Seite 2: Hardcore-Simulationen - Teil 2: Trecker auf Höhenflug

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Berufspiloten als Stunt-Flieger

Viel anspruchsvoller und detaillierter ist hingegen die klassische Gattung der Simulationen, allen voran die Flugsimulationen. Seit 1991 gehört Aerosoftzu den weltweit führenden Anbietern von Flug- und Eisenbahnsimulationen; passenderweise sitzt die Firma direkt am Flughafen Paderborn/Lippstadt.

Aerosoft-Geschäftsführer Winfried Diekmann liefert Fliegern, Eisenbahnern und Busfahrern laufend Addon-Nachschub. Aerosoft-Geschäftsführer Winfried Diekmann liefert Fliegern, Eisenbahnern und Busfahrern laufend Addon-Nachschub.

Die Flieger-Zielgruppe ist älter als beim Landwirtschafts-Simulator und Co., verrät uns Geschäftsführer Winfried Diekmann, nämlich im Durchschnitt 50 Jahre und, wir ahnen es, männlich. Die Zielgruppe reicht von 20 bis 80 Jahren, die Eisenbahner sind hingegen dezent jünger, von 15 bis 75 Jahren. Auch hier greifen erstaunlich viele echte Flieger und Zugführer zur Simulation: »Rund 20 Prozent der Spieler haben auch im echten Leben mit der Fliegerei und ihrem Umfeld zu tun, bei den Eisenbahn-Simulationen sind 20 bis 30 Prozent im Verkehrsbereich tätig«, so Winfried Diekmann.

Gerade die Privatflieger nutzen seine Simulationen zum Üben, oder um »sich einen für sie neuen Flughafen oder eine neue Landschaft schon mal von oben anzuschauen. Berufspiloten machen das eher weniger, die wollen Spaß und fliegen auch mal unter Brücken durch.« Wir müssen grinsen - und sind gleichzeitig erleichtert, dass die Luftikusse sich nur am PC austoben.

Hawaii - Los Angeles - Erfurt

Seit 1991 hat sich der Simulationsmarkt allerdings stark verändert. Ender der 90er, Anfang dieses Jahrtausends war die Hoch-Zeit der Flugsimulationen - bis sich Microsoft immer mehr auf die Xbox konzentrierte und die PC-Spiele völlig unverständlicherweise zu vernachlässigen begann, inklusive der prestigeträchtigen Flight Simulator-Serie, die schon 1982 (!) startete und 2006 mit Flight Simulator X endete. Während sich der Simulator selbst im Sinkflug befindet, verkaufen sich die Addons laut Aerosoft-Chef Diekmann konstant.

Im Predator- Addon für den Flight Simulator X steuern wir eine UAV-Drohne – auch mit Raketen-Bestückung gegen Terroristen. Im Predator- Addon für den Flight Simulator X steuern wir eine UAV-Drohne – auch mit Raketen-Bestückung gegen Terroristen.

Und wir sprechen hier nicht von ein, zwei Addons wie bei herkömmlichen Spielen, sondern von Hunderten, die sich jeweils auf ein einziges Thema spezialisieren. Die eingangs erwähnte Spionage-Drohne ist genauso dabei wie unzählige Flughäfen, Maschinen und Landschaften: Per Addon können Sie Flugplätzchen wie Erfurt oder Saarbrücken anfliegen, aber auch die teils riesigen Flughäfen von Los Angeles - oder doch lieber Fairbanks, den zweitgrößten Flughafen von Alaska? Die griechische Insel Mykonos hat ebenso ein eigenes Addon wie die Gletscher der Schweiz oder Hawaiis Inselwelt.

Landwirtschafts-Simulator 2013 - Test-Video zur PC-Version Video starten 5:53 Landwirtschafts-Simulator 2013 - Test-Video zur PC-Version

»Der US-Handel ist zu blöd!«

Wer als Publisher so ein breites Sortiment anbietet, hat es im Laden nicht leicht. Auf große Ketten wie Best Buy in den USA ist oder Game in England ist Winfried Diekmann nicht wirklich gut zu sprechen: »Deren Management hat nur das junge Publikum im Auge, Simulatoren gelten da als angestaubt und finden gar nicht erst statt.«

Aerosoft-Geschäftsführer Winfried Diekmann liefert Fliegern, Eisenbahnern und Busfahrern laufend Addon-Nachschub. Aerosoft-Geschäftsführer Winfried Diekmann liefert Fliegern, Eisenbahnern und Busfahrern laufend Addon-Nachschub.

Daher greifen immer mehr Kunden notgedrungen zum Download, obwohl die älteren eigentlich Packung, Datenträger und vor allem ein ordentliches Handbuch bevorzugen, am besten noch Karten dazu. Dafür würde die betuchtere Kundschaft auch tiefer in die Tasche greifen, zumal es nicht bei den Addons bleibt: Ein Simulatorkunde kauft sich schließlich auch Rechner, Monitore und vor allem Steuer-Hardware dazu. »Der US-Handel ist zu blöd, wenn er das nicht merkt!«, schimpft der Aerosoft-Geschäftsführer, lobt aber den deutschen Platzhirschen: »Media Markt hat das gut erkannt, seit 2001, 2002 stehen die Simulatoren in einem eigenen, übersichtlichen Regal. Das ist klassische Kundenbindung! Außerdem hat der Media Markt auch oft Simulations-affines Personal, das gut berät - das merkt man dann am Umsatz.« Natürlich ist der Online-Vertrieb per Download wichtig für die Ostwestfalen, »weil wir ja nicht jeden Flughafen in eine Box packen können.« Rund 40 Prozent des Umsatzes gehen über den eigenen Shop.

Steigende Verkaufszahlen verbucht Aerosoft übrigens auch bei einem eigentlich ganz profanen Verkehrsmittel: dem Bus. Allen voran beim OMSI, kurz für Omnibussimulator, der exakt eine einzige Strecke bietet, nämlich die Linie 92, elf Kilometer durch Spandau. Warum ausgerechnet diese Bus-Simulation so gut ankommt? Die Antwort steckt im menschlichen Hang zur Nostalgie: Der OMSI fährt nämlich keine modernen Busse auf, sondern simuliert die späten Achtzigerjahre in Berlin, inklusive Mauer. Und genau das scheint den Nerv der älteren Zielgruppe zu treffen, die damals wirklich mit dem Bus fuhr - und jetzt die alten Bilder und vor allem Geräusche wiedererlebt: das Zischen der Türen, der Motorensound beim Anfahren. So haben auch Stadtmenschen ihre eigene Simulation...

Mit dem Omnibus-Simulator durchs Berlin der späten 80er, inklusive Golf2 und anderer zeitgenössischer Pkw. Mit dem Omnibus-Simulator durchs Berlin der späten 80er, inklusive Golf2 und anderer zeitgenössischer Pkw.

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