Hugo Cabret - Märchenstunde statt Mafia-Morde

Regielegende Martin Scorsese kennen wir von knallharten Dramen wie Taxi Driver oder Departed. Doch mit seinem aktuellen Kinofilm Hugo Cabret laden er und Ben Kingsley zur Märchenstunde mit gekonnten 3D-Effekten und großartigen Jungstars.

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Auf den ersten Blick sieht »Hugo Cabret« ganz nach einem Kinderfilm aus – und einen solchen bringt man so gar nicht mit Martin Scorsese in Verbindung. Doch der Regiealtmeister erzählt hier ein komplexes Abenteuer für die ganze Familie, welches sogar noch eine kleine Geschichtsstunde einbindet. »Hugo« ist authentisch, liebenswert und macht einfach Spaß. Ein Feel-Good-Movie fernab von jeglichen Hollywood-Klischees und ein heißer Anwärter auf die Oscars in diesem Jahr.

Obwohl Martin Scorsese sich eher mit düsteren Filmen einen Namen gemacht hat, wirkt »Hugo« keinesfalls wie ein holpriger Ausflug in ein dem Regisseur unbekanntes Genre. Stilsicher und gekonnt wird hier ein Abenteuer auf die Leinwand gebracht, das durch schöne Bilder und sichere Erzählkunst genauso besticht, wie durch grandiose Schauspieler und die vielleicht besten 3D-Effekte seit Avatar.

Die Story

Paris im Winter 1931: Der verwaiste 12-jährige Hugo Cabret (Asa Butterfield) lebt im Inneren des Pariser Bahnhofs. 'Im Inneren' ist hierbei wörtlich zu nehmen, denn der Junge haust in den Zwischenwänden des Gemäuers. Hier kümmert er sich um die Uhren des Bahnhofs und bastelt nebenbei leidenschaftlich. Am liebsten versucht er, eine alte, Roboter-ähnliche Figur zu reparieren, welche ihm sein Vater (Jude Law) hinterlassen hat. Hugo lebt ein ständiges Versteckspiel und auf dem Bahnhof ist er kein gern gesehener Gast.

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Immer auf der Hut vor dem strengen Bahnhofspolizisten (Sasha Baron Cohen), stibitzt er sich hier und dort das nötige Essen und ein paar Kleinteile vom ansässigen Spielzeughändler Georges (Ben Kingsley), die er zum Basteln benötigt. Eines Tages wir er jedoch erwischt und Georges entnimmt ihm daraufhin das von Hugo so geliebte Notizbuch seines Vaters. Um dieses wiederzubekommen, macht Hugo sich mit Georges Patentochter Isabelle (Chloe Grace Moretz) auf eine Reise, die viele Geheimnisse ans Licht bringen und sein ganzes Leben verändern wird.

Scorsese meets Fairytale, meets 3D

Bereits innerhalb der ersten Minuten wird die Stimmung des Films etabliert: Die Farben sind warm und einladend, hier ist es gemütlich, trotz des eisigen Winters auf Paris' Straßen. Die Bilder vermitteln Wärme und Romantik, tun dies jedoch, ohne jemals in Kitsch oder Sentimentalität abzugleiten. Auch legt Scorsese ausgesprochen viel Wert auf Details: gleich zu Beginn begleiten wir Hugo in das Innere der Bahnhofswände, auf die Treppen, Vorsprüngen, Zahnräder und Uhrwerke, die er sein zu Hause nennt. Diese Bilder zeugen nicht nur von wirklich gutem Setdesign, sondern überzeugen auch kameratechnisch auf ganzer Linie.

Gesprochen wird zunächst gar nicht, stattdessen bewegt Hugo sich schnell und gebückt und beobachtet das Bahnhofsgeschehen aus sicherer Entfernung. Wie Großteile des restlichen Films auch, wird die einleitende Szene quasi komplett von Nachwuchsdarsteller Asa Butterfield getragen, der seine Figur perfekt meistert. Die Kamera folgt Hugos Schritten stets und vermittelt gekonnt ein Bild von genau dem, was er sieht: Ein reges Leben, an dem er nicht teilhaben kann und das Innere eines dunklen Gemäuers, welches er sein zu Hause nennt. Scorsese versteht es, den Ausgangspunkt der Geschichte gekonnt zu vermitteln, ohne auch nur einen Satz dazu zu sagen. Sofort ist klar: dieser Junge ist alleine, er wohnt in dem Bahnhof und er muss sich verstecken.

So stilsicher diese Eingangssequenz auch ist, wirklich herausragend wird sie erst durch die perfekt umgesetzte 3D-Technik, die sie begleitet. Oftmals für Action- oder Science-Fiction-Filme genutzt, würde man diese Technik bei einem Familienabenteuer, welches noch nicht einmal animiert ist, vielleicht nicht sofort erwarten. Doch obwohl sich Scorsese zum ersten Mal auf 3D-Terrain begibt, hat man hier einen Film, in dem die Technik so gut umgesetzt ist wie selten. Dabei kommt sie sehr subtil zum Einsatz. Hier gibt es keine Feuerbälle, die aus der Leinwand zu schießen scheinen, keine actiongeladenen Effekte, die besonders herausstechen. Stattdessen wirken die Schneeflocken auf den Pariser Straßen so real wie nie, und die Schauspieler könnten auch auf einer Bühne vor uns stehen – zum Anfassen nah, ein wunderbares Seherlebnis.

Um dies zu erreichen, hat Scorsese sich mit altbewährten Kollegen zusammengetan und Rob Legato für die Special Effects verpflichtet. Die beiden haben schon bei The Departed, Aviator und Shutter Island kollaboriert und auch an James Camerons Avatar war Legato beteiligt. Mit Hugo hat er es nun vollbracht, die 3D Technik so einzusetzen, dass auch diejenigen Zuschauer, die bisher vielleicht weniger Wert darauf gelegt haben, an diesem Seherlebnis Gefallen finden dürften. Ein Grund, warum die Technik bei Hugo so gut zur Geltung kommt, ist die Tatsache, dass die gesamten 3D Bilder »In Camera« erzeugt wurden, wodurch laut Legato ein Look und ein emotionales Gefühl entstanden sind, die man durch das bloße Umwandeln eines 2D Streifens in einen 3D Film nicht hätte erreichen können.

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