecherin aus dem Off, allerdings nur auf Englisch. Der Spieler sollte dieser Sprache sehr mächtig sein, möchte er alles verstehen, gerade ironische und sarkastische Zwischen- und ernste Untertöne. In unsere Wertung fließt das nicht ein, aber ein Warnhinweis ist Pflicht: Zumindest englische Untertitel wären der Verständlichkeit zuträglich gewesen, nicht mal die gibt es nämlich.
Mehr Film als Spiel
Der Storymodus hat ein Problem: Er ist spielerisch gesehen Magerquark. Für den fleischigen Joystick unseres Vertrauens den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um ihn unbeschnitten an ein paar Kreissägen vorbeizulotsen, gehört schon zu den Gameplay-Höhenpunkten, bei denen man auch mal das Zeitliche segnet.
Genital Jousting fehlt es darüber hinaus schlicht an Herausforderung, selbst vergeigte Missionsziele wirken sich fast nie aus. Insofern ist der Titel viel weniger Spiel denn Animationsfilm. Wie man lustige Physikeffekte nutzt, um den Unterhaltungswert bis zum Klimax zu steigern, hat der Surgeon Simulator bereits 2013 besser vorgemacht.
Der Preis ist heiß
Im Multiplayer-Modus liefert Genital Jousting spielerisch deutlich erfreulicher ab. Dass die Modi»Traditional«und das kooperativ ausgelegte »Date Night« kaum bis gar nicht Spaß machen und sie online so gut wie nie gedaddelt werden - geschenkt! Denn »Party« verbreitet genug gute Laune, bei bierseliger Stimmung unter Kumpels erst recht.
Hier steuert ihr euer Alimentenkabel unter anderem beim Kaktus-Rennen (Autsch!) und Viagra-Wettfressen oder schubst euch beim »Battle Royal«-Wrestling aus dem Ring. Das Spiel wählt jeweils zufällig fünf Minigames aus und verteilt für jede Runde Punkte. Je nach Abschneiden werden neue Disziplinen freigeschaltet. Auch der Partymodus funktioniert nur als Quickie zwischendurch, aber das ist bei einem Preis von 6,99 Euro völlig in Ordnung.
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