Seite 3: Homefront im Test - Starke Bilder, schwacher Ton

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Multiplayer: zu wenig, zu spät

Die Phosphor-Granateinschläge sehen schick aus, hinterlassen aber keinen bleibenden Schaden auf dem Schlachtfeld. Die Phosphor-Granateinschläge sehen schick aus, hinterlassen aber keinen bleibenden Schaden auf dem Schlachtfeld.

In Anbetracht der enttäuschenden Story von Homefront keimt die Hoffnung auf: »Die Entwickler haben bestimmt alle Energie in den Mehrspielerpart gesteckt!« Aber ach, im Grunde gilt dort das Gleiche wie schon in der Kampagne: Vor ein paar Jahren wäre Homefront wohl ein Hit gewesen, doch gegen die aktuelle Konkurrenz kommt das Spiel nicht an. Das geht schon beim Umfang los. Homefront bietet nur sechs Karten - Black Opsetwa besitzt 14. Zweifellos sind das hübsche Schlachtfelder im vom Krieg zerrütteten amerikanischen Kernland, mal schön verwinkelt, mal mit freien Flächen, und doch wirken sie statisch. Denn es gibt keinerlei zerstörbare Elemente wie in Bad Company 2und nicht einmal kleine Skriptereignisse wie in Black Ops, die für ein bisschen Leben sorgen könnten. Während die Konkurrenz abwechslungsreiche Settings bietet, mal mit Wüste, mal mit Schnee, sieht in Homefront eine Map aus wie die andere.

Modi und Teamspiel

Anstatt die begrenzte Kartenzahl mit einer Fülle von Spielmodi auszugleichen, bietet Homefront nur zwei, und zwar Team Deathmatch und »Bodenkontrolle«. Letzterer funktioniert ähnlich wie der Conquest-Modus der Battlefield-Serie: Unser Team muss Flaggen einnehmen und erhält dafür Punkte. Die Mannschaft, die zuerst das Punktelimit erreicht, gewinnt die Runde, nun öffnet sich ein neues Areal der Karte. Wer als erster zwei Runden für sich entschieden hat, gewinnt. Ein solides System, allerdings ohne echten Taktik-Tiefgang. Denn wir können nicht wählen, wo wir ins Gefecht einsteigen, stattdessen wirft uns das Programm irgendwo auf das Schlachtfeld.

Die Flaggenbereiche sind sehr klein. Hier kommt es zwangsläufig zu Nahkämpfen. Die Flaggenbereiche sind sehr klein. Hier kommt es zwangsläufig zu Nahkämpfen.

Die Spieler können war Trupps bilden, diese haben aber keinerlei Nutzen, und Hilfsfähigkeiten wie Munitionsvergabe, Heilung oder gar Wiederbelebung gibt’s nicht. Letztlich kümmert sich zwangsläufig jeder nur um sich selbst. Neben eingebautem Sprach-Chat (den, wie so oft, niemand nutzt) bietet Homefront zwar »Kampfgerede«, also vorprogrammierte Sprachkommandos an unsere Mitspieler, mit denen wir beispielsweise »Vorrücken!« befehlen können. Weil wir diese Befehle aber nicht an Wegpunkte knüpfen können (etwa »Vorrücken auf A!«) und unsere Mitspieler kein Feedback bekommen, wer das eigentlich gerade gesagt hat, kann man sich die Kommandos getrost sparen. Der einzige Nutzen des Systems liegt in der Sichtungsfunktion, mit der wir ähnlich wie in Bad Company 2 Gegner für unsere Mitspieler markieren können.

Waffen und Kaufsystem

Genreüblich erspielen wir uns in Homefront nach und nach neue Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten (neudeutsch: Perks). Darunter sind auch ungewöhnliche Gerätschaften wie fliegende Drohnen, mit denen wir Gegner markieren, oder Luft-Boden-Angriffe. Diese Waffen aktivieren wir nicht etwa mit Abschussserien oder dergleichen, wir müssen sie im laufenden Match kaufen. Vor einer Runde wählen wir aus, welche zwei Shopping-Optionen unser Kämpfer haben soll.

Die Drohnen sind cool, steuern sich aber überempfindlich. Die Drohnen sind cool, steuern sich aber überempfindlich.

Wir können bis zu sechs Zusammenstellungen speichern, um uns auf unterschiedliche Gefechtssituationen einzustellen, zum Beispiel einen Sniper mit Spionagedrohne und Phosphor-Granatattacke und einen Nahkampfspezialisten mit Kevlarweste und Panzerfaust erschaffen. Im Gefecht verdienen wir dann für jede erfolgreiche Aktion Kampfpunkte (KP), mit denen wir einkaufen dürfen. Nach drei Abschüssen können wir uns zum Beispiel die Kevlarweste leisten, für Bomberangriffe müssen wir schon länger sparen. Das motiviert ungemein und funktioniert letztlich sogar fast besser als in Counterstrike, denn in Homefront können wir das »Geld« sofort ausgeben. Dafür sind hier die Ersparnisse im nächsten Match wieder futsch.

Multiplayer-Fahrzeuge

Für die Fahrzeuge in Homefront benötigen wir ebenfalls Kampfpunkte. So wandeln sich die Matches erst mit der Zeit von Infanteriekämpfen zu Fahrzeugschlachten. Der Fuhrpark ist jedoch relativ klein: Humvee, APC, Panzer und zwei Hubschrauber, das war’s. Aus Gründen der Balance können wir die Vehikel in der Regel nur mit Waffen ausschalten, die ebenfalls KP kosten, die Helikopter sind deshalb nahezu immun gegen Gewehrfeuer.

Humvee Der Humvee-Geländewagen ist billig (300 KP) und trägt eine Gatling-Gun auf dem Dach. Blöd: In der Außenperspektive steuern wir den Wagen mit der Maus. Geradeausfahren und sich dabei umschauen funktioniert also nicht.

Leichter Panzer Der Schützenpanzer (1000 KP) ist ein wahrer Infanterie-Killer. Allerdings ist die Sicht durch die Visieroptik recht unscharf, was auf Dauer die Augen anstrengt. Der Beifahrer, der einen Raketenwerfer kontrolliert, hat dieses Problem nicht.

Schwerer Panzer Der schwere Panzer (1200 KP) ist besonders wirksam gegen andere Fahrzeuge, doch er hat das gleiche Problem wie der APC: die Sicht ist unscharf. Der Abrams-Beifahrer bedient ein MG, das nur langsam überhitzt.

Leichter Hubschrauber Als Pilot eines Scout-Hubschraubers (1500 KP) stehen Ihnen zwei Bord-MGs zur Verfügung. Der Copilot darf nur mitfliegen und die Klappe halten, er bedient keine Waffe.

Hubschrauber Als teuerstes Vehikel im Spiel ist der schwere Helikopter (1600 KP) mit einer Raketenbatterie ausgestattet. Der Copilot bedient ein Bordgeschütz.

Das klingt logisch, führt aber dazu, dass die Kampfhubschrauber in der Hand eines fähigen Piloten zu mächtig werden, insbesondere weil es keine Luft-Boden-Lenkraketen gibt, sondern nur Panzerfäuste mit Annäherungszünder. Grundsätzlich fühlt sich die Steuerung der Vehikel gewöhnungsbedürftig an: Die Mausempfindlichkeit bei den Drohnen ist extrem hoch, die Fahreroptiken des Panzers und des APCs sind unscharf, und bei der Außenansicht wird der Humvee mit der Maus gesteuert. Wir können uns also bei der Fahrt nicht zur Seite oder nach hinten umsehen, weil das Mistding sonst Kurven fährt. Total dämlich!

Der Battle Commander

Ist ein Teamkollege im Fahrzeug unterwegs, dürfen wir auf dessen Beifahrersitz in die Schlacht einsteigen. Allerdings verrät uns das Spawn-Menü nicht, wer der Pilot ist, um was für ein Fahrzeug es sich handelt und wie gut es der Kiste noch geht. Auch hier werden wir also blindlings ins Gefecht geworfen. Das nervt. Nichtsdestotrotz macht Homefront Dank des Kaufsystems Spaß - das alte Counterstrike-Phänomen eben. Wenn der Server dann noch die Option »Battle Commander« aktiviert hat, wird’s richtig spannend. Wenn wir hier eine Abschussserie hinlegen, werden wir beim anderen Team als besondere Bedrohung eingestuft: Der Computer setzt ein KP-Kopfgeld auf uns aus und markiert uns alle paar Sekunden auf der Minimap und dem HUD unserer Kontrahenten. Zunächst nur bei einem, aber je länger unsere Serie wird, desto mehr Spieler werden auf uns gehetzt. Gleichzeitig erhalten wir mit jeder neuen Fahndungsstufe ein zusätzliches Gratis-Perk. Das treibt den Adrenalinspiegel hoch!

Homefront - Bilder aus dem Mehrspieler-Modus ansehen

Und doch wird schnell klar: In Homefront steckt nicht allzu viel drin. Auf der DVD übrigens auch nicht: Nach der Installation müssen Sie noch eine Menge Daten über Steam downloaden, die das Entwicklerteam offensichtlich nicht mehr rechtzeitig auf den Silberling bekommen hat. Nach alledem scheint es den Kaos Studios nicht unbedingt an der Energie gemangelt zu haben, sondern eher an der Zeit.

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