Gray Matter im Test - Flirtversager mit Gänsehaut-Garantie

Das neue Spiel der Gabriel-Knight-Schöpferin Jane Jensen macht vieles falsch, Gray Matter erweist sich im Test aber dennoch als eines der außergewöhnlichsten Adventures der letzten Jahre.

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Die ersten Minuten eines Computerspiels sind wie ein Flirt: Es sollte sich von seiner Schokoladenseite zeigen, mir ein paar interessante Geschichten erzählen, seine kleinen Unzulänglichkeiten geschickt kaschieren und mich neugierig machen auf das, was vielleicht noch kommen mag. Wie man im Adventure-Genre richtig flirtet, hat zuletzt Lost Horizonwunderbar gezeigt. Wie man solch einen Flirt komplett in den Sand setzt, demonstriert mir Gray Matter: Es beginnt ebenso unlogisch wie unspektakulär, langweilt mit demotivierendem Rumgelatsche und ausschweifenden Dialogen, verschweigt aber gleichzeitig wichtige Hintergrundinformationen. Am liebsten hätte ich das neue Spiel von Jane Jensen (Gabriel Knight) gnadenlos abblitzen lassen. Und ein Glück, dass ich’s nicht getan habe! Denn Gray Matter ist ein typischer Fall von »Liebe auf den zweiten Blick«.

Der Anfang: Keine Puzzles, viel Langeweile

Ich spiele die Straßenzauberin Samantha »Sam« Everett, deren Motorrad nahe der Universitätsstadt Oxford plötzlich den Geist aufgibt. Da es aus allen Kübeln schüttet, ergaunert sie sich einen Unterschlupf in der Villa des (später ebenfalls spielbaren) Neurobiologen Dr. David Styles, indem sie sich als dessen neue studentische Hilfskraft ausgibt. Ihre Motive, ihre Herkunft, sogar ihre Passion für die Zauberei - all das bleibt anfangs vollkommen im Dunkeln.

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Stattdessen erklärt mir das Tutorial nach der Ankunft im Gästezimmer, dass ich meinen Hasen suchen muss (wo auch immer der plötzlich herkommt) und dazu doch bitteschön alle Objekte im Raum anklicken soll. Was nach einer überflüssigen Schikane klingt - schließlich können wir den »versteckten« Hasen auch per genre-typischer Hotspot-Anzeige sichtbar machen - erweist sich schon kurze Zeit später als wichtigster Tipp im ganzen Spiel.

Das Problem: Hotspots abklappern

Denn Gray Matter kehrt zur längst vergessen geglaubten Adventure-Unsitte zurück, dass ich bestimmte Objekte explizit anschauen muss, damit die Geschichte weitergeführt wird. So erscheint die Haushälterin erst dann auf der Bildfläche, wenn ich diverse Diplome und Patientenfotos von Dr. Styles begutachtet habe, ohne jeglichen logischen Zusammenhang. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Gegenstände erst im späteren Handlungsverlauf einen Sinn bekommen, ich sie also zwangsläufig mehrfach anklicken muss. Immerhin erspart mir die Schnellreisekarte von Oxford nicht nur viele Laufwege, sondern zeigt mir ebenfalls an, wo es noch was zu erledigen oder anzuschauen gibt. Dennoch irre ich auch im späteren Spielverlauf immer wieder ziellos durch die Gegend und klappere stupide sämtliche Hotspots ab - kein Vergleich zum Spiel- und Rätselfluss eines Lost Horizon oder Runaway 3.

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