Hardcore-Simulationen - Teil 3: Krawall im All

Wing Commander, Elite & Co: In Teil 3 der Report-Reihe beleuchten wir Geburt, Tod und Renaissance der Weltraum-Sims.

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Der dritte und letzte Teil unserer Simulations-Reihe lässt Schienen, Flugplätze und Äcker weit hinter sich: Diesmal geht es um Elite, Wing Commander, Star Wars, Star Trek und Co., die uns in den Achtzigern und Neunzigern an Röhrenmonitore und Joysticks fesselten. Dann, ab 2003, ist das Genre quasi tot. Bis ein gewisser Chris Roberts auftaucht und ihm einen Arschtritt verpasst.

Manchmal schafft es ein einziges Werk, ein totgesagtes Genre wieder nach vorne zu pushen. Der mit dem Wolf tanzt machte den Western wieder kinotauglich,Fluch der Karibik den toten Piratenfilm. Und bei Spielen? Veteranen erinnern sich an die Zeit rund um Baldur's Gate, das 1998 nicht nur das auf dem Totenbett röchelnde Rollenspiel-Genre aus den Laken ins Rampenlicht zerrte, sondern ganz nebenbei den bis heute andauernden Erfolg von Bioware zementierte. Heute sind Rollenspiele neben Ego-Shootern die großen Heilsbringer, viele ihrer Elemente finden sich in anderen Genres wieder oder befruchten sich gegenseitig: Far Cry 3 zum Beispiel hat ein umfangreiches Fertigkeitensystem, Mass Effect, Fallout 3 und Co. mischen Rollenspiel- und Shooter-Elemente hervorragend miteinander.

Chris Roberts als Messias?

Chris Roberts Chris Roberts

Jetzt ist ein neuer Messias angetreten, um ein scheintotes Genre zu retten: Chris Roberts, der Papa von Wing Commander. Seit 1990 sorgt er mit so ziemlich jedem seiner neuen Spiele für steigende Hardware-Verkaufszahlen, weil sie die Grenzen des technisch Machbaren gnadenlos ausreizen. Mehr RAM, mehr Grafikkarte, mehr Pentium lautet damals das Motto, Spiele wie Wing Commander 3 oder Strike Commander werden allein deshalb schon bestaunt wie ein Ferrari beim Trabbihändler. Dazu kommt ein gewisses Star-Aufgebot: Vor allem Wing Commander 3 packt bekannte Hollywood-Schauspieler zwischen die Kampfeinsätze, da stolziert ein dezent abgehalfterter Mark Hamill alias Luke Skywalker durch sein Bluescreen-Trägerschiff, trifft Malcolm McDowell (Clockwork Orange, Das fliegende Auge), John Rhys-Davies (Indiana Jones, Zwerg Gimli in Der Herr der Ringe) - und Mechanikerin Ginger Lynn, ein US-Pornostar. Im Interview mit GameStar verrät Chris Roberts übrigens, dass er mehrere der alten Darsteller demnächst wieder anheuern will.

Wing Commander 3 - Hall-of-Fame-Video zum Weltraum-Actionspiel Video starten 4:29 Wing Commander 3 - Hall-of-Fame-Video zum Weltraum-Actionspiel

2002 verlässt Roberts nach Querelen mit Freelancer-Publisher Microsoft die Spielebranche und wechselt rüber in die Filmindustrie - obwohl sein furchtbarer schlechter Wing Commander-Kinofilm von 1999 ebenso furchtbar gefloppt war. Als Produzent arbeitet er an einigen ordentlichen Filmen mit, der bekannteste ist der Nicolas-Cage-Streifen Lord of War von 2005. So ganz glücklich scheint Chris Roberts als Produzent aber nicht zu sein, denn 2011 gründet er wieder mal ein neues Spieleunternehmen. Dessen Name ist Programm: Cloud Imperium Games soll eine neue Weltraumsimulation à la Wing Commander entwickeln. Lange bleibt das Projekt unter dem Aufmerksamkeitsradar. Bis zum 10. Oktober 2012...

»Ein Weltraum-Porno«

An diesem Tag verkündet Roberts nicht nur sein neues Projekt Star Citizen, sondern hat auch gleich was vorzuzeigen: Ein Prototyp seiner Weltraum-Oper sieht dermaßen fantastisch aus, dass selbst wir das Wort »Weltraum-Porno« fallen lassen. Neben den Spielemagazinen berichten auch Webseiten-Schwergewichte wie Stern, Spiegel oder der britische Guardian. Und wenn man sich die durchgehend begeisterten, ja wirklich ekstatischen Kommentare der Spieler da draußen durchliest, wundert man sich schon, warum sich seit über zehn Jahren kaum ein Publisher mehr an das einst so beliebte Genre gewagt hat. Ubisofts sehr gutes Darkstar One war 2006 der letzte Versuch eines großen Publishers, mit einem Weltraumspiel in actionreicher Privateer-Tradition zu punkten, allerdings wurde aus dem Ascaron-Titel bekanntlich keine Serie.

Star Citizen - Preview-Video zu Chris Roberts Weltraum-Epos Video starten 6:23 Star Citizen - Preview-Video zu Chris Roberts' Weltraum-Epos

Raumfahrer-Nationen Island und Deutschland

Zwei Spiele haben es aber geschafft, bis heute eine große Fangemeinde zu binden: Das Online-Weltraumspiel Eve Online aus Island läuft seit 2003 und hat aktuell weltweit 400.000 monatlich zahlende Abonnenten, vor kurzem erschien die 18. (!) Erweiterung. Dabei ist Eve Online kein fluffiges Leichtgewicht wie Wing Commander, sondern ultra-komplex, mit einer Galaxie aus über 5.000 Sonnensystemen, Schlachten mit über tausend Schiffen und einem tiefgreifenden Wirtschaftssystem. Solo-Spieler kriegen kaum ein Bein auf die Erde, stattdessen sollte man sich einer der Corporations anschließen, einer Art Weltraum-Gilde.

Auch die zweite Erfolgsserie ist eher trocken-komplex, hat aber genau deswegen eine große Fangemeinde: Schon 1999 veröffentlich das deutsche Studio Egosoft sein X: Beyond the Frontier und punktet gleich mit viel Spieltiefe, bis hin zum Bau eigener Flotten und Fabrikstationen. 2003 und 2005 sind zwei Nachfolger erschienen, aber auch dann war lange Zeit Ruhe, Egosoft baut sein X3: Reunion seitdem zwar kontinuierlich aus und exportiert es in die halbe Welt, eine echte Fortsetzung ließ jedoch auf sich warten.

Weltraumspiel-Historie in Bildern - Von Star Raider bis Darkstar One ansehen

Bis die Würselner Firma im April 2011 das neue X ankündigte, das bezeichnenderweise X: Rebirth heißen wird. Damit geht Egosoft-Chef Bernd Lehahn ein gewisses Risiko ein, denn Rebirth soll nicht nur die alten Fans ansprechen, sondern auch neue Spieler locken. Ein Drahtseilakt, bei dem schon andere Publisher abgestürzt sind, daher setzt Lehahn auf Offenheit und Transparenz; Neuerungen werden in Foren angekündigt und diskutiert. Die Zeiten, in denen Spieler auch mal ein paar Minuten stur geradeaus flogen und den Sternehimmel bewunderten, sind vorbei, stattdessen soll auch Rebirth dichter und actionlastiger werden, rund um die kilometerlangen Raumstationen deutlich mehr passieren.

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