Im Schatten der Wolfreiter-Statue, die vor dem Bürogebäude ihre Bronze-Axt in die laue kalifornische Luft reckt, entstehen die »epischsten Entertainment-Erlebnisse«, so das Credo von Blizzard Entertainment. Was hat sich da Ben Brode anhören müssen, als er 2008 mit der Idee ankam, etwas vergleichsweise Kleines zu machen, nämlich ein digitales Sammelkartenspiel - ist das episch genug?
»Darüber hatten wir wirklich geredet«, erinnert sich der Lead Designer von Hearthstone, »Wir fragten uns: Was bedeutet eigentlich episch? Eine 40 Stunden lange Kampagne, oder kann es auch episch viel Feinschliff bedeuten? Episch im Sinne von etwas bieten, das die Spieler so zuvor noch nicht gesehen haben? Wir nennen es epische Qualität ohne epischen Umfang, das war die Version von episch, die wir im Hearthstone-Team verinnerlichten«.
Verstärkung für den Überraschungshit
Dem Erfolg des unscheinbaren Kartenduells darf man jedenfalls, pardon, epische Ausmaße attestieren. Über 40 Millionen Spieler haben das in der Grundversion kostenlose Hearthstone bisher ausprobiert, die Anzahl der derzeit aktiven Nutzer möchte das Blizzard-Personal nicht nennen. So wie das Entwicklerteam expandiert, scheint das Geschäft mit den digitalen Sammelkarten kräftig zu brummen.
Während der Entstehung von Hearthstone bestand das sogenannte Team 5 aus rund 15 Angestellten, inzwischen ist es auf 58 gewachsen. Denn Hearthstone wird ständig mit neuen Spielfunktionen und Karten ausgebaut, sei es in Form von Abenteuer-Episoden oder Päckchenlawinen wie Das Flüstern der Alten Götter. Diese neueste Erweiterung soll zwischen Ende April und Anfang Mai 134 zusätzliche Karten bescheren - und einer Prise Schauerstimmung.
Albern und böse
Mit den Alten Göttern von Azeroth ist nicht gut Kirschen essen: »Es sind die Oberbösewichte hinter den Oberbösewichten«, meint Senior Producer Yong Woo. Ein bisschen unheimlich ist dann auch die Atmosphäre, welche im ersten Trailer für die Erweiterung beschworen wird, aber wirklich nur ein bisschen. »Bei Hearthstone betrachten wir Warcraft mit einer anderen Sichtweise«, erklärt Ben Brode, »Deshalb können wir wirklich alberne Sachen anstellen«.
Nicht nur etablierte Figuren aus der Fantasy-Welt Azeroth werden auf juxige Weise adaptiert, sondern auch zahlreiche neue Charaktere geschaffen. Die (relativ) düstere Thematik der neuen Erweiterung lädt zum Design zusätzlicher »böser« Varianten von bekannten Spielkarten ein.
Doch am heiter-charmanten Grundton von Hearthstone werden auch die Alten Götter wenig ändern: »Eine Karte wie der Verseuchte Hamsterer ist gleichermaßen albern und böse« nennt Brode einen Gnom mit roten Augen und lila Zwirbelbart als Beispiel, aus dessen Beutetruhe mit Augen übersäte Monstertentakel quellen.
Bizarre Varianten von alten Bekannten
Yong Woo betont, wie viel Spaß es dem Team machte, sich »bizarre Böser-Zwilling-Versionen« von bekannten Karten auszudenken. Die bieten oftmals überraschende Wirkungen: So heilt der Verderbte Heilbot nicht den eigenen Helden, sondern den des Gegners, hat dafür recht kräftige Kampfwerte.
Der Triumphierende Verkünder sieht sich in seinen Weltuntergangsprognosen bestätigt, seine Angriffsstärke steigt von 0 auf 7 - aber erst ab der nächsten Runde. Diese düsteren Versionen ersetzen nicht die normalen Kartenvorbilder, sondern können nebeneinander im selben Deck existieren.
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