Internet-Zensur in Großbritannien (Update) - »Porno-Filter« sperrt Seiten über Technik, Linux, Bürgerrechte und mehr

Der von der konservativen Regierung in Großbritannien unter Duldung des kleinen, liberalen Partners durchgesetzte »Pornofilter« läuft bei der Beurteilung von Webseiten mehr oder weniger Amok.

Der Porno-Filter in Großbritannien läuft Amok und sperrt anscheinend vollkommen willkürlich Webseiten. Der Porno-Filter in Großbritannien läuft Amok und sperrt anscheinend vollkommen willkürlich Webseiten.

Der britische Provider O2 bietet auf seiner Webseite die Möglichkeit, zu prüfen, ob eine Webadresse durch den »Porno-Filter« blockiert wird oder nicht. Kunden können den Filter zwar beim Provider deaktivieren lassen, doch die Betreiber von Webseiten werden nicht informiert, wenn ihr Angebot gesperrt wird.

Durch das Tool von O2 kam nun ans Licht, dass die Filter wenig überraschend nicht nur unfähig sind, alle Porno-Webseiten auszufiltern, sondern nebenbei auch noch Webseiten aus allen Bereichen sperren. Die BBC meldet beispielsweise, dass dafür Webseiten zum Thema Gesundheit oder Sexualkunde gesperrt werden. In vielen Blogs werden wie beispielsweise unter diesem Link Listen von Webseiten aufgeführt, die betroffen sind.

Dazu gehören auch sehr bekannte Webseiten zu Technik wie Slashdot, Seiten zu Linux wie linux.com, Menschen- und Bürgerrechtenwie Amnesty oder auch Verlage. Ob Webseiten durch den Filter betroffen sind, scheint mehr oder weniger ein Glücksspiel zu sein, wie der obige Screenshot beweist. O2 in Großbritannien sperrt sogar die Webseite der deutschen Niederlassung – natürlich wegen des Jugendschutzes und »noch« optional.

Update: Zu den ausgefilterten Webseiten gehört auch die Webpräsenz von Claire Perry, der konservativen Abgeordneten, die sich stets lautstark für die Einführung der Filter eingesetzt hat. Inzwischen haben einige Provider damit begonnen, bestimmte Webseiten auf Whitelists zu setzen, beispielsweise Wohltätigkeitsorganisationen. Damit wandelt sich der Filter aber laut Kritikern immer mehr in eine reine Zensur. Denn nun müssten die Provider nicht nur Filter einbauen, sondern offensichtlich entscheiden, welche Webseiten ein Kunde grundsätzlich sehen darf, wenn er dem Provider nicht anderslautende Wünsche mitteilt.

Damit werde das Internet in »akzeptabel« und »inakzeptabel« aufgeteilt und genau das, so der NewStatesman, sei auch »immer der Plan« der Konservativen gewesen. Die Filterbeschreibungen nannten als Ziel für zu blockierende Webseiten in einer Kategorie sogar Informationen über „schwule und lesbische Lebensart“. Nach Bekanntwerden wurde dieser Text entfernt, was aber vermutlich am Filter selbst nichts ändert. Die Frage sei außerdem, so der Kommentar, wer Listen solcher Webseiten überhaupt beauftragt und erstellt hat. Denn das seien absichtliche Handlungen gewesen. Die Filter lassen sich aber wie üblich leicht umgehen, denn wer beispielsweise den Chrome-Browser nutzt, kann mit der passend bezeichneten Erweiterung „Go away Cameron“ auch im Inkognito-Modus alle Filter umgehen.

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