Seite 3: Hall of Fame: Commodore Amiga 500 - Das farbenfrohe 16-Bit-Zeitalter beginnt

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Der Prozessor und Agnus

Amiga Workbench und Boing Ball, auf einem Bildschirm dank Co-Prozessor Copper und Multitasking. Amiga Workbench und Boing Ball, auf einem Bildschirm dank Co-Prozessor Copper und Multitasking.

Den Kern eines Amiga 500 bildeten der in der europäischen Version 7,09 MHz schnelle 68000-Prozessor von Motorola und drei Spezialchips, die ungewöhnlicherweise ohne Ausnahme gesockelt und nicht aufgelötet waren. Das machte Reparaturen und auch spätere Upgrades deutlich einfacher.

Der MOS 8370/8371-Chip »Agnus« sorgte für die Verwaltung der RAM-Zugriffe von der CPU und den anderen Chips, enthielt den sogenannten »Blitter«, der Daten im Speicher ohne CPU-Nutzung verschieben konnte und den »Copper«, einen mit der Bildausgabe synchronisierten Co-Prozessor. Copper war etwa dafür verantwortlich, mehrere Bildschirmausgaben in verschiedenen Auflösungen gleichzeitig darzustellen. Diese einzelnen Bildschirm-Ausgaben ließen sich am oberen Rand mit dem Mauszeiger herunterziehen und wieder nach oben schieben. Selbst heute ist es bei grafischen Benutzeroberflächen nicht möglich, verschiedene Auflösungen auf einem Display gleichzeitig anzuzeigen – dieser Effekt sorgte auch schon vor mehr als 25 Jahren für Aufsehen.

Agnus konnte anfangs nur 512 KByte RAM verwalten, auf das alle Chips Zugriff hatten und das daher auch »Chip-RAM« genannt wurde. Spätere Versionen von Agnus erlaubten auch 1,0 und dann sogar 2,0 MByte Chip-RAM. Speichererweiterungen für einen Slot auf der Unterseite des Amigas, die maximal 8,0 MByte groß sein durften, wurden als »Fast-RAM« bezeichnet und standen der CPU zur Verfügung.

Die Grafik

Ein Pavian im HAM-Modus war schon nahe am originalen Foto das Affen - jedenfalls für die damalige Zeit. Ein Pavian im HAM-Modus war schon nahe am originalen Foto das Affen - jedenfalls für die damalige Zeit.

»Denise« (MOS 8362) war der eigentliche Grafikchip des Amiga und konnte Auflösungen mit 320 und 640 Pixel Bildbreite sowie 200 und 256 Pixel Höhe darstellen. Ein sogenannter Interlace-Modus konnte die Anzahl der vertikalen Pixel zwar verdoppeln, wurde jedoch wegen der Halbierung der Bildfrequenz und dem dadurch auftretenden Flackern auf den meisten Monitoren nicht genutzt. Die Farbpalette bestand aus 4.096 Farben, von denen bis zu 32 gleichzeitig genutzt werden konnten, in einem weiteren Modus sogar 64. Die beeindruckendsten Grafiken nutzten aber den sogenannten »Hold and Modify«-Modus (HAM), bei dem tatsächlich 4.096 Farben dargestellt wurden. Allerdings durfte sich von einem Pixel zum nächsten die Farbe nur bei einer der Grundfarben Rot, Grün, Blau ändern.

Für die Darstellung von Fotos oder fast fotorealistischen Grafiken reichte dies aber aus, bewegte Animationen waren hingegen bei HAM nur mit weiteren Tricks zu erreichen und langsam. HAM war folglich der bevorzugte Modus für Grafik-Vorführungen, da kein anderer Rechner zu dieser Zeit Vergleichbares bot. Die Idee zu HAM hatte Jay Miner übrigens von einem Flugsimulator für das Militär, wollte den Modus aber wegen seiner Langsamkeit wieder aus dem Chip entfernen. Doch da dies Zeit und Geld gekostet und für ein »Loch« im Denise-Chip gesorgt hätte, blieb HAM dem Amiga erhalten – zum Glück

Der Sound

»Paula« (MOS 8264) schließlich ist der Audiochip, der aus dem Amiga den würdigen Nachfolger des Commodore 64 in Sachen Videospielmusik machte. Mit vier (in zwei Stereo-Paaren angeordneten) Kanälen, die 8-Bit-Sounds mit über 28 kHz in 64 Lautstärke-Stufen und neun Oktaven wiedergeben konnten, waren erstmals auch qualitativ gute Sound-Samples neben den für Videospiele üblichen synthetischen Klängen möglich. Außerdem enthielt Paula noch einen programmierbaren Controller für das Floppy-Laufwerk, der dafür sorgte, dass der Amiga auch Daten auf 3,5-Zoll-Disketten von IBM-PCs oder einem Apple II lesen konnte. Das folgende Video mit der Intro von Turrican II und der Musik von Chris Hülsbeck zeigt, was sich mit »Paula« alles erreichen lies.

Link zum YouTube-Inhalt

Kickstart & Workbench

Neben diesen Spezialchips gab es auch einen ROM-Baustein, der das sogenannte »Kickstart« enthielt, das grundlegende Betriebssystem des Amiga. Beim Amiga 1000 musste dieser Teil noch von Diskette eingelesen werden. Die grafische Benutzeroberfläche »Workbench« wurde allerdings weiterhin per Diskette gestartet. Für die meisten Spiele war dies aber nicht notwendig, so dass nach dem Einschalten des Amiga einfach die Spiele-Disk eingelegt wurde.

Für Experten stand ein Betriebssystem-Teil des Kickstart namens AmigaDOS mit Kommandozeile, Scripting und zum Verwalten von Dateien und Ordnern bereit. Alle Bestandteile zusammen wurden auch als AmigaOS bezeichnet. Selbst bei den gelegentlichen Abstürzen war der Amiga originell. Was bei Windows der Blue Screen of Death ist, war beim Amiga die »Guru Meditation«.

Die Kult-Fehlermeldung Guru Meditation, bei der der rote Rahmen auch noch blinkte: Der Zahlencode enthält Informationen über die Art des Fehlers. Wer sich schon immer gewundert hat, warum bei Gothic 3 die Fehlermeldung »Where is the Guru?« auftaucht, kennt nun den Grund. Die Kult-Fehlermeldung Guru Meditation, bei der der rote Rahmen auch noch blinkte: Der Zahlencode enthält Informationen über die Art des Fehlers. Wer sich schon immer gewundert hat, warum bei Gothic 3 die Fehlermeldung »Where is the Guru?« auftaucht, kennt nun den Grund.

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