Seite 3: Kopierschutz oder Tod - Industrie versus Spieler

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Reaktion: Einmauern

Für den Afrika-Shooter Far Cry 2 setzt Ubisoft auf den Securom-Kopierschutz mit Aktivierungszwang. Für den Afrika-Shooter Far Cry 2 setzt Ubisoft auf den Securom-Kopierschutz mit Aktivierungszwang.

Im Kreis der Hersteller von Computerspielen gilt seit jeher das Motto: Jeder Raubkopierer ist einer zuviel. Traditionell verteidigen sich die Firmen mit Kopierschutz-Maßnahmen, von den Codescheiben alter Tage, die aus Pappe gestanzt in der Spielpackung lagen, bis hin zu absichtlichen Datenfehlern auf den Spiel-CDs, die Kopierprogramme aus der Bahn werfen sollten. Bis vor Kurzem prüften fast alle Spiele standardgemäß beim Start, ob die korrekte DVD im Laufwerk lag. Seit einigen Jahren steht der Industrie nun ein neues Instrumentarium zur Verfügung. Das basiert darauf, dass Hersteller über das Internet direkt Kontakt zu seinem digitalen Produkt aufnehmen kann. Inzwischen ist die Verbreitungsquote von Internet-Anschlüssen in westlichen Ländern so hoch, dass dieses System zum Standard avanciert. Ob Grand Theft Auto 4, Far Cry 2, C&C: Alarmstufe Rot 3 oder Alone in the Dark, ob Take 2, Ubisoft, Electronic Arts oder Atari – die großen Titel fast aller wichtigen Hersteller wollen inzwischen erst mal Verbindung nach Hause aufnehmen, bevor sie sich für ihre Käufer öffnen. Aber das allein hindert niemanden daran, ein Programm nach der Freischaltung an Freunde weiterzureichen. Deshalb, und hier wird die Sache problematisch, bestimmen die Hersteller, wie oft man ihr Spiel installieren darf, bevor es (zunächst) die Funktion verweigert. Fünfmal lässt sich etwa Crysis: Warhead aktivieren, dreimal das neue Need for Speed: Undercover, zweimal Sacred 2. Wer das Spiel wieder löscht, bekommt eine Aktivierung zurück – aber das gilt nicht in jedem Fall. EA-Kunden müssen bei der Support-Hotline betteln und einen »triftigen Grund« vorweisen, wenn sie etwa den Fussball Manager 2009 mehr als fünfmal aktivieren wollen. Kurzfristig mag ein solches Installierungslimit schwer auszuschöpfen sein. Aber mancher Kunde denkt in längeren Zeiträumen: Was, wenn ich das Spiel über die Jahre wieder und wieder hervorziehe? Was, wenn die Firma die Aktivierungsserver abschaltet? Und was, wenn ich es weiterverkaufen will? Von außen sieht man keiner Spielepackung an, wie viele Aktivierungen schon verbraucht wurden, ob der Lizenzschlüssel noch gültig ist oder ob das Spiel – wie etwa bei allen Programmen, die Valves Online-Plattform Steam benutzen – gar für immer an ein Konto gebunden wurde, für das man den Zugangsnamen und das Passwort kennen muss.

Der Zorn der Spieler

Solche Gängelei bringt viele Kunden auf die Barrikaden. Auf der Webseite des Internet-Versandhändlers Amazon haben Nutzer die Möglichkeit, Rezensionen zu Produkten zu verfassen. Kurz nach dem Verkaufstart von Spore regnete es auf der US-Seite Amazon.com empörte Wortmeldungen, mittlerweile haben allein dort sich 3.150 Kunden geäußert – mehr als zwei Drittel davon schimpfen über den Kopierschutz. Diese dominante Debatte hat die User-Bewertung des (an sich durchaus beliebten) Spiels auf 1,5 von 5 Sternen heruntergezogen. Von 80 Rezensionen zu C&C: Alarmstufe Rot 3 auf Amazon.de gehen 35 explizit negativ auf den Kopierschutz ein; egal welcher kopiergeschützte Titel, egal ob deutsche oder US-Seite, überall das gleiche Bild. »Bevor ich mir diesen nett verpackten Virus auf den Rechner schmeiße, gebe ich Schäuble meinen Haustürschlüssel«, giftet ein Kunde. In einer Umfrage unter mehr als 1.000 GameStar-Lesern gaben 21% an, Spiele mit Online-Aktivierung komplett zu boykottieren: »Kaufe ich nicht!« 60% finden die Maßnahmen »ärgerlich«. In Internet-Foren wie auf GameStar.de, in Blogs und Leserbriefen entlädt sich der Spielerzorn. »Es ist mir vollkommen egal, was die Hersteller denken – ich ignoriere Spiele, die nach Hause telefonieren, mir vorschreiben wollen, welche Tools ich nutzen darf und welche nicht oder meine Bandbreite zum Herunterladen von Werbung missbrauchen«, schreibt etwa Clemens Birke in einem der Dutzenden Leserbriefe, die GameStar jeden Monat zu dem Thema erreichen. Martin Schmidt erklärt: »Ich werde nicht einen Cent für ein Produkt ausgeben, welches ich im Prinzip überhaupt nicht besitze.« Die Käufer bringen nicht nur konkrete Begrenzungen wie die limitierten Aktivierungen in Rage. Manche fürchten um die Sicherheit ihres Systems, weil zum Beispiel der berüchtigte Kopierschutz Starforce einen Treiber installiert. Vor allem aber entzündet sich der Unmut an der gefühlten Ungerechtigkeit, dass es gerade die zahlenden Kunden sind, die durch komplizierte Installationen und beschnittene Nutzerrechte das Raubkopien-Problem ausbaden müssen. Beinahe flehend klingt es, wenn sich der GameStar-Leser Simon Schmidt an die Hersteller wendet: »Bitte straft im Kampf gegen Raubkopierer nicht die ehrlichen Käufer! Denn die sind diejenigen, die ihr eigentlich gewinnen statt verlieren wollt.«

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