Homefront - Wie gefährlich ist Nordkorea?

Im Shooter Homefront überfällt Nordkorea die USA. Ein absurdes Szenario – oder? Wir erklären, warum die Nordkoreaner ein solches Feindbild für den Westen sind und wie realistisch die Handlung des Shooters tatsächlich ist.

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Der Ego-Shooter Homefront(THQ, Release: 15. März) zeichnet ein düsteres Szenario für die Zukunft, zumindest aus Sicht der USA. Im Jahr 2025 hat sich Nordkorea zur militärischen Supermacht aufgeschwungen, die nach und nach große Teile Asiens erobert. Daraufhin beginnt sie mit der Invasion der Vereinigten Staaten. Durch Jahre der wirtschaftlichen Krise sind die Amerikaner so gebeutelt, dass sie den Aggressoren wenig entgegenzusetzen haben. Schnell sind die USA unterworfen und besetzt. Einzig ein paar technologisch unterlegene Widerständler führen einen Partisanenkampf - so beginnt die Spielhandlung.

Denkbares Szenario oder vollkommener Quatsch? Die GameStar-Community ist geteilter Meinung. Die Ansichten reichen von »Nordkorea und Angriffskrieg? Die können ja nicht mal ihre Bevölkerung ernähren!« bis »Nordkorea hat [immerhin] das zweitgrößte Heer der Welt.«

Eine Halbinsel, zwei Welten

Doch warum gibt es überhaupt ein Nord- und ein Südkorea? Zwei Staaten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Südkorea als flippige Wirtschaftsnation, die unter Spielern besonders dafür bekannt ist, dass Blizzards Strategieklassiker Starcraft dort fast schon den Status einer Staatsreligion hat. Gute Spieler sind bekannt wie Popstars und füllen ganze Stadien, zwei Fernsehsender haben sich auf das Übertragen von Starcraft-Partien spezialisiert. Die Republik Korea, so der offizielle Name, ist Partnerland der Nato und angesehenes Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft.

Die koreanische Halbinsel (Quelle: GoogleMaps) Die koreanische Halbinsel (Quelle: GoogleMaps)

Nördlich davon liegt, nur durch ein kleine entmilitarisierte Zone getrennt, das abgeschottetste Land der Welt, die Demokratische Volksrepublik Korea. Von einer Demokratie ist das Land aber so weit entfernt wie die Erde vom Mars. Vom ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush zur »Achse des Bösen« gezählt, von der US-Regierung lange Zeit als »Schurkenstaat« bezeichnet, ist Nordkorea fast hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Bis auf die Propaganda des staatlichen Fernsehens gibt es kaum und schon gar keine zuverlässigen Berichte über die Situation im Land.

Der Koreakrieg

Die Zweiteilung des Landes geht auf den Kalten Krieg zurück. Seit 1905 stand die koreanische Halbinsel unter japanischer Herrschaft. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Niederlage Japans wurde das Land von den Siegernationen Russland und USA entlang des 38. Breitengrades in zwei Besatzungszonen aufgeteilt, mit dem Ziel, sie baldmöglichst wieder zu vereinen. Die Situation ist mit der Teilung Deutschlands vergleichbar: Wie in Ostberlin und Bonn bildeten sich auch in Seoul und Pjöngjang schnell Regierungen, die die rechtmäßige Herrschaft über das gesamte Staatsgebiet für sich beanspruchten.

UN-Einheiten überqueren den 38.Breitengrad während des Koreakrieges. UN-Einheiten überqueren den 38.Breitengrad während des Koreakrieges.

Der Konflikt zwischen den beiden koreanischen Machtzentren gipfelte im Koreakrieg zwischen 1950 und 1953, der letztendlich die Teilung des Landes festigte. Er ist ein klassischer Stellvertreterkonflikt des Kalten Krieges, die Spannungen zwischen den beiden Machtblöcken USA und Sowjetunion entluden sich hier in gewaltsamen Auseinandersetzungen. Beide Supermächte beteiligten sich aktiv oder leisteten zumindest Hilfe in Form von Waffen und Munition.

Nach vorherigen kleineren Scharmützeln überschritten am 25. Juni 1950 nordkoreanische Truppen die Grenze zum Süden, die Luftwaffe begann mit der Bombardierung. In einem Blitzkrieg eroberten die Kommunisten mit Unterstützung Chinas das ganze Land bis auf die Hafenstadt Busan. Über diesen Brückenkopf an der Südostspitze der Halbinsel konnten die USA Soldaten und Ausrüstung aus Japan einschiffen, das zu diesem Zeitpunkt noch unter amerikanischer Besatzung stand.

Am 30. Juli 1950 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 85 und autorisierte damit den Einsatz von UN-Truppen unter Führung der USA. Diesen gelang es in der Folge, die Truppen des Nordens hinter den 38. Breitengrad zurückzuwerfen. Trotzdem wogte der Krieg noch bis zum 27. Juli 1953 hin und her. Dann wurde ein formeller Waffenstillstand geschlossen, der den 38. Breitengrad als Grenze zementierte.

Drei Millionen Zivilsten starben während der Kampfhandlungen, 40.000 UN-Soldaten, 500.000 koreanische und 400.000 chinesische Soldaten ließen ihr Leben. Bis heute existiert kein Friedensvertrag, formal befinden sich Nord- und Südkorea immer noch im Krieg.

Diktator als »Familienmensch«

Nach dem Krieg trieb Staatspräsident Kim Il-sung in Nordkorea den Ausbau des »Arbeiter- und Bauernstaats« voran. Er etablierte eine Diktatur mit extremem Personenkult um sich und festigt die Isolation des Landes. Der Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre hinterließ Nordkorea abseits der Volksrepublik China als eine der letzten Inseln des Kommunismus auf der politischen Weltkarte. China ist heute Nordkoreas einziger Verbündeter.

Kim Jong-il regiert Nordkorea mit eiserner Faust in fast völliger Isolation. Kim Jong-il regiert Nordkorea mit eiserner Faust in fast völliger Isolation.

Auch nach seinem Tod 1994 bleibt Kim Il-sung als »ewiger Präsident« weiter das Staatsoberhaupt von Nordkorea. Sein Sohn und Nachfolger Kim Jong-il führt seitdem die Politik und den Personenkult fort, aus dem Einpartien-System ist längst eine Diktatur der Kim-Familie geworden. Fast alle Posten im Land werden von Verwandten bekleidet. Nach dem Tod des »geliebten Führers« Kim Jong-il wird alle Voraussicht nach sein Sohn Kim Jong-un die Herrschaft übernehmen. Kritik an diesem Führungsstil lässt der Diktator erbarmungslos verfolgen, Oppositions-Tendenzen brutal niederschlagen.

Aufgrund der Isolation des Landes gibt es abseits staatlicher Medien kaum verlässliche Fakten über die Situation der 24 Millionen Einwohner. Die meisten Berichte zeichnen aber ein katastrophales Bild. Die Menschen außerhalb der privilegierten Herrscherklasse leben in größter Armut und leiden unter Mangelversorgung. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation sind mehr als acht Millionen Menschen in Nordkorea chronisch unterernährt. Die Landwirtschaft sei besonders in ländlichen Regionen auf einem völlig rückständischem Niveau – Erntemaschinen, falls überhaupt vorhanden, sind häufig kaputt und können nicht repariert werden.

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