Seite 5: Hall of Fame: Commodore Amiga 500 - Das farbenfrohe 16-Bit-Zeitalter beginnt

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Seltsame Produktpolitik bei Commodore

Der Amiga 600 war wegen des Fehlens von Ziffernblock und Amiga-500-Erweiterungsschacht unbeliebt und außerdem zu teuer. Der Amiga 600 war wegen des Fehlens von Ziffernblock und Amiga-500-Erweiterungsschacht unbeliebt und außerdem zu teuer.

Der Amiga 500+ mit ECS-Chipsatz war eben erst auf dem Markt, da veröffentlichte Commodore 1992 den kleineren Amiga 600 mit aufgelöteten ECS-Bauteilen, fehlendem Ziffernblock und einem damals neuen PCMCIA-Slot statt dem gewohnten Erweiterungs-Port – zum gleichen Preis von etwa 800 DM wie den Amiga 500+. Zwar gab es den kleinen Amiga 600 als HD-Version auch mit interner 2,5-Zoll-Festplatte, doch ein Erfolg war dieses Modell ebenfalls nicht.

Das eigentlich als Amiga 300 geplante Modell war noch kurz vor der Vorstellung zu Amiga 600 umbenannt worden. Die deswegen von vielen erwartete bessere Leistung war allerdings nicht vorhanden, außerdem fehlte die Kompatibilität zu typischen Amiga-500-Erweiterungen. Rückblickend erscheint besonders der Amiga 600 als Fehler von Commodore, da man noch im September des gleichen Jahres den Amiga 4000 mit einem stark verbesserten Chipsatz, 256 aus 16,7 Millionen Farben, mit 25 MHz schnellem 32-Bit-Prozessor Motorola 68040, vier Slots für Steckkarten und mit AmigaOS 3.0 veröffentlichte.

Ende 1992 schob Commodore nach diesem Profi-Modell die kleinere Version Amiga 1200 nach, der immerhin noch einen 14 MHz schnellen Motorola 68020-Prozessor, die gleichen Grafikfähigkeiten wie der 4000er und den PCMCIA-Slot sowie einen internen IDE-Controller für Festplatten wie der Amiga 600 bot. Die Hardware-Änderungen sorgten für einige Probleme bei der Kompatibilität zu älteren Spielen, was unter anderem auch daran lag, dass Commodore aus Kostengründen modifizierte 3,5-Zoll-PC-Laufwerke verbaute. Damit kam nicht jeder Kopierschutz zurecht. Trotzdem war der Amiga 1200 das letzte erfolgreiche Modell – entgegen aller Probleme und dem baldigen Ende von Commodore mit vermuteten Verkaufszahlen von etwas unter einer Million Exemplaren.

Technische Nachteile in 3D-Spielen

Der Amiga 1200 bot deutlich mehr Leistung in Sachen Prozessor und Grafik als der Amiga 500, war zu ihm allerdings nicht ganz kompatibel. Der Amiga 1200 bot deutlich mehr Leistung in Sachen Prozessor und Grafik als der Amiga 500, war zu ihm allerdings nicht ganz kompatibel.

Die verbesserten Grafikfähigkeiten des Amiga 4000 oder 1200 hatten aber einen entscheidenden Nachteil, da sie weiterhin auf der gleichen Technik wie bisher basierten. Besonders für die aufkommenden 3D-Shooter, die etwa id Software berühmt machten, war die Art und Weise, wie ein Amiga Grafiken im Speicher hält, nicht besonders geeignet. Die Farbe eines Bildpunktes wurde beim Amiga durch mehrere Bitplanes, eine Art Salami-Scheiben-Anordnung von Bildschirmflächen mit je einem Bit pro Bildpunkt bestimmt. Ein Pixel erhielt seine Farbe aus den einzelnen Bits an einer bestimmten Position aller dieser Schichten. Je mehr Schichten, umso mehr Farben konnte die Grafik darstellen.

Wird ein Pixel verändert, müssen allerdings auch alle Bitplanes verändert werden. Das dauert länger als bei einem einzigen, leicht auslesbaren und veränderbarem Byte, bei dem die Bits direkt »nebeneinander« liegen. Bei 2D-Grafik spielte dieser Unterschied keine Rolle, bei 3D-Grafik war der PC gewaltig im Vorteil, da ein bewegtes Pixel einfach nur als einziges Byte im Videospeicher verschoben werden musste. Dazu kam noch die Möglichkeit, die Grafikkarte eines PC einfach aufzurüsten und dessen 3D-Fähigkeiten mit jeder Chipgeneration zu modernisieren. Diese Möglichkeit gab es für den Amiga zwar auch, sie blieb jedoch den teuren Profi-Modellen Amiga 2000, 3000 und 4000 mit ihren Steckplätzen vorbehalten und war für Spiele daher uninteressant.

Das Ende von Commodore und des klassischen Amiga

1993 versuchte Commodore, durch Preissenkungen entgegen zu steuern und warf erneut eine Konsolenversion namens »CD32« auf den Markt, diesmal auf Basis des Amiga 1200. Als erste 32-Bit-Konsole mit CD-Laufwerk war das CD32 kurzfristig erfolgreich und auch der Amiga 1200 war zumindest in Europa recht beliebt, Commodore jedoch schrieb große Verluste, da die Verkäufe in den Jahren zuvor nicht den Erwartungen entsprochen hatten. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte sicher auch die von vielen als schlecht bezeichneten Bereiche Marketing und Produktplanung. Als Beispiel seien hier nur die Ausgaben für den letztlich überflüssigen Amiga 600 und das Abstreiten der Existenz des Profi-Modells Amiga 3000 noch 30 Minuten vor dessen offizieller Vorstellung genannt. Spötter hielten die Marketing-Abteilung von Commodore sogar für »unfähig, einem Verdurstenden in der Wüste Wasser zu verkaufen«. Wer nicht schon einen Amiga besaß, erfuhr nur selten durch Werbung von dessen Existenz und Möglichkeiten.

Trotz der finanziellen Probleme kündigte das Unternehmen im März 1994 sogar eine Tower-Version des Amiga 4000 an, die aber nur noch in geringen Stückzahlen erschien. Am 29. April 1994 meldete Commodore schließlich Insolvenz an. Rettungsversuche schlugen fehl und es wurden nur noch die vorhandenen Amiga-Modelle abverkauft. Im Juni 1994 starb auch der »Vater des Amiga« Jay Miner an Herzversagen. Damit endete das Kapitel Amiga, sofern es die originalen Rechner und vor allem auch den Klassiker Amiga 500 betrifft.

Commodore wurde letztlich nur wegen seines bekannten Markennamens von Escom gekauft, die danach Commodore-PCs und Commodore-PC-Zubehör anboten. Die Marke Amiga wurde von der durch Escom gegründeten Firma Amiga Technologies verwaltet, während Escom selbst 1996 in Konkurs ging. Jahrelang gab es noch ein reges Hin und Her um diverse Rechte, Gerüchte über ein neues Betriebssystem und angeblich neue Modelle mit PowerPC-Prozessoren. Tatsächlich gibt es heute noch immer eine kleine Community mit Amiga-Fans, die Rechner mit PowerPC-CPUs und einem entsprechenden AmigaOS verwenden. Mit den eigentlichen Amiga-Rechnern von Commodore, um die es in diesem Artikel geht, hat das aber nur noch wenig zu tun. Für die originalen Amigas gibt es wie auf dem PC oder dem C64 aber noch immer eine aktive Demo-Szene.

Der Amiga CD 32 gehörte zu einer Reihe von wenig erfolgreichen Konsolen wie dem Sega Mega-CD, dem 3DO und dem Atari Jaguar. Der Amiga CD 32 gehörte zu einer Reihe von wenig erfolgreichen Konsolen wie dem Sega Mega-CD, dem 3DO und dem Atari Jaguar.

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