Cloud Computing hat sich bereits durchgesetzt. Egal ob Sie Ihre Daten per Dropbox in die »Cloud« verschieben, um überall darauf zu zugreifen, ob Sie Anwendungen wie Textverarbeitungs- oder Bildbearbeitungsprogramme über den Browser starten oder ob Sie die Cloud als Tausch- und Kommunikationsplattform für ihre Arbeitsgruppe verwenden, für jeden Zweck gibt es einen passenden Dienst. Die metaphorische Wolke ist dabei zum Inbegriff des Überallarbeitens geworden. Durch die Cloud benötigen Sie keine Software mehr, die Sie auf ihrem Rechner installieren müssen. Alle Programme werden auf Servern ausgeführt, die über das Internet von überall erreichbar sind. Seit 2005 wird Cloud Computing auch für Spiele eingesetzt. Der finnische Anbieter G-cluster hat damals als erster Casual Games per IPTV angeboten. Dafür war lediglich eine Set-Top-Box und ein Fernseher nötig. Der Dienst wurde zunächst auf Zypern angeboten und läutete die Testphase der Technologie ein, ab 2008 streamte der Dienst in HD (720p).
Nach einer zweijährigen Betaphase startete der französische Mobilfunkanbieter SFR 2010 dann den kommerziellen Einsatz von Cloud Gaming via Set-Top-Boxen, die auf der Technologie von G-cluster basieren. Im selben Jahr geht OnLive in den USA mit seinem Angebot ans Netz und streamt erstmals technisch aufwändige Top-Titel aus der Cloud nach Hause. So ist es zum jetzigen Zeitpunkt in den USA und in England (weitere Server in Europa sind geplant) möglich, unter anderem Batman: Arkham Cityoder Assassins Creed: Revelationsüber OnLive zu spielen. Für Smart-TVs, also Fernsehgeräte mit Internetanschluss gibt es inzwischen Casual-Games-Angebote wie GameTreeTV, die mit der Fernbedienung gesteuert werden.
Die wenigen Vorteile von Cloud Gaming werden entsprechend lautstark angepriesen. Da die Spiele auf Servern gestartet und berechnet werden und nur das Bild per Internet zum Nutzer gestreamt wird, benötigt dieser keine starke Hardware mehr, um ein neues Spiel zu spielen. So lassen sich Titel wie Battlefield 3, die zwingend Windows Vista oder Windows 7 und relativ starke Rechner voraussetzen, auf einer fünf Jahre alten Krücke mit Windows XP spielen – einzige Voraussetzung ist eine schnelle Internetverbindung und das Programm des Anbieters. Für Spieler entfallen damit die hohen Anschaffungskosten für neue Hardware. Auch müssen Spiele weder selbst gepatcht noch lange installiert werden.
Onlive bietet zudem seit kurzem Apps für Tablets und Smartphones an, mit denen Sie theoretisch auch unterwegs Ihre Spiele fortsetzen können. Da das Spiel und alle dazugehörigen Dateien in der Cloud liegen, haben Sie zu jeder Zeit mit jedem Gerät Zugriff auf Ihre aktuellen Spielstände. Onlive deckt mit Software für PC, Mac und mobile Endgeräte sowie Set-Top-Boxen für Fernseher alle erdenklichen Elektronikgeräte ab. Ein weiterer Anbieter ist seit 2011 Gaikia, der Demos von aktuellen Top-Titeln auf den heimischen PC oder Laptop streamt. Beispielsweise die Demoversionen von FIFA 12und Crysis 2lassen sich dort spielen – allerdings nur in fragwürdiger Qualität.
Viel mehr als die Spieler können aber die Publisher von Cloud Gaming profitieren: Spiele müssen nicht mehr für die unterschiedlichste Hardware angepasst werden (in den Serverfarmen kommen tausende identische Rechner zum Einsatz). Dadurch sinken die Produktionskosten. Auch müssen Publisher und Entwickler keine Verluste mehr durch Raubkopien befürchten, weil die Spiele mehr oder weniger unerreichbar in der sicheren Umgebung des Server-Anbieters liegen. Zudem entfällt die Produktion von Datenträgeren, was die Kosten und das Risiko weiter senkt. Obwohl die Spiele deshalb günstiger verkauft werden könnten, kosten die meisten Titel bei OnLive mehr als im Laden.
Ein theoretisch vollkommen digitalisierter Spielvertrieb könnte zudem zu einer Monopolstellung der Cloud-Gaming-Anbieter führen. Wenn die Spiele nur noch digital über einige wenige Dienste vertrieben werden, ohne dass es parallel Datenträger mit der Software gibt, können die die Preise mangels Konkurrenz langfristig hoch halten. Außerdem ist es unmöglich, Spiele, die Sie über einen Cloud-Gaming-Anbieter »gekauft« haben, weiterzuverkaufen oder zu verleihen. Wenn wir noch genauer hinschauen, dann offenbaren sich eine Reihe weiterer Nachteile, die Sie als Spieler in Kauf nehmen müssen, wenn Sie Cloud Gaming nutzen. Denn die Bequemlichkeit, überall und mit allen Geräten spielen zu können, wird wie bei allen Cloud-Diensten mit dem Verlust von Freiheit bezahlt.
1. Zu jeder Zeit alle Spiele spielen
Wenn Sie ein Spiel im Laden kaufen, dann gehört es Ihnen, solange Sie es besitzen und nicht weiterverkaufen oder wegwerfen. Selbst nach mehreren Jahren können Sie das Spiel vom Datenträger wieder installieren und spielen. Über Onlineplattformen wie Steam oder Origin lassen sich Spiele per Download in einer rein digitalen Version beziehen. Hier liegen die Daten zumindest physikalisch auf der Festplatte und Sie können darauf hoffen, dass die Steam-Bindung im Falle einer Pleite des Anbieters durch den Publisher aufgehoben wird. Beim Cloud Gaming bezahlen Sie den Vollpreis, erwerben damit aber nur die Berechtigung, das Spiel auf dem Server des Cloud-Gaming-Anbieters zu spielen. Somit sind Sie abhängig von einer funktionierenden Internetverbindung, der Stabilität der Server und der Existenz des Anbieters.
Dass bei einer über die Jahre immer größer werdenden Menge an Spielen gar nicht so viele Server wirtschaftlich betrieben werden können wie nötig, geben auch die Cloud-Gaming-Dienste zu, zumindest in den Geschäftsbedingungen. Onlive garantiert beispielsweise lediglich eine Spielzeit von drei Jahren ab Release. Zwar wird schwammig behauptet, dass alle Spiele so lange verfügbar seien, wie sie gespielt werden. Allerdings behält sich Onlive auch vor, Spiele vor Ablauf der Drei-Jahresfrist einzustellen, wenn das Interesse zu gering ist. Spieler, die sich diesen Titel gekauft haben, sollen dann immerhin eine anteilige Rückerstattung erhalten.
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