Interview mit Jonathan Wendel - Gaming-Legende Fatal1ty im Gespräch

So gut wie jeder eSportler auf der Welt kennt ihn, denn er gehört als 12facher Weltmeister in fünf verschiedenen Spieletiteln zu einem der besten Profi-Spielern, die man sich vorstellen kann. Jonathan "Fatal1ty" Wendel (* 26. Februar 1981 in Houston, Texas) im Interview:

Könntest du dich bitte für alle die, die dich nicht kennen, vorstellen?
Ich bin wahrscheinlich am besten unter dem Namen „Fatal1ty“ bekannt. Ich spiele seit ungefähr 9 Jahren professionell Videospiele und habe einmal die Weltmeisterschaft der Videospiele gewonnen. Das Spielen ist seit langer Zeit mein Hobby aber mittlerweile zu meinem Job geworden – ich spiele um zu Leben.

Wie bist du zum professionellen Spielen gekommen?

Ich habe schon als Kind und Jugendlicher während der Highschool und Middleschool gespielt und bin irgendwann mal zu einem Turnier gegangen und habe mitgespielt. Es hat sich herausgestellt, dass ich ziemlich gut war und bin deshalb zu einigen Pro-Turnieren geflogen. Und dort habe ich durchs spielen ziemlich gut verdient.

Wo liegt der Unterschied zwischen dem Hobby und dem professionellem Spielen?

Am Anfang habe ich mit meinen Freunden darüber gescherzt, wie gut wir doch sind. Aber als ich einmal 4000 Dollar bei einem Turnier gewonnen hatte meinten sie: „Du bist wirklich gut.“ Und ich dachte mir das gleiche, obwohl ich eigentlich nur gegen die Besten spielen wollte. Und das war es eigentlich. Meine Freunde haben mich immer unterstützt und sind meine größten Fans. Wir hängen immer noch zusammen rum, gehen auf LAN-Partys und spielen gegeneinander. Ich versuche sie auch ein wenig zu trainieren.

Wann hast du begriffen, dass du ein professioneller Spieler bist?

Eigentlich in den ersten sechs Monaten in denen ich gespielt habe. Firmen haben mich angerufen und gefragt, ob sie mich nach Übersee einfliegen können damit ich die USA vertrete und ich habe sofort gemerkt, dass ich einer der Top-Spieler bin. Ein Freund von mir mit dem ich trainiert habe, hat ein Turnier in London gewonnen. Ich scherzte: „Wow, weißt du, selbst ich hätte dich geschlagen. Das ist verrückt, aber vielleicht bin ich ja auch nur echt gut.“ Und er meinte, ja, du bist wirklich gut. Wenn ich nicht gewonnen hätte, hättest du es. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass ich so gut war. Anschließend bin ich zu meinem ersten Turnier geflogen, habe für die Fahrt nach Texas 500 Dollar gespart und dort 4000 Dollar gewonnen. Das hat mir dann Sponsorenverträge eingebracht und mich dafür vorbereitet um die Welt zu fliegen und Videospiele zu spielen.

Siehst du dich selbst als einer der größten eSportler, die jemals existiert haben?

Ich weiß nicht. Ich spiele schon echt lange und habe auch offensichtlich viele Fans, die mich Unterstützen. Wenn die Community das von mir denkt – okay. Ich versuche einfach nur gut zu spielen und zu gewinnen. Ich meine, ich mache das schon seit 9 Jahren und gewinne. Also ist für mich okay.

Wie wird der internationale eSport in deinen Augen in den kommenden 10 Jahren aussehen?

Der eSport hatte in den letzten Jahren viele Gesichter und Facetten und du kannst vermuten, dass es in bestimmter Weise auf diese Art so weitergeht. Aber ich denke, dass sich das verändern wird, wenn das Internet mehr von den Medien genutzt wird und wir es schaffen, eine günstige Möglichkeit zu finden, eSport Events im normalen Fernsehen zu übertragen. Wenn diese Events in den Vordergrund rutschen, wir sie groß präsentieren und wenn die allgemeine Medienlandschaft diese Events übertragen oder zumindest darüber berichten, dann kommen wir definitiv voran und es wäre ein großer Schritt fürs Gaming. Das Gaming hat in den letzten 9 Jahren schon eine Menge Presse bekommen und ich bin stolz darauf und liebe es, der Star zu sein oder zu helfen, andere Stars zu fördern. Ich denke einfach, dass das Gaming immer da sein wird. Es wird niemals sterben.

Könntest du dir vorstellen mal wieder an der CPL teilzunehmen und diese zu gewinnen?

Ich bin immer da und warte auf die nächste Herausforderung. Ich werde auf jedenfall auf das nächste große Turnier gehen und versuchen es zu gewinnen, sobald es wieder eins gibt. Egal welches Spiel – ich hoffe nur es gibt ein 1on1, dann kann ich wieder richtig hart trainieren und hart an mir arbeiten. Teamplay macht schon Spaß, aber es geht immer darum die richtigen drei oder vier Leute zu finden und richtig hart mit ihnen zu trainieren, um das beste Team zu werden. Bei einem 1on1 kann ich wirklich hart an mir arbeiten, mich disziplinieren. Und außerdem bekommt man auch sehr viel mehr Geld, wenn man alleine gewinnt.

Welches Spiel spielst oder trainierst du derzeit?

Derzeit trainiere ich sehr viel Quake Live und spiele Call of Duty: World at War und warte auf Modern Warfare 2. Wenn Rage rauskommt werde ich auch sicherlich das spielen – oder Doom 4.

Wie viele Stunden spielst du in der Woche?

Ich trainiere für die Weltmeisterschaft, also sind es derzeit 60 bis 65 Stunden die Woche.

Als du mit dem Spielen angefangen hast, wie viele Stunden hast du da am Tag verspielt?

Als es noch ein Hobby war hab ich ungefähr zwei oder vier Stunden gespielt. An richtig guten Tagen waren es vielleicht sechs Stunden. Es kam immer darauf an. Als ich noch ein Jugendlicher war, haben mir meine Eltern immer Hausarrest gegeben, weil ich so viel vor dem Computer saß. Als ich dann ausgezogen bin, hat sich das natürlich geändert, aber um zum Punkt zurück zu kommen: Zwei bis vier Stunden am Tag.

Was war die merkwürdigste Erfahrung, die du in den letzten neun Jahren als professioneller Spieler gemacht hast?

Naja, das coolste oder merkwürdigste ist, wenn man auf Turniere oder Events fährt. Ich fokussiere mich und trainiere sehr hart und bin aufs gewinnen aus. Es gab einmal ein Turnier in Las Vegas und alle Top-Spieler der Welt waren da, um am Turnier teilzunehmen. Normalerweise feiern wir immer am letzten Tag und das ist immer ein Sonntag. Am Sonntag ist immer alles geschlossen, aber der letzte Tag der Turniere ist nun mal immer der Sonntag, weil sie übers Wochenende stattfinden. Ich habe also immer bis nachmittags oder abends am Sonntag zu tun und meine Freunde, die auch die besten Spieler aus der ganzen Welt sind, natürlich auch. Also feiern wir meistens erst nach der Zeremonie und den Interviews und allem was dazu gehört. Wir sind also alle nach Las Vegas geflogen um das Turnier zu gewinnen, aber das Turnier war geplatzt, als wir dort ankamen. Das hieß, wir waren 4 Tage lang in Vegas und hatten absolut nichts zu tun. Deshalb haben wir beschlossen solange zu feiern, wie es nur geht und niemals aufzuhören. Nach 3 Tagen dauerfeiern, und ich meine wirklich dauerfeiern – das war total krank – ging es dann wieder zurück. Aber ja, ich denke das war die coolste oder merkwürdigste Sache, denn wir waren ja eigentlich fürs Turnier da, haben letztendlich aber nur Party gemacht.


Harte Frage: Hast du jemals gecheated?

Definitiv nein.

Nichtmal um zu trainieren?

Auf einer LAN habe ich immer mit meinem besten Freund die neuesten Cheats ausprobiert, damit wir andere Leute erkennen konnten, die diese Cheats vielleicht benutzen. Also manchmal, in privaten LAN-Sessions, haben wir sie ausprobiert. Das ist auch so eine Sache. In Quake cheated so gut wie niemand, in Counter-Strike dafür schon. Wenn ich jemanden in Quake erschieße dann heißt es meistens: „Du bist wirklich gut, guter Schuss!“ Aber in Counter-Strike wird man sofort als Cheater beschimpft, wenn man jemanden einen Headshot durch die Wand gibt. Wenn ich auf einen Counter-Strike Server springe, dann gebe ich allen Headshots, auch durch die Wände. Und dann heißt es sofort, ich würde cheaten. Meistens werde ich nach ein paar Minuten gebannt, was wirklich nervig ist, denn die Cheater haben Counter-Strike für die wirklich guten Spieler vermasselt.

Was war das erste Spiel, dass du jemals gespielt hast – und wann war das?

Mein erstes Spiel war Microsoft Flight Simulator und das war 1985 – da war ich 4 Jahre alt und ich habe es auf dem PC gespielt.

Und deine Gaming Karriere hat im Internet Café oder irgendwo anders begonnen?

Meine ersten Spiele-Turniere waren NBA Jam, Clay Fighter und Sonic the Hedgehog auf dem Sega Genesis. Das waren die allerersten Spiele-Turniere, die ich in meiner Heimatstadt gespielt habe und ich habe damals den dritten Platz belegt. Dann bin ich umgestiegen und habe angefangen Wolfenstein 3D, Doom, Duke Nukem, Quake und Quake 3 - mit Quake habe ich angefangen. 1999 bin ich Pro-Gamer geworden und spiele seit dem.

Viel Spaß hier in München!

- (lacht) Danke, werde ich haben, es ist ja das Oktoberfest!

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