Spielentwicklung im Verborgenen - Entwickler-Veteran: "Schuld ist die toxische Community"

Der Spielentwickler Charles Randall hat sich auf Twitter dazu ausgelassen, warum die Gaming Branche so oft auf Geheimhaltung setzt.

Charles Randall war unter anderem als Entwickler an Assassin's Creed 2 beteiligt. Charles Randall war unter anderem als Entwickler an Assassin's Creed 2 beteiligt.

Die Entwicklung von Videospielen wird heutzutage oftmals von großer Geheimhaltung begleitet. Infos zu neuen Titeln veröffentlichen Publisher nur noch in kleinen Häppchen, zum Beispiel in Form von Teaser-Cilps, die uns Fans neugierig machen, aber noch nicht zu viel verraten sollen.

Grund für die Heimlichtuerei ist laut dem Entwickler Charles Randall die gifitge Gaming-Kultur. Der Designer und Programmierer war unter anderem für Ubisoft und BioWare tätig und hat an Spielen wie Assassin's Creed, Star Wars: Knights of the Old Republic und Baldur's Gate 2 mitgewirkt. Via Twitter hat er nun ein ausführliches Statement veröffentlicht, in dem er behauptet, dass Entwickler offenherziger sein könnten, wenn nur nicht die Community so erbarmungslos wäre.

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"Offenheit bei der Spielentwicklung ist gefährlich"

Da sich seine Ausführungen über zig Antwort-Tweets erstrecken, haben wir sie für euch zusammengefasst und übersetzt:

"Letztens sagte ein Freund zu mir 'Ich wünschte, Spielentwickler wären offener im Bezug auf ihre Arbeit'. Er war überrascht, als ich sagte, dass wir das sind. Das Ding ist aber, dass wir das nur zu anderen Leuten aus unserer Industrie sind. Denn die Gamer-Kultur ist so toxisch, dass es in der Öffentlichkeit gefährlich ist, zu offen zu sein. Vor Kurzem gab es einen Twitter-Thread über Tricks im Spieldesign, um Spiele besser zu machen - gefüllt mit wütenden Gamern, die sich belogen fühlen.

Foren und Kommentarspalten sind voll mit Spezialisten, die nur auf irgendeine Gelegenheit warten, über Entwickler herzufallen. Schaut euch jeden Thread an, in dem irgendein Blödmann kommentiert, wie 'einfach' es doch wäre, einen Multiplayer hinzuzufügen oder die Engine zu wechseln.

Jeder Entwickler, der offen über die Schwierigkeiten von solchen Dingen spricht, beschwört eine Welle an Leuten herauf, die das in Frage stellen. 'In Frage stellen' steht hier allerdings als Umschreibung für 'das Ziel von Belästigung und dem Hass einer ganzen Meute an Spielern zu werden'."

"Das ist die Sache einfach nicht wert"

"Es gibt noch immer Themen, über die ich nicht reden kann, weil ich einmal offen war und das endete in dämlichen Überschriften, Missverständnissen und Belästigung. So gerne ich auch über einige wichtige Sachen sprechen würde, ich weiß, dass es nur zu einer weiteren Welle an Arschlöchern führen würde, die mit Scheiße nach mir werfen (Natürlich bekomme ich noch nicht mal annähernd so viel ab, wie Frauen, Schwarze oder die LGBQT-Gemeinde)."

Mit dem Thema, über das er einmal offen gesprochen hatte und das zu Missverständnissen geführt hat, meint er vermutlich seine Tweets aus dem Jahr 2014 in dem er andeutete, dass die Entwickler von Mittelerde: Mordors Schatten angeblich Codezeilen aus Assassin's Creed 2 verwendet hätten.

"Die Sache ist so: Alles, was ihr schon immer über die Entwicklung von Videospielen wissen wolltet, wäre längst bekannt, wenn es diese giftige Gaming-Community nicht gäbe. Wir lieben es, über das Entwickeln zu reden, die Herausforderungen, denen wir uns stellen, die Probleme, die wir lösen, die Abkürzungen, die wir nehmen. Aber das ist die Sache einfach nicht wert."

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Viele Probleme sind völlig normal und haben ihre Gründe

"Ich war vor einigen Wochen Teil einer öffentlichen Talkrunde in einem Raum voller Kinder. Anschließend kam ein Junge zu mir und hat mit mir geplaudert. Und kein Scheiß, dieses Kind (er war vermutlich zwischen 13 und 16) fängt an mir zu erzählen, wie böse wir Entwickler laut einem Youtuber wären, den er sich anschaut. Und er hat alle wichtigen Punkte genannt, 'schlechte Engines', 'geizige Leute', alles. Ich war entsetzt.

Ich habe mein Bestes gegeben, um ihm zu erklären, dass all diese Dinge, über die sich die Leute so aufregen, normal sind und ihre guten Gründe haben. Ich hoffe, dass es ein wenig ankam. Doch ich vermute, dass er einfach wieder dazu übergegangen ist, giftige Kultur von Youtube-Berühmtheiten aufzusaugen und eines Tages wird er wahrscheinlich einen anderen Entwickler wegen irgendeinem Unsinn belästigen."

Im Gegensatz zur Filmbranche, die frühzeitig Infos rausgeben kann, weil Filme schon Jahre im Voraus geplant werden, kann das bei Videospielen nicht funktionieren.

"Spiele ändern sich während der Entwicklung, das ist eine universelle Konstante, über die kein Entwickler streiten würde, aber die giftige Kultur kann damit nicht umgehen."

Unter den Tweets von Charles Randall finden sich viele Entwickler, die ihre Zustimmung aussprechen. Natürlich finden sich aber auch einige negative Kommentare, die kein Verständnis für die Branche empfinden.

Wie seht ihr das? Sind wir als Fans selbst Schuld daran, dass sich Entwickler und Publisher so oft mit Infos zu ihren Spielen zurückhalten?

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