Seite 2: Kartoffelsalat in der Filmkritik - 30 Jahre an YouTube vorbei

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Da fress' ich doch 'nen Besen!

Otto Waalkes wirkt dann auch beinahe wie eine Symbolfigur, in einer Komödie die zu weiten Teilen von Altherrenhumor und betagten Kalauern getragen wird. Wenn Freshtorge »Ich hab' ein Auge auf sie geworfen« statuiert und im nächsten Gegenschnitt plötzlich das Objekt seiner Begierde tatsächlich EIN AUGE im Haar klebt, dann ist die Grenze zur Fremdscham überschritten.

Otto Waalkes hat zwar nur einen kleinen Gastauftritt, die Gags in Kartoffelsalat stammen aber häufig aus Jahrzehnten in denen Waalkes noch selbst kreativ war. Otto Waalkes hat zwar nur einen kleinen Gastauftritt, die Gags in Kartoffelsalat stammen aber häufig aus Jahrzehnten in denen Waalkes noch selbst kreativ war.

Das hat man doch alles schon gesehen, nur besser. Vermutlich bei Otto selbst, der in den Siebzigern mit derlei Sprach-Scherzen berühmt wurde. Damals haben alle gelacht, heute kratzt man sich nur noch verwundert am Kopf. Trotzdem malen hier Leute buchstäblich den Teufel an den Wand, fressen tatsächlich einen Besen und (einer der schlechtesten Gags im ganzen Film) halten den Schnabel (einer ausgestopften Möwe) - thihi.

Ein Witz aus Der Unglaublichen Reise im verrückten Flugzeug hat es tatsächlich eins zu eins in Kartoffelsalat geschafft, wenn Dagi Bee von gleich drei aufgeregten Kerlen zur Ruhe »geprügelt« wird. Das kann man mit viel gutem Willen als tiefe Verbeugung vor dem Klassiker verstehen oder einfach nur als kreative Bankrotterklärung. Auf eigenen Ideen basieren hier jedenfalls die wenigsten Scherze.

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Aber man kann Kartoffelsalat ja auch als schrulliges Experiment, als Trash-Hommage an den YouTube-Zirkus sehen. Und dann passt das schon irgendwie. Ganz so leicht macht es der Film seinen Zuschauern nämlich nicht: Als wäre es eine grausige Pointe, durchströmt Kartoffelsalat ein gewisses Charisma.

Die charmant-naive Leichtigkeit, mit der hier losgeblödelt wird, ist zwar alles andere als komisch, aber sie macht trotzdem gute Laune. Auch weil sie die Macher um Freshtorge dabei offensichtlich nicht ernst nehmen. Überraschenderweise sind vereinzelte Schauspielleistungen trotzdem ganz passabel.

Nicht nur YouTuber vor der Kamera: Viele Rollen sind mit bekannten Schauspielern aus dem deutschen Fernsehen besetzt, hier GZSZ-Bösewicht Wolfgang Bahro. Nicht nur YouTuber vor der Kamera: Viele Rollen sind mit bekannten Schauspielern aus dem deutschen Fernsehen besetzt, hier GZSZ-Bösewicht Wolfgang Bahro.

Gerade wenn man sich im YouTube-Kosmos etwas auskennt - und für eben diese Leute ist dieser Film ja gemacht - bietet die Suche nach »seinem Star« oder versteckten Easter-Eggs ordentlich Kurzweil. Product Placement darf natürlich auch nicht fehlen. Kleiner Tipp für Zuschauer: Einfach ein Trinkspiel draus machen. Immer wenn Lovoo, die Bravo oder der Racheshop im Bild zu sehen sind, gibt es einen Shot. Spätestens zur Hälfte des Films sind selbst erfahrene Trinker platt.

Dazu passen dann auch die technischen und handwerklichen Unzulänglichkeiten: Der Ton klingt nicht selten, als hätte man ihn durch eine Kartoffel aufgenommen, Statisten lächeln immer wieder fröhlich ins Bild und der Kamerafokus kann sich häufig nicht entscheiden, auf welches Objekt er nun die Schärfe ziehen soll. Also eigentlich alles wie immer - auf YouTube.

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