Seite 2: Hardcore-Simulationen - Teil 3: Krawall im All

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Crowdfunding-Knacker

Während Egosoft unter den Publisher-Fittichen von Deep Silver arbeitet, hat Chris Roberts einen ganz anderen Weg gewählt: Crowdfunding. Klar, Kickstarter und Co. sind überrannt, trotzdem schaffte Roberts einen neuen Rekord, indem er allein über Kickstarter mehr als 2,1 Millionen Dollar einsammelte, plus über 5,4 Millionen Fan-Dollar über seine eigene Webseite Roberts Space Industries (Stand 8. Februar 2013). Macht zusammen über 7,5 Millionen Dollar oder 5,6 Millionen Euro, gesammelt von über 109.000 Kleininvestoren!

Einen Publisher braucht Chris Roberts somit nicht mehr - was auch besser so ist, denn Roberts und Publisher sind wie Feuer und Wasser, gerne schimpft er heute noch über Microsofts Xbox-Hörigkeit, die Roberts' Leib-und-Magen-Plattform PC komplett vernachlässigte. Außerdem ist der Veteran nicht gerade einer der pünktlichsten Entwickler, sein Erscheinungstermin »Ende 2014« also mit Vorsicht zu genießen. Was aber in Ordnung geht, schließlich ist ein Weltraumspiel auch ohne Perfektionist Roberts ein komplexer Entwicklungsbrocken.

Rückkehr des Elite-Machers

David Braben David Braben

Kurz nach der Paukenschlag-Ankündigung von Star Citizen startete auch ein anderer Weltraum-Veteran sein Kickstarter-Projekt: David Braben will mit Elite: Dangerous die Achtzigerjahre wiederbeleben. 1984 kam kein C64 an seinem Elite vorbei, das trotz Magertechnik (nackte Drahtgitter-Polygone!) als die allererste richtige Weltraumsimulation gilt. Obwohl Elite nach und nach alle Systeme bin hin zum DOS-PC eroberte, waren die Nachfolger von 1993 (Elite: Frontier) und 1995 (Elite: First Encounters) kommerziell nahezu erfolglos.

Beide erschienen völlig verbuggt, und Braben setzte stark auf echtes Simulations-Verhalten à la Isaac Newton: Wegen der realistischen Flugphysik (Trägheit, Schwerkraft und so Zeug) rasen wir nur für Millisekunden am Gegner vorbei, Dogfights in Hollywood-Manier sind dadurch unmöglich. Die trockene Präsentation hat keine Chance gegen Chris Roberts' Privateer und Wing Commander 4 oder die beiden Star Wars-Schwergewichte X-Wing und TIE Fighter, die ebenfalls 1993 und 1995 erscheinen.

Trotzdem beschwört David Braben die gute alte Zeit und zitiert auf Kickstarter fleißig aus dem Ur-Elite, dazu gibt's eine Handvoll Artworks und Videos, meistens mit dem gestikulierenden Meister vor ein paar Monitoren. Doch im Vergleich zum amerikanischen Medienprofi-Sonnyboy Chris Roberts und seinem technisch fulminanten Prototypen gewinnt die Präsentation des Cambridge-Absolventen keinen Blumentopf.

Fast könnte man meinen, dass Braben nach 17 Jahren Elite-Pause auf einen gewissen Trittbrettfahrer-Effekt setzt. Seine Kickstarter-Sammlung hatte es entsprechend schwer, aus den Puschen zu kommen: Einen Monat vor Ablauf des 90-tägigen Countdowns waren gerade einmal 54 Prozent der Ziel-Summe von 1,25 Millionen Pfund gesammelt, zwei Wochen vor Ende 65 Prozent, drei Tage vorher fehlten immer noch sechs Prozent - erst zwei Tage vor Ablauf war die Summe komplett. Weil man nach Ablauf des Kickstarter-Countdowns auf Brabens Webseite noch weiter Geld ins Projekt stecken kann, liegt die Summe mittlerweile bei fast 1,7 Millionen Pfund - umgerechnet knapp zwei Millionen Euro oder 2,66 Millionen Dollar, also etwas mehr als ein Drittel des eingesammelten Star Citizen-Budgets (Stand: 8. Februar 2013). Trotzdem eine beträchtliche Summe, zumal Braben selbst auch auf einigem Vermögen sitzen soll und momentan fleißig Kickstarter-Videos nachlegt, die sein bisher eher diffuses Spiel näher beleuchten.

Fans als Krankenpfleger

Wie beliebt das Weltraum-Genre nach wie vor ist, zeigen auch zahlreiche Fanprojekte, die sich die Klassiker vorknöpfen. Wing Commander Saga etwa lässt das Bluescreen-Gequatsche der Originalserie weg und konzentriert sich auf richtig spannende Gefechte, die locker als Vollpreis-Spiel durchgehen könnten. Die Klassiker Freelancer (2003) und Freespace 2 (1999) haben eine besonders aktive Community, die heute noch Mods baut, zum Beispiel für Star Wars oder Babylon 5.

Faster Than Light (FTL) - Test-Video zur Indie-Space-Sim Video starten 5:10 Faster Than Light (FTL) - Test-Video zur Indie-Space-Sim

Besonders krass ist der Erfolg eines Zweimann-Teams, dass seine grafisch minimalistische, aber hochspannende Raumschiff-Simulation Faster Than Light, kurz FTL, ebenfalls bei Kickstarter finanzieren wollte. Nur 10.000 Dollar hatten die beiden Entwickler einsammeln wollen. Bekommen haben sie das Zwanzigfache.

Und da sollen Weltraum-Simulationen wirklich tot sein?

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