Seite 7: Krieg spielen - Können Spieler am PC das Töten lernen?

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Propaganda überall

Auf der Website von America’s Army werben US-Soldaten für das Spiel und damit für den Armeedienst. Wer will, kann sich sogar direkt im Spiel verpflichten. Auf der Website von America’s Army werben US-Soldaten für das Spiel und damit für den Armeedienst. Wer will, kann sich sogar direkt im Spiel verpflichten.

Während handelsübliche Spiele also eher ungeeignet für die Soldaten-Ausbildung sind, hat allen voran das US-Verteidigungsministerium Videospiele für ein gänzlich anderes Einsatzgebiet auserkoren: Propaganda und Rekrutierung. Die gezielte Beeinflussung von Medien durch das Militär ist nicht neu. Fast kein moderner Hollywood-Kriegsfilm entsteht heutzutage ohne die tatkräftige Unterstützung des Pentagons.

Egal ob historisch inspirierte Streifen wie Pearl Harbor und Black Hawk Down oder fiktive Produktionen von Top Gun bis Transformers – das Militär stellt Waffen, Fahrzeuge, Hubschrauber zur Verfügung und gewährt sogar Zugang zu Flugzeugträgern oder Ausbildungslagern. Im Gegenzug erhält es ein Mitspracherecht beim Drehbuch. Ähnliches geschieht bei Spielen: Entwickler können Schießanlagen für das Aufnehmen von Waffensounds verwenden (wie bei Call of Duty 4), oder sie erhalten genaue technische Spezifikationen von Fahr- und Flugzeugen.

Und da es noch besser ist, selbst die Kontrolle über ein Spiel zu haben, wurde im Auftrag der US-Streitkräfte vor mehr als fünf Jahren der Taktik-Shooter America’s Army entwickelt. Das Spiel ist kostenlos verfügbar und hat nach Angaben der Entwickler mehr als neun Millionen registrierte User erreicht. Das besondere an America’s Army ist die Verbindung von Spiel und vormilitärischer Ausbildung: So müssen Sie erst verschiedene Trainingsparcours inklusive Testfragen absolvieren, bevor Sie online gegen andere Spieler antreten dürfen. Die US Army berichtet voller Stolz, dass bereits zwei ihrer Spieler anderen Menschen das Leben gerettet hätten – angeblich dank der im Spiel erlernten Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Verantwortung zeigen

Klar ist jedoch, dass America’s Army vor allem der Gewinnung neuer Rekruten und der Verbreitung einer Ideologie dient. Die Botschaft: Militär ist cool. Im Forum werden Nutzer direkt von ehemaligen oder aktiven Soldaten angesprochen, die davon berichten, wie es im echten Einsatz sei und wie realistisch das Spiel diese abbilde. Die Grenzen zwischen Realität und Spiel sollen verwischen.

Die alternative Zielgruppenansprache tut Not, denn die US-Streitkräfte sind mittlerweile auf jeden neuen Soldaten angewiesen. Durch die Kriege in Afghanistan und Irak gehen die Rekrutierungszahlen der Freiwilligenarmee stark zurück, die Planziele werden seit vielen Jahren nicht mehr erreicht; und das, obwohl mittlerweile hohe Geldprämien gezahlt und die Zugangsquoten für Schulabbrecher und Vorbestrafte immer weiter gelockert werden.

Vor diesem Hintergrund müssen sich manche Spielepublisher den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit ihren kommerziellen Spielen die Kriegsbemühungen der USA aktiv unterstützen. So warb der Softwareriese Microsoft erst Ende Januar mit einer Kampagne für ein Halo 3-Turnier, in der die besten Spieler ein Schießtraining auf einer Scharfschützen-Anlage der Armee gewinnen können.

Die Technikbegeisterung und Naivität von Jugendlichen wird gezielt genutzt, um Spiele zu verkaufen und Soldaten anzuwerben. Fast kein Kriegsspiel kommt mehr ohne den Verweis auf mehr oder minder erfahrene Militärberater aus, die gerne bezeugen, wie realistisch die Waffen oder die Künstliche Intelligenz im Spiel seien. Und: Krieg wird zu oft als reines Spektakel inszeniert, ohne auf politische oder historische Entwicklungen einzugehen, zivile Opfer zu zeigen oder die wirklichen Auswirkungen der Kämpfe auf die beteiligten Soldaten zu beleuchten.

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