Hall of Fame: Pirates! - Sechs Pixelhäuser um des Toten Manns Kiste

Von Django Sloops und der fieberhaften Suche nach Gran Granada: eine Liebeserklärung an Pirates!, den Großvater der Sandbox-Spiele.

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Unsere erste Django Sloop werde ich nie vergessen. Mein großer Bruder hatte sie gekapert, während ich beim Fußballtraining war, und als ich nach Hause kam und er mir stolz seine Beute präsentierte, war ich angemessen beeindruckt. »Sloop (dmgd)« stand auf dem Bildschirm, und nachdem keiner von uns wusste, was »dmgd« bedeutet und der sonst so zuverlässige Langenscheidt bei diesem Begriff den Dienst einstellte, beschlossen wir, dass es sich um eine ganz besondere Sloop handeln müsse.

Jochen Gebauer

Ehrfürchtig erklärten wir die Schaluppe zum Flaggschiff des berüchtigten Piraten Jack Daniels und wurden prompt von einer spanischen Galeone versenkt. »Vielleicht dreht sie sich mit dem Wind schneller?«, versuchte mein Bruder die rätselhafte Trägheit der neuen Wunderwaffe zu erklären. Tat sie aber nicht.

Die Django Sloop war beweglich wie ein Sack Zement; lediglich sinken konnte sie in einem atemberaubenden Tempo. Es sollte bis zum Englisch-Unterricht im Gymnasium dauern, dass ich dem Mysterium der Django Sloop auf die Schliche kam. Der Tag, an dem ich realisierte, dass »dmgd« einfach eine Abkürzung für »damaged« (»kaputt«) war, wir also ehrfürchtig mit einer sturmreif geschossenen Schaluppe in die Seeschlacht gezogen waren, gehört nicht zu meinen Sternstunden.

Deswegen legendär
- offene Welt mit dynamischen Ereignissen
- sanfte Rollenspiel-Elemente
- spannende Seeschlachten und coole Säbel-Duelle
- Django-Sloops

Bei den acht kleinen Pixeldörfern unten links handelt es sich um das blühende Maracaibo. Bei den acht kleinen Pixeldörfern unten links handelt es sich um das blühende Maracaibo.

GTA auf hoher See

Curacao ist stinkreich. Da könnte man ja mal ... Curacao ist stinkreich. Da könnte man ja mal ...

Pirates!, dieses Spiel mit dem geschrienen Namen; diese Piraten-Simulation mit ihren Land- und Seegefechten, ihren aufregenden Joystick-Duellen gegen feindliche Kapitäne und ihrer für damalige Verhältnisse geradezu überwältigenden spielerischen Freiheit in der belebten Karibik; dieses GTA der Freibeuterei, in dem ich anfangs mit meiner schäbigen Schaluppe losschipperte, um später Galeonen zu kapern, Schatzflotten zu jagen, Städte zu erobern und die schönste Gouverneurstochter zwischen Vera Cruz und Barbados zu ehelichen, während sich um mich herum die computergelenkten Kolonialmächte gegenseitig bekriegten - dieses Pirates! also war nicht nur meine erste Begegnung mit dem Namen des späteren Civilization-Papstes Sid Meier, sondern auch das erste Spiel, in dem ich mich buchstäblich verloren habe. Und eines, mit dem ich so viele naiv-kindliche Erinnerungen verbinde, dass ich tatsächlich einen Kloß im Hals spüre, wenn ich daran zurückdenke.

Wie ich mit einem einzigen Mann und schweißnassen Händen die größte Festung der Karibik erobert habe, zum Beispiel, während mein Bruder nervös an den Nägeln kaute und sich kurz vor dem finalen Triumph die Augen zuhalten musste. Wie wir nach erfolgreicher Kaperfahrt zurück ins englische Barbados segeln wollten, bloß um festzustellen, dass dort inzwischen die spanische Flagge wehte - ein Moment, der mich nachhaltiger schockierte als jeder Plot-Twist.

Der Kartograph

Oder wie in Gran Granada eine Goldmine nach der anderen entdeckt wurde, was mich fuchsteufelswild machte, weil ich keine Ahnung hatte, wo sich dieses verdammte Gran Granada befand. Die Sache war nämlich folgende: Mein bester Kumpel Paul hatte mir zwar das Spiel geliehen, aber nicht die mitgelieferte Karte (er behauptete, dass ich immer alles verlieren würde; eine Anschuldigung, die ich vehement abstritt, obwohl sie völlig richtig war). Also zeichnete ich eben selbst eine. Es war ein aberwitziges Projekt: Ich wütete durch Zeichenblocks, radierte mir die Finger wund, wollte unbedingt den korrekten Maßstab hinkriegen, und ich glaube, meine Eltern hegten zum ersten Mal erhebliche Zweifel daran, dass es eine gute Idee war, ihrem zweitgeborenen Sohn einen C64 zu schenken. Am Ende kannte ich jede Stromschnelle und jede Pixelpalme, aber verdammt, meine Karte war gut. Nein, sie war perfekt. Der Tag, an dem ich sie stolz meinem Vater zeigte und er mich fragte, warum ich nicht einfach in einen Atlas geguckt hatte, gehört übrigens auch nicht zu meinen Sternstunden.

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