Seite 2: Homefront - Wie gefährlich ist Nordkorea?

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Bomben statt Brot

Umso verwunderlicher, dass die nordkoreanischer Führung offenbar große Summen in Militär und ein Atomwaffenprogramm investiert. Das International Institute for Strategic Studies schätzt, dass in Nordkorea 1,15 Millionen Soldaten unter Waffen stehen. Das Land verfügte damit über die fünftgrößte Armee der Welt nach China, den USA, Indien und Russland. Laut US-Außenministerium wird rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts für Militärausgaben verwendet.

Immer wieder kommt es zu kleinen Scharmützeln zwischen Nord- und Südkorea. Im März 2010 sinkt ein südkoreanisches Kriegsschiff, der Süden bezichtigt den Norden, das Boot mit einem Torpedo versenkt zu haben. Im November letzten Jahres beschießt der Norden eine südkoreanische Insel mit Artillerie, zwei Menschen sterben, 16 werden verletzt.

In Homefronts Zukunftsszenario beginnt die Aggression Nordkoreas nach Kim Jong-ils Tod. In Homefronts Zukunftsszenario beginnt die Aggression Nordkoreas nach Kim Jong-ils Tod.

Der Süden und viele Staaten verurteilen dieses »Säbelrasseln« zwar aufs Schärfste, verzichten aber auf eine militärische Vergeltung, um Kim Jong-il nicht unnötig zu provozieren. Wohl auch aus Angst, der Diktator könnte eine Atombombe zünden, wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt. Allerdings streiten Experten darüber, ob das Land tatsächlich über ein funktionsfähiges Atomwaffenarsenal verfügt. Es führt zwar nach eigenen Angaben immer wieder erfolgreiche Tests durch, Satellitenbilder und Strahlenmessungen aus der Ferne sprechen aber eher dagegen, dass es sich wirklich um Atomwaffen handelt. »Bislang sind die Nordkoreaner nach Einschätzung von Experten technisch nicht in der Lage, einen Sprengkopf auf Raketen zu montieren. Die Geschosse sind zudem nicht treffsicher«, behauptet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel im April 2010.

Das Verhalten des wankelmütigen Diktators scheint zunehmend auch den letzen Verbündeten China zu verschrecken. In Peking mehren sich kritische Stimmen gegenüber Kim Jong-il. In einer Notiz nach Nordkoreas Raketentest im April 2009 wird Chinas Vize-Außenminister He Yafei zitiert, Nordkorea wolle direkte Gespräche mit den USA und benehme sich wie ein »verzogenes Kind«, um die Aufmerksamkeit »des Erwachsenen zu bekommen«. »Andere Dokumente mit Hinweis auf bedeutende südkoreanische Quellen erwecken den Eindruck, China wolle seinen Verbündeten aufgeben und wäre bereit, ein wiedervereinigtes Korea unter Südkoreas Kontrolle zu akzeptieren«, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf die Botschaftsdepeschen der Enthüllungsplattform WikiLeaks.

Homefronts Szenario auf dem Prüfstand

Die nordkoreanischen Soldaten sind in Homefront gut ausgerüstet. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Die nordkoreanischen Soldaten sind in Homefront gut ausgerüstet. Mit der Realität hat das wenig zu tun.

Auch wenn das Bedrohungsszenario von Homefront in Teilen nachvollziehbar klingen mag, es bleibt doch hochgradig unwahrscheinlich. Dass Jong-il seinen Sohn als Nachfolger einsetzen wird, ist zwar noch denkbar. Dass Nordkorea dann aber die Kapazitäten für einen großangelegten asiatischen Eroberungskrieg mit konventionellen Waffen hat, erscheint mehr als zweifelhaft. Südkorea mag zwar zahlenmäßig die kleinere Armee halten, technologisch ist sie aber weit überlegen. Die Ausrüstung des Nordens befindet sich nach Meinung von Experten immer noch auf dem Stand des Koreakrieges. Ein Mangel an Ersatzteilen und Rohöl spricht dafür, dass das Militär nur bedingt einsatzfähig ist und vor allem repräsentative Zwecke erfüllt sowie lediglich Stärke suggerieren soll.

Auch China legt inzwischen gesteigerten Wert auf politische Stabilität, um seine boomende Wirtschaft nicht zu gefährden. Sollte Nordkorea einen Krieg starten, würde höchstwahrscheinlich auch Peking seine Unterstützung entziehen. Dann wäre der Diktator vollkommen auf sich gestellt und ein Zusammenbruch des Systems mehr als wahrscheinlich.

Hinzu kommt, dass die USA führendes Mitglied der Nato sind. Sollte ein Angriff auf das Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten erfolgen (und sei es nur Hawaii wie bei Homefront), käme es zum Nato-Verteidigungsfall: Alle Mitgliedstaaten, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, wären per Vertrag dazu verpflichtet, ihr Militär zu mobilisieren und gegen den Aggressor vorzugehen.

Bleibt zu hoffen, dass ein solches Szenario stets nur fiktiv in Videospielen stattfindet.

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