Seite 2: Interview mit Shogun 2-Entwickler Scott Pitkethly - »Wie der Mensch wird die KI immer Fehler haben.«

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GameStar: In Shogun 2 habe ich Feinde gesehen, die ihre Städte nicht beschützt haben, während sie all ihre Armeen an die Front schickten. So konnte ich mich mit einer meiner Armeen von hinten anschleichen und die Städte erobern.

Scott: Nun, ich bin der leitende Programmierer für die Schlachten, deshalb kann ich darüber mehr sagen. Aber es ähnelt dem, was ich selbst erlebt habe. Nachdem ich das Spiel nur so zum Spaß ein wenig gespielt hatte, ging ich zu einem Programmierer für die Kampagnen-KI. Ich hatte ein Handelsabkommen mit der KI abgeschlossen, bezahlte Geld dafür und war richtig glücklich darüber. In der nächsten Runde löste die KI den Vertrag aber plötzlich auf. Also schaute ich mir das genauer an, und was passiert war, dass ich eine Region ganz woanders verloren hatte. Damit fehlten mir auch die Ressourcen, die dort abgebaut wurden, weshalb ich kein guter Handelspartner mehr war, weil die KI eben diese Rohstoffe gebraucht hatte. Deshalb ließ er mich fallen. Und genau das ist der Punkt: Es ist schwer, eine bestimmte Sache wie die deine zu betrachten, wenn man nicht weiß, was genau passiert ist.

GameStar: Nun ja, diese Fehler traten ja öfters auf, in unterschiedlichen Situationen. Anderes Beispiel: Auf dem Schlachtfeld passierte es häufig, dass die KI einzelne Einheiten losschickte oder gar Generäle meine Linien angriffen, obwohl sie keine Chance hatten. Wie kann so etwas passieren?

Scott: Die KI schaut laufend, wo sich sämtliche gegnerischen Einheiten aufhalten und wägt dann alle Möglichkeiten ab: »Ich könnte die Einheit flankieren oder angreifen oder auf sie schießen.« Dann versucht die KI, die Balance zu finden, was manchmal schief geht, warum auch immer. Entweder ist es ein Bug, oder es funktioniert einfach nicht richtig. Das enorm komplexe Abwäg-System ist der Grund, dass die KI manchmal falsche Entscheidungen trifft.

GameStar: Was sind die wichtigsten Verbesserungen im Vergleich zu Napoleon?

Scott: Es gibt eine ganze Reihe an Verbesserungen, zum Beispiel bei den Belagerungsschlachten. In Shogun 2 weiß die KI, wie sie eine Mauer verteidigt, sie beschießt oder erklimmt. Die KI wurde hierfür komplett umgebaut, weil sich das Spiel hier am stärksten unterscheidet. Bei den Land- und Seeschlachten hat es eher eine KI-Evolution gegeben. Insbesondere wegen der Komplexität des Systems wollten wir nicht alles komplett über Bord werfen, sondern daraus lernen, das Beste herauspicken und es noch besser machen.

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GameStar: Denkst du, dass es niemals DIE perfekte KI geben wird und dass der Spieler immer mit Bugs und Problemen leben muss?

Scott: Ja, ebenso wie wir Menschen wird auch die KI immer Fehler haben. Ich kann nicht sagen, wie eine perfekte KI aussieht. Ich denke, dass wir ständig danach streben, eine KI zu erschaffen, die herausfordert und Spaß macht. Wir verbessern sie, wir lernen aus ihr. Wir machen das schon sehr lange, und trotzdem lernen wir noch immer aus diesem riesigen Problem. Allerdings sind das selbstgemachte Probleme, weil wir das wohl komplexeste und umfangreichste Strategiespiel entwickelt haben. Also wollten wir eine KI entwerfen, die gutspielen kann und dir eine Herausforderung bietet. Wir sind also selbst schuld daran.

GameStar: Ein schönes Schlusswort. Scott, vielen Dank.

» English Version of the Interview

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