Mit dem gewagten Thema der Obdachlosigkeit hat das tschechische Indie-Studio Perun Creative die Kritik vieler Spieler auf sich lenken können. Hobo: Tough Life ist aber mehr als nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Es ist ein packendes Survival Game, das mit einem schwierigen Setting umzugehen versucht.
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Was ist ein Early-Access-Test?
Unsere Tests zu Early-Access-Spielen darf man nicht mit den herkömmlichen GameStar-Tests inklusive Wertung verwechseln. Hier geht es uns darum, eine erste Einordnung für Interessierte zu schaffen, damit sie für sich einschätzen können, ob ihnen ein Spiel gefallen könnte. Wir nutzen das, um als Redaktion früher und näher an vielversprechenden Spielen dranzubleiben. Den finalen redaktionellen Test mit Wertung gibt's nach wie vor pünktlich zum Release der Vollversion.
Hobo: Tough Life - Was steckt hinter dem provokanten Titel?
Obdachlosigkeit ist in jeder Großstadt ein Thema. So auch in Prag, der Heimatstadt des tschechischen Indie-Studios Perun Creative. Die Idee zu Hobo: Tough Life war geboren, als einer der Spieleentwickler während seines Nebenjobs als Lagerist von einem Obdachlosen in ein Gespräch verwickelt wurde.
Als Survival-Spiel gibt es in Hobo: Tough Life kein endgültiges Spielziel, wir bewegen uns in der Egoperspektive durch eine offene Spielwelt ohne spielbedingte Leitung. Im Straßen- und Gassen-Labyrinth der Prager Innenstadt bitten wir um Almosen und suchen unermüdlich nach allem, was uns in den nächsten Stunden das (Über-)Leben erleichtert.
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Im Genre-Kontext bedeutet dies, dass wir sehr viele Survival-Faktoren im Auge behalten müssen: Neben den »Klassikern« Nahrung, Schlaf und Wärme spielt auch Moral eine entscheidende Rolle und ein Mangel schlägt sich in eurer Gesundheit nieder.
Zahlreiche simulierte Gefahren für Obdachlose erschweren zusätzlich das Überleben. Darunter fallen zum Beispiel Gestank, Krankheit, Vergiftung, Alkoholisierung und der Drang für das große Geschäft. Ja, auch austreten müssen wir in Hobo: Tough Life das eine oder andere Mal.
Um all den Widrigkeiten zu trotzen, verbessern wir wie in einem Rollenspiel nach und nach unsere Charakterwerte. Das meistern wir die Fähigkeiten, die wir bei unserem Leben auf der Straße trainieren und organisieren uns bessere Kleidung.
Gewaltfreies Survival-Feeling - noch
Spielerisch unterscheidet sich Hobo: Tough Life auf den ersten Blick nur wenig vom Genre-Standard. Wir erforschen die Stadt auf der Suche nach Items und errichten uns einen Unterschlupf.
Bei anderen Survival-Spielen resultiert das nach ein wenig Einarbeitung schnell mal in eine Art bequemen Entdeckerurlaub. Hat man einmal den Trick raus und kennt man einmal die beste Strategie, geht es im Prinzip nur noch darum, wie groß ich meinen Unterschlupf baue und wo ich meinen ganzen Loot lagere.
Ganz anders in Hobo: Tough Life: Das harte Leben steht hier nicht umsonst im Titel. Trotz seiner Unausgereiftheit als Indie-Titel im Early Access werden wir hier durchgehend gefordert. Legen wir uns einmal zu lange auf die faule Haut, bekommen wir postwendend die Quittung.
Denn in dieser Stadt wird uns nichts geschenkt. Nahrung und Geld liegen für einen Obdachlosen nicht auf der Straße. Also durchwühlen wir Mülltonnen oder bitten vorbeigehende Passanten um eine Spende. Jede Aktion wird dabei zusätzlich von einem Minigame begleitet. Stoppen wir einen Zeiger nicht im richtigen Moment, bekommen wir nichts oder werden sogar noch bestraft, indem wir im wahrsten Sinne des Wortes in die Scheiße greifen, mit entsprechenden Auswirkungen auf unsere Gestanks- und Krankheitswerte. Wer hingegen beim betteln »versagt«, spürt die abfälligen und verletzenden Worte des Angepumpten umgehend als Abzug auf den Moral-Wert.
Umso größer ist die Freude bei den kleinen Erfolgserlebnissen in Hobo: Tough Life, wenn wir etwa einen alten Sessel aus dem Container fischen oder wir Passanten mit einem Witz zum Lachen bringen.
Konflikte mit anderen Obdachlosen oder der Polizei gibt es derzeit noch nicht. Die Entwickler planen zwar die Einführung eines Kampfsystems, wie das jedoch aussehen wird, steht noch in den Sternen.
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Der Winter kommt
Dafür gibt es schon jetzt ein Jahreszeiten-System, das uns dazu zwingt, unsere Spielstrategie immer wieder neu zu überdenken. Je länger wir überleben, desto näher kommen wir dem schlimmsten Feind des Obdachlosen: dem Winter. Die durchschnittliche Temperatur sinkt immer tiefer, bis es immer mehr regnet, stürmt und schließlich Schnee fällt.
Durch das komplexe Skillsystem reicht alleine die konstante Senkung der Temperatur, um uns in allen anderen Bereichen des Spiels unter Druck zu setzen. Denn eine kältere Umgebungstemperatur bedeutet, dass wir wärmere Kleidung benötigen, kürzere Ruhezeiten haben und mehr Ressourcen sammeln müssen, die wir wortwörtlich in die Tonne kloppen und verheizen.
Das führt für uns zu radikalen Erkenntnissen mit entsprechenden spielerischen Konsequenzen: In unserer Probepartie haben wir nach Wintereinbruch regelmäßig auf den Nachtschlaf verzichtet aus Angst zu erfrieren und morgens nicht mehr aufzuwachen. Also schliefen wir tagsüber bei wärmeren Temperaturen, verpassten so aber mangels Passanten viele potentielle Spender.
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