Seite 2: Ghost Recon: Wildlands im Test - Ubisofts Für und Wider

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Gemeinsam ghostet sich's besser

Folgende Situation: Wir (also vier menschliche Mitspieler) müssen im Koop-Modus als Ghost-Team eine bolivianische Party-Insel infiltrieren, um dort einen Gangster zu verhören. Im Voice-Chat vereinbaren wir, die Insel im Dunkel der Nacht mit dem Schnellboot anzufahren. Wir wissen, dass unsere Zielperson wahrscheinlich mit dem Helikopter fliehen wird, sobald wir entdeckt werden. Also setzen wir eine Person am Strand ab, damit sie sich an der Klippe hocharbeitet und die Helikopter bewacht. Die drei Kollegen fahren indes auf die andere Seite des Eilands und schleichen sich in die Villa.

Der »Helikopter-Spieler« stellt sich beim Ausschalten der Wachposten am Landeplatz (natürlich völlig absichtlich) laut an, alarmiert die Schergen und versteckt sich im Dickicht. Während alle Feinde zu den Helis spurten, greifen die drei Kollegen blitzschnell zu und schnappen sich die jetzt unbewachte Zielperson. Danach sammeln sie den einsamen Partner wieder mit dem Schnellboot ein und machen sich davon. Mission geschafft.

Solche Team-Aktionen funktionieren ausschließlich im Koop, und Wildlands wurde merklich auf dieses Zusammenspiel mit Kumpels optimiert. Die KI-Alternative verhält sich zwar zweckmäßig, belebt uns wieder und feuert auf Feinde, bleibt taktisch aber simpel gestrickt. Mit echten Menschen kann man die Sandbox-Freiheit von Wildlands hingegen voll auskosten.

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Einige Beispiele für grandiosen Koop

Sie können sich eine Rollenverteilung überlegen und beispielsweise mit zwei Leuten in einem gepanzerten Humvee hinter den beiden Kollegen herdonnern, die einen Truck sicher ans Ziel bringen müssen. Mit dem Bordgeschütz des Humvee geben Sie Feuerschutz und retten den Kumpels die Haut. Und selbst wenn wir's vermasseln, wird die anschließende Rettungsaktion zur heroischen Gemeinschaftsaktion.

Auch das gemeinsame Erkunden gehört zu den tollen Koop-Aspekten: Beispielsweise entdecken wir beim Heli-Flug eine verborgene Höhle in den Klippen Boliviens, die uns mitten in ein geheimes Drogenlabor führen.

Oder Kollege Johannes fliegt uns über eine Bohrinsel, damit wir mit dem Fallschirm (den man erst im Fertigkeiten-Menü freischalten muss) abspringen und den Feinden punktgenau auf dem Dach landen. Dann beharkt er die Fieslinge von der Seite mit der Bord-Minigun, während wir ihnen in den Rücken fallen. Das sind die glorreichen Spieler-Anekdoten, die Ubisoft fördern will. Doof nur, dass man sie als Spieler auch wirklich forcieren muss, um mit Wildlands lange Spaß zu haben.

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Ist Ghost Recon zu eintönig?

Wie bereits erwähnt: Wegen der knackigen KI macht es viel Freude, unterschiedliche Taktiken fürs Erledigen einer Mission auszuprobieren. Deshalb sind die ersten Stunden mit Ghost Recon gerade im Koop-Modus wirklich toll. Die Sache hat aber einen Haken: Sobald Sie für Ihr Team eine Taktik perfektioniert haben, wird die beim Großteil aller folgenden Aufträge exakt genauso funktionieren.

Denn die Herausforderungen wachsen spielerisch kaum. Wildlands wirft uns keine nennenswerten neuen Gegnertypen entgegen, sondern immer nur die gleichen Fußsoldaten (und ab und an ein bewaffnetes Fahr- oder Flugvehikel). Dahinter verbirgt sich ein mittlerweile klassisches Open-World-Problem vieler Ubisoft-Spiele: Auf der einen Seite gibt es Unmengen zu tun. Aber im Prinzip bleibt das Design der Aufträge über die komplette Spielzeit extrem gleichförmig - egal, ob Neben-, Haupt- oder Sandbox-Mission.

Entweder muss man irgendwo hinein kommen, alle Gegner töten oder einen Punkt halten. Unter diesen drei Aspekten lässt sich jeder Auftrag einordnen, und da die KI sich über die Spielzeit quasi gar nicht weiterentwickelt, funktionieren dieselben Taktiken immer und immer wieder. Wo Ghost Recon: Advanced Warfighter uns mit einem Plaza voller Panzer zum plötzlichen Umdenken zwang, nur um in der nächsten Mission einen gemeinsamen Vorstoß mit der Armee zu inszenieren, haben wir in Wildlands nach dem ersten Sektor im Prinzip alle Missionsvarianten gesehen und boxen uns fortan erfolgreich durchs Spiel.

Zusätzlich fehlt den Aufträgen in der Regel ein dramaturgisches Skript, das sie voneinander unterscheidet. Nebenmissionen ähneln häufig zu sehr den Hauptmissionen, meist muss man in einen Komplex voller Fußsoldaten gelangen. Die Jagd nach neuen Waffenupgrades in verborgenen Kisten lindert die Eintönigkeit immerhin, denn mit besseren Zielfernrohren kann man die eigene Taktik spürbar optimieren. Und auch der halbwegs solide Fertigkeitsbaum belohnt emsiges Abenteuern mit besseren Gadgets und mehr Durchhaltekraft. Nichts davon erfindet das Rad neu, aber es handelt sich trotzdem um eine nette Dreingabe.

Doch das Grundproblem bleibt bestehen: Ob Wildlands auf Dauer motiviert, hängt komplett davon ab, ob Sie mit Ihrem Team kreativ sein möchten. Falls man immer den direktesten Weg zum Ziel nimmt, wird der Kampf gegen das Kartell rasch eintönig. Und das frustriert, denn die Kampagne von Wildlands bietet eigentlich einen gigantischen Umfang mit Dutzenden Stunden Beschäftigung.

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Technische Ungereimtheiten

Der zweite große Stolperstein von Wildlands (neben der spielerischen Gleichförmigkeit) ist eigentlich gar kein einzelnes Problem, sondern ein Konglomerat aus Ecken und Kanten, die jeweils für sich genommen zwar nicht schwer ins Gewicht fallen, in der Summe aber auf mangelnden Feinschliff hindeuten. Zum Beispiel fehlte beim Test in einem Ort ein Collectible (trotz Anzeige auf der Mini-Map), und weil das nicht spawnen wollte, konnten wir einen Sektor nicht zu 100 Prozent abgrasen. Außerdem führten Nachlade-Freezes (trotz SSD-Installation) zu Verbindungsabbrüchen und Abstürzen.

Fit für Wildlands?Das muss ihr PC leisten, um es flüssig zu spielen

Die mögen rechnerbedingte Einzelfälle sein, viel regelmäßiger fallen dafür die unfairen Gegnerspawns in unserem Rücken auf. Oder verbuggte Positionierungen: Bei einer Verteidigungsmission sollen wir eine Anlage vor Gegnerwellen schützen, doch die Kerle hängen eh irgendwo in der Landschaft fest, sodass wir mühelos die zwei Minuten abwarten können. So macht Siegen keine Freude.

Johannes hat's aus dem Auto geschossen. Leider können wir ihn so nicht wiederbeleben. Johannes hat's aus dem Auto geschossen. Leider können wir ihn so nicht wiederbeleben.

Noch schlimmer: Missionen, die man komplett neu starten muss, weil wiederum ein Bug dafür sorgt, dass das Abhören einer Zielperson mittels Drohne nicht registriert wird. Und manchmal werden Mitspielern andere Zielpunkte angezeigt, weswegen sie den falschen Truck verfolgen.

Nichts davon wirkt sich auf Dauer so gravierend aus, dass man von einem technischen Fiasko sprechen könnte, aber Ubisoft sollte schnellstmöglich ein paar Patches nachreichen, wenn sie den kritischen Anti-Uplay-Stimmen in ihrer Community nicht noch mehr Futter geben wollen. Und damit kommen wir zum Debriefing unserer Redaktions-Review-Mission.

Ghost Recon: Wildlands - Grafik-Vergleich: PC gegen PS4 und Xbox One Video starten 3:06 Ghost Recon: Wildlands - Grafik-Vergleich: PC gegen PS4 und Xbox One

Für wen ist Wildlands wild?

Wenn Sie beim Begriff »Ubisoft-Formel« wütend zusammenzucken, werden Sie in Wildlands viele Gründe zu meckern finden. Das Spieldesign fällt sehr gleichförmig aus, der Spieler wird mit mehr oder weniger trivialen Belohnungs- und Upgradespiralen bei Laune gehalten. Story und Dialoge haben zu viel Fremdschäm-Potenzial und die Größe der offenen Spielwelt geht spürbar zu Lasten des Feinschliffs. Aber das alles ändert nichts daran, dass man mit Wildlands sehr leicht sehr viel Spaß haben kann - unter bestimmten Bedingungen.

Alles, was man braucht, sind einige Freunde und ein bisschen Kreativität. Wer als Spieler in die Hände spuckt und die Sandbox von Bolivien mit seiner ganz eigenen Marschroute erobert, erlebt wahnwitzige und immens spannende Geschichten, die man gemeinsam mit seinen Waffenbrüdern und -schwestern immer wieder am Lagerfeuer auspacken kann. Ähnlich wie bei GTA Online lebt die Welt von der Interaktion der Spieler.

Deshalb empfehlen wir Ghost Recon: Wildlands auch nur Action-Fans, die Lust auf Koop-Aktionen haben. Solo-Spieler sollten sich indes sehr genau fragen, ob sie mit der spielerischen Gleichförmigkeit und den fehlenden taktischen Möglichkeiten (wegen der ideenlosen KI-Kameraden) leben können. Falls nicht: Das allererste Ghost Recon von 2001 lässt sich bei Steam und Gog für fünf Euro schießen. Perfekt für ein bleihaltiges Retro-Wochenende.

Ghost Recon: Wildlands - Trailer zeigt »Post Launch«- und Season-Pass-Inhalte Video starten 1:53 Ghost Recon: Wildlands - Trailer zeigt »Post Launch«- und Season-Pass-Inhalte

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