»Killerspiele«-Verbot - Kulturrat und Union gegen CSU-Forderung

Die durch den bayerischen Innenminister Joachim Hermann (CSU) Anfang der Woche erneut losgetretene Debatte, um ein Verbot von so genannten »Killerspielen«, erfährt vom Deutschen Kulturrat und Politikern der Jungen Union deutlichen Widerspruch.

Die durch den bayerischen Innenminister Joachim Hermann (CSU) Anfang der Woche erneut losgetretene Debatte, um ein Verbot von so genannten »Killerspielen«, erfährt vom Deutschen Kulturrat und jungen Politikern der Union deutlichen Widerspruch. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: »Eigentlich war die Debatte um das Verbot von gewalthaltigen Computerspielen längst beendet. Sowohl in der Politik als auch in den Verbänden bestand Einvernehmen, dass die Kraft besser in die Ausbildung von Medienkompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie in die Auszeichnung guter Computerspiele gesteckt werden sollte, statt in einen Verbotsaktionismus zu verfallen, der in Zeiten des Internets ohnehin schwer durchsetzbar ist.« Zimmermann bezeichnet den erneuten CSU-Vorstoß dann auch als »ein schlechter bayerischer Running Gag in Wahlkampfzeiten.«

Diskussion innerhalb der Union

Laut einem Heise.de-Bericht, ist auch innerhalb der Union ein Streit über die erneute Verbotsforderung der CSU entbrannt. Eine Gruppe Politiker der Unions-Bundestagsfraktion hat sich strikt gegen den Vorschlag gestellt. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, der Junge-Union-Vorsitzende Philipp Mißfelder und der Chef der Jungen Gruppe der Union im Bundestag, Marco Wanderwitz (CDU), forderten in Berlin mehr Aufklärung statt eines Pauschalverbots von Gewalt-Computerspielen.

»Der illegalen Nutzung und Verbreitung wird durch ein Verbot Tür und Tor geöffnet«, sagte Bär der dpa. »Mißfelder warnte davor, eine Wachstumsbranche wie die Computerspiel-Industrie«, an den Pranger zu stellen.

GTA 4 sofort auf den Index

Unterdessen ist auch bekannt geworden, welches »Killerspiel« der Unterstützer des CSU-Verbotsantrages und selbsterklärte Computerspiele-Gegner, Christian Pfeiffer, sofort auf dem Index sehen möchte: Grand Theft Auto 4. Pfeiffer ist der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Talk-Show-Auftritte und in Forscherkreisen umstrittene Untersuchungen einen Namen gemacht hat. Wie Focus Online berichtet, verlangte Pfeiffer bei seinem Treffen mit der CSU eine umfassende Indizierung: Wenn die Spiele nicht mehr frei verkaufbar seien, würden sie nicht bekannt, und der Umsatz breche ein. »Die lustvolle Gewaltanwendung wird zum Selbstzweck des Spiels«, wird Pfeiffer, früher Justizminister von Niedersachen, zitiert.

Wie weltfremd Pfeiffers Forderung gerade bei Grand Theft Auto 4 ist, zeigt nicht nur der weltweite Verkaufserfolg des Spiels, sondern das enorme Medienecho beim Erscheinen des Spiels. Den gerade GTA 4 wurde von den Krikern der New York Times bis zu Der Spiegel als Meilenstein der interaktiven Unterhaltung gelobt. Wäre das Spiel indiziert, dürfte de facto in Deutschland niemand mehr positiv über das Spiel berichten und seine künstlerischen Leistungen loben, da dies als Werbung für das Produkt ausgelegt werden könnte und Werbung für indizierte Medien per Gesetz verboten ist.

Von China »lernen«

Aber offenbar schein solche Bedenken bei Pfeiffer und der CSU wenig zu bedeuten: Der CSU-Politiker Hans-Peter Uhl schlug laut Focus vor dem Hintergrund kinderpornografischer Angebote im Internet vor, Provider per Gesetz zu zwingen, bestimmte Seiten aus dem Netz zu nehmen. Spätestens seit den Olympischen Spielen in Peking wisse man, was möglich sei: »Was die Chinesen können, sollten wir auch können. Da bin ich gern obrigkeitsstaatlich.« Und hier schließt sich der Kreis: Denn schon 2006 forderte der jetzige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein: »Killer-Spiele« sollten »in der Größenordnung von Kinderpornographie eingeordnet werden, damit es spürbare Strafen gibt« und setzte damit Computerspiele auf eine Stufe von Kinderpornografie.

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