Es hat nicht viel gefehlt, und mein Jahres-Highlight wäre nicht Forza Horizon 3 geworden, sondern The Witcher 3: Blood and Wine. Genau, ein Addon. Und ja, ich schreibe absichtlich »Addon« statt DLC. Denn Blood and Wine hat sich die Bezeichnung Addon wirklich redlich verdient. Ich habe locker 30 Stunden damit verbracht, und es war nicht nur mehr vom gleichen, sondern tatsächlich ein komplett neues Abenteuer für meinen Geralt.
Es gab eine ebenso neue wie große Spielwelt zu entdecken, Dutzende frische Quests und Feinde, sogar komplett neue Spielelemente wie Burgeroberungen oder ein eigenes ausbaubares Weingut. Das hat mich begeistert. Und es war ein zwar sicherlich bewusst gesetztes, aber dennoch äußerst wirkungsvolles Statement gegen einen Branchentrend, der mir 2016 wieder mächtig auf den Geist ging: Mini-DLCs.
Über den Autor
Heiko hatte am 28. November 2000 seinen ersten Arbeitstag als Trainee bei der GameStar, seit 2014 ist er ihr Chefredakteur. Wenn man ihn nach seinen Lieblings-Genres fragt, antwortet er gern mit einem abgewandelten Zitat des Jazz-Musikers Miles Davis: »Es gibt genau zwei Arten von Spielen: gute und schlechte.« Entsprechend spielt Heiko grundsätzlich alles, nur mit reinen Online-Titeln mag er mit Ausnahme von Hearthstone nicht so recht warm werden. Ganz einfach weil sie zu viel Zeit fressen und sich damit negativ auf seinen restlichen Spielekonsum auswirken würden.
Das Preis-Leistungs-Problem
Ich bin nicht naiv. In Zeiten von zweistelligen Millionen-Budgets müssen DLCs fast schon zwangsläufig mitgedacht werden, wenn eine Chance bestehen soll, die Entwicklungskosten irgendwann wieder einzuspielen. Und ja, niemand zwingt mich, dafür Geld auszugeben.
Aber, um mal auf mein Lieblingsspiel 2016 zurückzukommen: Mir will sich trotzdem nicht erschließen, warum ich für das Hauptspiel Forza Horizon 3 mit über 300 Autos rund 70 Euro bezahle, und für die gerade mal sieben Autos des Alpinestars Car Pack satte sieben Euro hinlegen soll.
Beim Hauptspiel sind das rund 23 Cent pro Auto, beim DLC ein ganzer Euro, also rund fünfmal so viel. Natürlich ist das ein Stückweit eine Milchmädchenrechnung, aber diese gewaltige Differenz im Preis-Leistungs-Verhältnis muss mir trotzdem erstmal jemand schlüssig erklären.
Interessanterweise zeigt das gleiche Spiel auch, wie es anders geht. Beim DLC Blizzard Mountain stecken für 20 Euro auch nur acht Autos drin, dazu aber auch noch ein komplett neues schneelastiges Renngebiet mit Dutzenden zusätzlichen Strecken und Events. Das passt schon viel besser zusammen!
Auch Addons können sich lohnen
Für 2017 wünsche ich mir, dass die Spiele-Hersteller wieder mehr über das Preis-Leistungs-Verhältnis nachdenken. Was ist wirklich ein fairer Gegenwert für das, was ich dem Kunden anbiete? Mir wird immer wieder erzählt, dass sich echte Addons nicht mehr lohnen. Ich sage: Wenn die Qualität stimmt, dann honoriert das auch der Kunde!
CD Projekt hat hier 2016 vorgemacht, wie's trotz explodierender Entwicklungskosten funktionieren kann. Mit einer Handvoll kleiner kostenloser DLCs haben die Witcher-Macher zum einen die bestehenden Kunden glücklich gemacht, zum anderen ihr Baby aber auch konstant in den Schlagzeilen gehalten, was sich in konstant guten Verkaufszahlen äußerte. Anderen Blockbustern ging da deutlich schneller die Verkaufspuste aus.
Das Addon-Paradebeispiel:The Witcher 3: Blood and Wine im Test
Und dieser stetig gewachsene Kundenstamm bekam dann in Abständen von rund sechs Monaten mit Hearts of Stone und eben Blood and Wine zwei umfangreiche Addons serviert, die diesen Namen auch wirklich verdienten und sich entsprechend hervorragend verkauften. Ich bin sicher, dass CD Projekt mit dieser Strategie unter dem Strich mehr verdient hat, als wenn sie die Mini-DLCs jeweils für ein paar Euro rausgehauen hätte.
Klar, meine Hoffnung für 2017 kann sich nur erfüllen, wenn's auch Spiele gibt, bei denen sich Addons auch wirklich lohnen. Aber das muss ich mir hoffentlich nicht extra wünschen.
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