»Keine Krise« - Kolumne zum Zustand der Spielebranche

Hat die Finanzkrise die Spielebranche schon erreicht? Wer ist Schuld an den Entlassungen und Millionenverlusten?

Die Aktienkurse der großen Spiele-Publisher sind in den letzten Wochen wie der Rest der Wall Street abgestürzt. Die Aktienkurse der großen Spiele-Publisher sind in den letzten Wochen wie der Rest der Wall Street abgestürzt.

Activision Blizzard verkauft zwei Studios und macht knapp 200 Millionen Dollar Verlust. Electronic Arts verliert 310 Millionen, 540 Mitarbeiter müssen gehen. THQ schließt fünf Studios und entlässt 250 Leute, 115 Millionen Dollar sind weg. Midway ist 76 Millionen im Minus und feuert 30 Menschen. All das, wohlgemerkt, in nur einem Quartal dieses Jahres, also in drei Monaten. Ist die Finanzkrise bei den Spieleherstellern angekommen?

Nein. Die drohende Rezession mag für manche Firmen ein willkommener Vorwand für Stellenkürzungen sein, aber in unserer Branche gilt das alte Wort: Wenn’s den Menschen schlecht geht, suchen sie Unterhaltung. Während der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre boomte das Hollywood-Kino.

Dass die Firmen Verluste melden, liegt an zwei Dingen. Erstens: den Sommermonaten, traditionell die Durststrecke der Branche, in der wenige Spiele erscheinen und wenig verkauft wird. Weil parallel die Weihnachtstitel entwickelt werden, weisen die Quartalsbilanzen ins Minus; je größer die Firma, desto stärker.

Zweitens: Hausgemachte Probleme. Activision Blizzard hat die Fusion zu schultern, die Firma trennt sich von unrentablen Projekten der Tochter Sierra. Electronic Arts muss die Verschiebung des Harry-Potter-Films (und damit auch des kostenintensiven Spiels) verkraften. THQ hat seit längerer Zeit keinen echten Verkaufs-Hit gelandet, erfolgreich waren nur die Filmumsetzung Wall-E und der Wii-Titel De Blob. Midway hat sich in sündteure Rohrkrepierer (Unreal Tournament 3, Stranglehold, Blacksite) verrannt.
Wer nichts verkauft, muss sparen, Krise oder nicht. Es geht auch andersrum: Atari lag vor zwei Jahren am Boden, die Firma schrumpfte auf einen Rumpf zusammen. Inzwischen kaufen die Franzosen wieder kräftig ein.

Christian Schmidt
Stellvertretender Chefredakteur

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