Internet - DRM-HTML könnte Kopieren von Texten und Bildern verhindern

Das World Wide Web Consortium (W3C) hat beschlossen, dass die HTML-Arbeitsgruppe an einer umstrittenen DRM-Erweiterung arbeiten soll. Das könnte umfangreiche Folgen haben.

DRM könnte bald ein Teil des HTML-Standards werden. Die EFF warnt vor den möglichen Folgen. DRM könnte bald ein Teil des HTML-Standards werden. Die EFF warnt vor den möglichen Folgen.

Laut der Electronic Frontier Foundation (EFF) ist die Encrypted Media Extension (EME) dafür gedacht, einen Standard für DRM-geschützte Web-Videos zu entwickeln, der auch Teil des HTML 5.1-Standards werden könnte. Damit geht das W3C laut EFF erstmals einen Schritt, der dem Nutzer die volle Kontrolle über seinen Browser nehmen soll. Für eine Organisation wie das W3C, die eigentlich der Wächter für ein offenes Internet sein sollte, sei dies ein gefährlicher Schritt – nicht nur für die Nutzer, sondern auch für das Ansehen der W3C.

DRM sei auch im Browser praktisch nutzlos und verhindere keine illegalen Kopien, sei dafür aber nutzerunfreundlich. Das Argument, dass DRM ohnehin schon mit Silverlight und Flash im Browser verwendet werde, lässt die EFF nicht gelten, denn mit EME seien nun auch anderen Möglichkeiten per Standard die Tore geöffnet worden, auch wenn es vorrangig nur um Video-Inhalte zu gehen scheint. Schon vor fünf Jahren hätten Unternehmen Web-Fonts per DRM schützen lassen wollen. Es wäre also durchaus denkbar, dass dieser Wunsch nun erneut aufkommt. Innerhalb des W3C gäbe es Gedankenspiele, auch den Quellcode von Webseiten auf diese Weise »wegzusperren«, Fotografen könnten das Speichern von Bildern verhindern und genau das wolle eine andere Gruppe erreichen, die sich wünscht, dass Webinhalte überhaupt lokal nur noch mit DRM gespeichert werden können.

»Ein Web, in dem man keinen Text kopieren und einfügen kann, in dem der Browser nicht 'Speichern als...' für Bilder verwenden kann, wo die 'erlaubte' Nutzung gespeicherter Dateien außerhalb des Browsers überwacht wird, wo Javascript hinter undurchsichtigen Mauern läuft und wo wir vielleicht nicht einmal mehr den Quelltext mancher Seiten ansehen können, ist ein ganz anderes Web als das von heute. Es ist ein Web, in dem der 'User Agent', der Browser, bei jedem Besuch einer Webseite eine Reihe von erzwungenen Maßnahmen durchlaufen muss«, so die EFF. Das nächste Mozilla könnte sich nicht einfach alle Web-Technologien ansehen und einen neuen Browser schaffen, sondern müsste verhandeln und mit mehreren DRM-Anbietern Abkommen abschließen, nur um mit Standards kompatibel zu sein.

Die EFF glaubt aber, dass es nicht wirklich so weit kommen wird, weil auch innerhalb des W3C DRM nicht sonderlich beliebt ist. Trotzdem habe das W3C nun die Tür für Rechteinhaber geöffnet. Es sei enttäuschend, dass das W3C und ihr Director Tim Berners-Lee die Dinge riskieren, die ihren Erfolg ursprünglich ausmachten und so mit den Ängsten und dem Gewissen ihrer Kollegen spielten. Es habe allerdings auch schon Fälle gegeben, in denen sich das W3C mit ihren Vorstellungen letztlich nicht durchgesetzt habe.

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