Seite 4: Interview mit Josef Kraus - "Killerspiele" gehören verboten

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Inhaltsverzeichnis

1

Einleitung

2

Greift ein Spieleverbot?

3

Maßnahmen des Lehrerverbands

4

»Gewaltspiele gibt es bei uns nicht«

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»Gewaltspiele gibt es bei uns nicht«

GameStar Sie sind selbst Vater, Ihr Sohn ist 25 Jahre alt. Hätten Sie ihm in seiner Jugend den Umgang mit Gewaltspielen verboten?

Josef Kraus Zunächst hätte ich mit ihm gesprochen. Falls er darauf nicht eingegangen wäre, hätte ich aber gesagt: »Gewaltspiele gibt es bei uns nicht«.

GameStar Würden Sie diesen Rat auch anderen Eltern geben, deren Kinder solche Spiele nutzen?

Josef Kraus Ja, unbedingt. Man muss den Kindern erklären, dass Gewaltspiele stumpf und menschenverachtend sind. Wenn Sie dann aus Überzeugung die Finger davon lassen, ist das aus pädagogischer Sicht viel nachhaltiger als ein zwangsweises Verbot.

GameStar Es soll also zum Dialog kommen. In einem Kommentar sprechen Sie aber von einer »Unkultur des Wegschauens und Weghörens«.

Josef Kraus Damit meine ich, dass man sich immer weniger um den Menschen kümmert. Mitmenschen, die nicht der Norm entsprechen, werden beiseite geschoben. Das ist bei Gewalttätern ebenso der Fall wie bei Selbstmördern, denn üblicherweise kündigen sich solche Taten vorher immer an -- doch viel zu viele Eltern, Verwandte, Lehrer und Sportskameraden schauen weg. Ich wünsche mir eine »Kultur des Hinschauens«, jeder sollte mehr Interesse für seine Mitmenschen zeigen. Und jeder sollte sich bemühen, auch nicht genormte Menschen in die Gemeinschaft zu integrieren. Das bezeichnen manche Leute als »soziales Alarmsystem«: So beugt man vor, dass jemand in die Gewalttätigkeit abdriftet.

GameStar Wenn es nun gelänge, die Maschen dieses sozialen Netzes enger zu ziehen -- etwa durch mehr Schulpsychologen -- wäre dann ein Spieleverbot nicht überflüssig?

Josef Kraus Nein. Ich setze auf eine Strategie der vielen Wege. Es kann sich niemand davonstehlen, jeder muss seinen Beitrag leisten: Lehrer, Schulen, Eltern, Jugendarbeiter, Kirchen. Und auch die Medienproduzenten sowie die Politik stehen in der Pflicht -- und müssen mediale Gewaltprodukte verbieten.

GameStar Herr Kraus, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.