Wahre Lügen
Fast alle Fälle in L.A. Noire beginnen auf dem Revier. Von da aus geht’s dann mit dem Auto zum Tatort - ähnlich wie in GTA zeigt eine Markierung auf der Minikarte den Zielort an. Dort angekommen wird Cole von den anwesenden Uniformierten erstmal auf den neuesten Stand gebracht und macht sich dann selbst ein Bild: Der Spieler sucht die Leiche nach Hinweisen ab und befragt anwesende Leuten oder klingelt bei den Nachbarn.
Spricht Phelps mit potentiellen Zeugen, öffnet er sein Notizbuch, in dem er sowohl Fragen, als auch alle bisher gesammelten Hinweise notiert hat. Hier kommt die Motionscan-Technik zum Einsatz: Hat der Befragte eine Frage beantwortet, beobachtet man sein Gesicht, um herauszufinden, ob er Dinge verschweigt oder dem Ermittler eiskalt ins Gesicht lügt. Fühlt sich der Befragte unwohl, zuckt er mit den Wimpern oder wandert mit den Augen umher. Die Nervosität merkt man den meisten Schwindlern sofort an.
Phelps hat nun die Möglichkeit, eine Aussage als Wahr zu beurteilen oder sie zu hinterfragen. Wenn der Polizist einen Zeugen der Lüge bezichtigt, solltet er im Hinweiskatalog auch einen Beweis dafür haben. Fehlt der oder missinterpretiert Phelps die Aussagen eines Zeugen, ist schnell Schluss mit dem Gequatsche und der Befragte ist eingeschnappt. So kann ein Verhör gleich mehrere Verläufe haben. Das wirkt sich auch auf die Lösung des Falls aus, da man die benötigten Informationen dann eben woanders auftreiben muss. Der Ausgang eines Falls ist aber immer derselbe, egal wie die Verhöre verlaufen. Den erlangten Hinweisen geht Phelps nun Stück für Stück nach: Er fährt von Adresse zu Adresse, um Verwandte oder andere Personen zu befragen. Oft kristallisieren sich dabei gleich mehrere potentielle Täter heraus.
Die Krönung der meisten Fälle sind natürlich die dramatisch inszenierten Kreuzverhöre, in deren Verlauf Phelps den Bösewicht überführt: Der Spieler setzt sich in den Verhörraum und spielt alle Asse aus bis das Drehen und Wenden des Täters keinen Sinn mehr ergibt. Fingerspitzengefühl ist dabei oberstes Gebot, denn eine falsche Beurteilung, kann das ganze Gespräch aus der Bahn werfen. Aber dann schnappt die Falle zu: Er sitzt in der Falle - hilflos, so wie seine Opfer. Ein Moment, den Phelps auskostet. Kann sich der Verhörte nicht mehr aus seinen Verstrickungen herauswinden, beschuldigt man ihn und schließt damit den Fall ab. Und wenn nicht: Dann kann es schon mal passieren, dass der Verdächtigte flüchtet und der Fall mit einer Verfolgungsjagd endet.
Inspiration und echte Fälle
Für die Fälle in L.A. Noire haben die Macher die Zeitungen der Region in und um Los Angeles der 40er-Jahre nach spannenden Geschichten durchforstet. Ein Großteil der spielbaren Fälle beruht auf echten Ereignissen. Der Lippenstift-Mord beispielsweise basiert auf einem Verbrechen von 1947, als eine 45 Jahre alte Militärkrankenschwester nackt und tot geschlagen aufgefunden wurde. Der Mord geschah auch in Wirklichkeit kurze Zeit nach einem ähnlichen Fall, dem bekannten Black-Dahlia-Mord. Wie auch damals suchen die Ermittlerim Spiel nach Verbindungen zwischen den beiden Fällen.
Die üblichen Verdächtigen
Phelps selbst erlebt den Absturz der Stadt und seiner Bewohner am eigenen Leib: Nahezu alle wichtigen Personen um ihn herum sind in illegale Machenschaften verstrickt, sogar ein paar Kollegen im Los Angeles Police Department arbeiten gern mal in die eigene Tasche.
Eigentlich die besten Voraussetzungen für einen Idealisten wie Phelps, den Stall mal richtig auszumisten und die Karriereleiter Stück für Stück hochzuklettern: Sittendezernat, Brandstiftung, Verkehrsdezernat und Mordkommission sind seine Stationen. In jedem Abschnitt warten einige in sich abgeschlossene Fälle, die in die Geschichte von L.A. Noire verwoben sind. Mit jedem geklärten Fall wird deutlicher, dass manche Fälle zusammenhängen und sie sich erst am Ende von L.A. Noire zu einer Gesamtstory zusammenfügen.
Nachdem sich Spielfigur und Spieler kennengelernt haben, nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf! Der Spannungsbogen steigt etwa nach einem Drittel der Spielzeit stark an und steigert sich dann konstant bis zum grandiosen Finale von L.A. Noire. Erzählt wird die Geschichte mit Hilfe von vielen Stilmitteln, die aus Filmen bekannt sind: Da gibt es eindrucksvolle Kamerafahrten um Handlungsorte einzuführen, verschwommene Hinweis-Filmchen sorgen für Verwirrrung und leiten gleichzeitig ein neues Kapitel ein. Besonders gelungen ist die Kameraarbeit während der vielen Verhöre und Gesprächssituationen. In Sachen Inszenierung haben sich die Macher an einer ganzen Reihe von Filmen aus dem Noir-Genre orientiert. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gangster-Drama »L.A. Confidential« und den Klassikern »Chinatown« und »Straße der Versuchung« ist nicht von der Hand zu weisen. Letzterer prangt sogar (im Originaltitel »Scarlett Street«) in großen Lettern an einem Kino am Hollywood Boulevard.
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