Kleben auf der Überholspur
Wichtiger als die Optik ist, wie sich die Computergegner auf der Strecke behaupten. Fahrernamen wie Jean Alesi oder gar Mika Häkkinen lassen Formel-1-Experten aufhorchen: Richtig, Grand Prix 4 muss mit der veralteten Lizenz der Saison 2000 auskommen. Gegenüber F1 2002 mit den aktuellen Saisondaten ist das ein klarer Nachteil. Die Cleverness der KI-Piloten erinnert an GP 3 und ist weniger vielfältig einstellbar als beim EA-Sports-Konkurrenten. Im Optionsmenü entscheiden Sie, ob die Jungs entweder alle gleich gut fahren oder lieber so wie in der Saison 2000. Oder Sie lassen den Zufall entscheiden, wer wie stark ist. Sehr ulkig, wenn plötzlich Ausfall-König Alex Yoong ein Rennen nach dem anderen gewinnt.
Eines haben alle drei Einstellungen gemeinsam: Den Fahrern gefällt die Ideallinie so gut, dass sie diese nur ungern verlassen. Gut getimte Überholmanöver wie in F1 2002 sind hier seltener. Das Umfahren eines Hindernisses gelingt nicht immer - mehrmals verhakten sich während unseres Tests zwei oder mehr Autos in einem verunfallten Wagen. Auch das rechtzeitige Bremsen vor Kurven hätte Geoff Crammond besser hinbekommen müssen: Immer wieder donnerten uns eigentlich fahrstarke Piloten wie David Coulthard oder Michael Schumacher ins Heck. Da Sie nirgends einstellen können, wie aggressiv oder passiv die Gegner fahren, müssen Sie schlimmstenfalls den Unzerstörbarkeits-Modus aktivieren, um ein Rennen ungeschoren zu überstehen.
Mit Gas, Bremse und Force-Feedback
Wer vom eigenen Opel Corsa auf einen der 800-PS-Giganten umsteigt, wird sich schnell wundern, was ein herzhafter Tritt aufs Gaspedal alles anrichten kann. Dank der schon aus den Vorgängern bekannten Fahrhilfen entschärfen Sie die Raserei. Wie gewohnt schaltet man mit den Funktionstasten Lenk- und Bremsassistent, Ideallinie, Gangautomatik und dergleichen zu oder ab. Das ist sogar während des Rennens möglich. Eine Fahrschule wie bei F1 2002 fehlt; nur das relativ ausführliche Handbuch versucht, Einsteigern die erste Runde zu erleichtern. Wer dagegen schon 1995 mit Grand Prix 2 gefahren war, fühlt sich sieben Jahre später beim Programm-Enkel gleich wie zu Hause. Das Fahrgefühl ähnelt dem der Vorgänger - die beide richtungsweisend waren. Mit exakten Lenkbewegungen lässt es sich gut im Grenzbereich aushalten, und die Realitätsnähe ist sogar noch höher als bei den Vorgängern. Das Aufsetzen der Karosserie auf dem Boden wirkt sehr real, weil dadurch in Extremfällen der Wagen leicht springt und den Unterdruck verliert. Anschließend können Sie im Kiesbett darüber sinnieren, ob das Abkürzen über die Curbs wirklich so clever war...
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