Icewind Dale: Enhanced Edition im Test - Der Winter lahmt

Der Test zu Icewind Dale: Enhanced Edition führt uns zurück in die Infinity-Ära und zu knallharten Taktik-Schlachten in eisigen Ländern. Doch rechtfertigen die Verbesserungen den (erneuten) Kauf des Rollenspiel-Klassikers.

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Von der Icewind Dale: Enhanced Edition könnte man mit Fug und Recht die bislang umfangreichste von Beamdogs Rollenspiel-Neuauflagen erwarten. Schließlich nimmt sich das Team nach den beiden Teilen von Baldur's Gate nun schon zum dritten Mal einen der großen Klassiker der Infinity-Ära vor. Aber von Fortschritt ist nichts zu spüren, im Gegenteil: Die Entwickler haben sich einfach die gleichen sparsamen Engine-Verbesserungen ihrer letzten beiden Enhanced Editions geschnappt und sie ohne große Weiterentwicklung nach Icewind Dale verfrachtet.

Wirklich neue Inhalte fahren sie sogar noch weniger auf, als seinerzeit fürs erste Baldur's Gate. Als schlechtes Spiel kann man die Enhanced Edition deswegen aber auch nicht abtun, im Kern steckt schließlich immer noch das gute alte Icewind Dale. Das glänzt vielleicht nicht mit der riesigen offenen Welt eines Baldur's Gate 2 oder der tiefschürfenden Handlung eines Planescape: Torment, aber seine gnadenlosen Taktikschlachten haben nichts von ihrem Anspruch verloren. Und auch wenn die Verbesserungen arg bescheiden ausfallen, so bleiben es eben trotzdem klare Verbesserungen.

So bereisen wir das Eiswindtal jetzt entspannt ganz ohne Ladezeiten und in moderner Widescreen-Auflösung. Letzteres gab's zwar schon per kostenloser Mod, die Ladebalken streicht aber nur die Enhanced Edition und beides macht das Abenteuerleben doch um einiges angenehmer.

Weiterreichende Technik-Aufwertungen hat sich Beamdog aber auch dieses Mal gespart, die Figuren bleiben verpixelt und stapfen recht holprig animiert durch die Gegend. Die 2D-Gletscherlandschaften und Katakomben sind besser gealtert und scheinen auch heute noch recht hübsch, aber taufrisch wirkt Icewind Dale beileibe nicht.

Wo kaufen?
Icewind Dale: Enhanced Edition lässt sich wahlweise über Steam, GoG.com oder den hauseigenen Dienst Beamdog erwerben. Steam und Beamdog erfordern ein kostenloses Konto bei der entsprechenden Plattform und verlangen eine einmalige Online-Aktivierung des Spiels. Danach läuft das Spiel auch offline und lässt sich auf beliebig vielen Rechnern installieren, aber nicht mehr weiterverkaufen. Die GoG-Version kommt komplett ohne Kopierschutzmaßnahmen oder Online-Aktivierung. Inhaltlich sind alle drei Versionen identisch und können sowohl miteinander als auch mit der Android-Version und der geplanten iPad-Version im Mehrspielermodus gespielt werden.

Heldenbaukasten der Marke Baldur's Gate

Die größte inhaltliche Neuerung ist dann auch gar nicht wirklich neu, aber trotzdem eine Bereicherung: Mit der Technik von Baldur's Gate 2 halten auch dessen vielfältigere Charakterklassen im hohen Norden Einzug. Und davon profitiert Icewind Dale enorm, hier ziehen wir schließlich nicht nur mit einem einzigen selbstgebauten Helden los.

Stattdessen schmieden wir unsere ganz persönliche Elite-Kampftruppe aus sechs völlig frei erstellbaren Mitgliedern. Dabei lässt der restaurierte Klassiker seine Muskeln spielen, in Sachen Tiefgang beim Heldenbau stellt er fast jedes moderne Rollenspiel in den Schatten.

Klassen Wie in Baldur's Gate 2 stehen elf Charakterklassen zur Wahl, die meisten davon mit mindestens drei verschiedenen Spezialisierungen.

Waffen Auch die Waffenspezialisierungen folgen nun dem Schema von Baldur's Gate 2 und bieten etwa separate Pfade für verschiedenste Schwertgattungen wie Krummsäbel und Katana. Um dem Rechnung zu tragen, finden wir im Spiel auch neue Items.

Zauber Zauberer, Priester und Druiden erweitern ihr Arsenal genauso um alte Bekannte wie den Vertrauten oder leichte Gruppenheilung.

Der Halbork bringt die Zahl der spielbaren Rassen auf sieben, Barbar, Mönch und Hexenmeister gesellen sich als neue Klassen dazu und jeder der acht bisherigen Berufe darf sich auf neue Unterklassen spezialisieren.

Völlig frische Klassen hat sich Beamdog allerdings gerade mal zwei einfallen lassen, beide Unterberufe für den Kleriker. Priester des Tyr schützen ihre Verbündeten vor Verwirrung, Lähmung und ähnlichen Effekten, während Tempus-Anbeter zufällige Werte bei ihren Feinden senken und bei der eigenen Gruppe hochschrauben. Beide Klassen fügen sich gut ein und passen ins Szenario, aber als einzige echte Neuzugänge wirken sie doch etwas bescheiden.

Schwerter statt Wörter

Mit unserer Truppe ziehen wir in klassische Echtzeit-Taktikschlachten, die wir jederzeit pausieren dürfen, um Befehle zu erteilen. So lassen wir unsere Recken in Ruhe Tränke schlürfen, brennen Feuerbälle in die feindlichen Reihen oder sprechen Schutzzauber.

Und all diese Möglichkeiten sollten wir tunlichst ausschöpfen, denn Icewind Dale zieht seinerseits genauso alle Register - von Horden an Skeletten bis hin zu tückischen Fallen oder magiebegabten Feinden, die mit einer Betäubungswolke auch mal einer ganzen unklug positionierten Heldengruppe das Licht ausknipsen können.

Aus der wabernden Wolke sollten wir uns schleunigst verkrümeln, bevor die Untoten mit unseren Helden kurzen Prozess machen. Aus der wabernden Wolke sollten wir uns schleunigst verkrümeln, bevor die Untoten mit unseren Helden kurzen Prozess machen.

Besonders im knallharten höchsten Schwierigkeitsgrad »Herz des Zorns« müssen wir unser ganzes Geschick aufbieten. Das genaue Gegenteil davon ist der neue »Story-Modus«, in dem unsere Helden nie sterben können und selbst die härtesten Schlachten zum reinsten Spaziergang geraten.

Wir fragen uns aber ehrlich, was so ein Modus in Icewind Dale verloren hat. Die fordernden Kämpfe machen den Kern des Spiels aus, marschieren wir da zugunsten der Handlung einfach durch, bleibt nicht mehr viel übrig.

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