Hard Reset im Test - Ich mach dich Schrott

Der PC-exklusive Ego-Shooter Hard Reset kommt im Test ein bisschen primitiv daher, ist aber eigentlich nur altmodisch. Statt filmreifer Inszenierung wird die Genre-Tradition hochgehalten. Und die heißt: ballern, ballern, ballern!

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Serious Sam, Painkiller, Will Rock, Necrovisionund Co. All diese Ego-Shooter bedienen eine ganz bestimmte Klientel, eine Zielgruppe, für die der Slogan »Putting the Fun back in the Gun!« des Genrevertreters Bulletstormwichtiger ist als jede super-dramatische Skriptsequenz, etwaige Handlungselemente oder möglichst clevere Taktiken der gegnerischen Truppen.

Diese Spieler wollen einfach nur spaßige, unkomplizierte Action in ihrem Lieblingsgenre erleben – und mit Hard Resetwill sich nun ein weiterer Oldschool-Shooter des polnischen Entwicklers Flying Wild Hog zu dieser Riege dazugesellen. Und schafft es!

Steam:
Hard Reset gibt’s derzeit nur als Download-Titel über Valves Onlineplattform Steam zu kaufen. Ein Weiterverkauf fällt damit flach.

Worum ging’s noch mal?

In naher Zukunft übernehmen Maschinen die Herrschaft über die Erde und rotten die Menschheit systematisch aus. Wer hier Parallelen zu den Terminator-Filmen erkennt, hat recht. Und genau wie dort spielt auch in Hard Reset ein Widerstandkämpfer der noch übrig gebliebenen Humanoiden die Hauptrolle. Der heißt allerdings nicht John Connor sondern James Fletcher, tut aber ansonsten dasselbe: Maschinen verschrotten. Die sind gerade dabei in die wohl letzte menschliche Bastion, die Stadt Bezoar, einzufallen.

Das Setting Die düstere Metropole Bezoar erinnert an ein futuristisches Gotham City.

Die Effekte Die Explosionen und andere Effekte gehören mit zum schönsten an Hard Reset.

Die Gegner Die Gegnervielfalt lässt leider etwas zu Wünschen übrig.

Die N.A.N.O-Punkte Derartige Brocken sind zäh, werfen aber auch ordentlich N.A.N.O-Punkte ab.

Im weiteren Handlungsverlauf stoßen wir dann noch auf storytechnische »Überraschungen« wie das Injizieren von Nano-Technologie direkt ins Hirn, die Verfolgung irgendeines Wissenschaftlers etc. pp. So weit so klischeeerfüllend – aber sein wir mal ehrlich: Wer spielt so ein Spiel wegen seiner ausgefeilten, wendungsreichen Handlung? Diese Frage stellten sich wohl auch die Entwickler und beantworteten sie sich mit einem klaren »Niemand!«. Entsprechend spartanisch fällt die Inszenierung der Handlung per Comicsequenzen aus, deren Stil man schon mögen muss. Wir hatten eher den Eindruck, dass sie mehr eine nette Alternative zum üblichen Ladebildschirm sind, als ein echter Versuch uns auf mitreißende Art in den roten Faden einspinnen zu wollen. Denn die handgezeichneten, mit Sprechblasen und Sprachausgabe untermalten Bildchen huschen nur während der Levelwechsel über den Bildschirm.

Wir müssen zusätzlich gestehen, dass wir sie nach Beendigung der Ladesequenz das eine oder andere Mal kurzerhand weggeklickt haben. Entsprechend belanglos fällt auch das Ende der Handlung aus – aber um die Frage noch einmal zu stellen: Wer spielt so ein Spiel wegen seiner ausgefeilten, wendungsreichen Handlung?

Schrottverwertung

Hard Reset will keine tiefgründige Botschaft mitteilen. Will nicht, dass man aufgewühlt vor dem Bildschirm sitzt und sich den Kopf über sein Handeln zermartert – es will einfach nur auf unkomplizierte Art und Weise unterhalten. Die Fragen, die man sich also stellt sind nicht »Reißt mich das Schicksal der Überlebenden mit?« oder »Versteckt sich irgendwo da drin eine Zukunftsvision der Entwickler, die sie mir vermitteln wollen?« sondern: »Hab’ ich ein ordentliches Waffenarsenal? Zerlegt es die Gegner gepflegt in tausend Teile? Und sind die Explosionen fett?«

Hard Reset - Screenshots ansehen

Kurz und knapp: Ja, ja und … ja. Freunde unkomplizierter und trotzdem opulenter Balleraction werden ordentlich bedient. Hard Reset liefert dafür ein fesches Dark-Sci-Fi-Szenario mit Cyber-Punk-Anleien – die Stadt Bezoar mutet ein wenig wie ein futuristisches Gotham City an. Eine echte und vor allem einigermaßen unverbrauchte Alternative zu Zeitreise, Zweiter Weltkrieg und Konsorten. Entsprechend detail- und abwechslungsarm fallen aber auch die Spielabschnitte aus. Diese bestehen genretypisch in erster Linie aus über Gänge miteinander verbundenen Räumlichkeiten, seltener auch aus Außenarealen in Form von Straßenzügen, in denen uns stocksaure Gegnerhorden angreifen.

Im Fall von Hard Reset sind das natürlich Roboter respektive Cyborgs. Diese stürmen zwar (ebenfalls genretypisch) ziemlich dumpf auf uns zu, haben aber trotzdem jeweils ihre persönliche Spezialität: Da wäre etwa die kleine, knuddelige Bombendrohne, die sich beherzt in unserer Nähe in die Luft sprengt oder ein großer, robuster Rammbock auf zwei metallenen Beinen, der uns, angetrieben von einem Nachbrenner, gegen die nächste Wand klatschen möchte. Nicht nur die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Blechdosen sondern auch die mögliche Miteinbeziehung der Spielumgebung bringt einen Hauch Taktik in die Gegnerbekämpfung. So sind die Spielabschnitte neben den klassischen, roten Explosivfässern auch mit sprengbaren Autowracks und Stromgeneratoren vollgestopft, die unseren Metallfreunden die Späne aus der Hülle fräsen.

Allerdings lassen sich die unterschiedlichen Maschinentypen an einer Hand abzählen. Hier hätte das Spiel deutlich mehr Abwechslung vertragen. Ein wenig wird dieses Manko aber durch die gigantisch großen und ziemlich beeindruckenden Bossgegner wieder wett gemacht, an denen wir uns schon mal zehn Minuten lang den Abzugsfinger wundschießen.

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