L.A. Noire - Die Spur führt zurück

Nachdem bereits im Mai Konsolen-Detektive in der Unterwelt von Los Angeles ermitteln durften, bringt Rockstar Leeds den Film-Noir-Thriller L.A. Noire im Herbst auch auf den PC. Was Spürnasen in der inhaltsgleichen Windows-Version erwartet, klären wir in der Vorschau.

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Keine Cowboys auf dem Computer: Während Xbox-360- und PlayStation-3-Spieler 2010 auch in den Wilden Westen von Red Dead Redemptionreiten konnten, müssen PC-Spieler in der Großstadt bleiben. Nach Liberty City aus GTA 4 schickt Rockstar Games den Spieler in L.A. Noireaber zumindest in eine andere Metropole: Das Los Angeles der 1940er-Jahre. Zwar hat auch L.A. Noire wie das eingangs erwähnte Cowboy-Abenteuer und Grand Theft Auto 4eine offene Welt, diese steht aber keineswegs im Mittelpunkt des Spiels.

Stattdessen gibt’s investigative Polizeiarbeit: Zeugen befragen, Tatorte untersuchen, Mörder und Brandstifter jagen und ins Kreuzverhör nehmen. Da das Spiel in den 1940ern spielt, gibt's dafür aber keinen hilfreichen Technik-Schnickschnack. L.A.-Cops von damals haben alle Informationen noch aus den Gesichtern ihrer Klienten abgelesen - und das muss auch der Spieler können. Damit das klappt, haben die Entwickler eine neue Art des Motion-Capturing entwickelt, mit dem Gesichter äußerst realistisch dargestellt werden sollen. Weg von Dauer-Krachbumm, hin zur gut erzählten Story - wer hier ein 40er-Jahre-GTA erwartet, wird enttäuscht sein. Da drängt sich die Frage auf, wie gut L.A. Noire die Balance zwischen Spiel und Film schafft und wie sehr uns der Thriller in seinen Bann zieht.

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Der Tod kennt keine Wiederkehr

Das ist übel: eine misshandelte Frauenleiche liegt in einem Hinterhof mitten in Los Angeles. Nackt und mit Lippenstift beschmiert. Die Polizei ist schon da, als Detective Cole Phelps (dessen Gesicht dem Schauspieler Aaron Staton aus der Fernsehserie Mad Men nachempfunden wurde) und sein Partner Galloway am Tatort eintreffen. Nach seiner Ankunft am Tatort schwant Phelps böses: Die Hämatome am Hals der jungen Frau könnten durch ein Seil entstanden sein, die offenen Wunden am Kopf weisen auf stumpfe Gewalteinwirkung hin.

Leichen untersucht Phelps auf Spuren und Hinweise. Leichen untersucht Phelps auf Spuren und Hinweise.

»Kiss the Blood! BD« steht da in krakeligen Lettern mit Lippenstift auf ihrem Bauch geschrieben. »Schon wieder« denkt sich Phelps und stellt zumindest mental die Verbindung mit einem sehr ähnlichen Fall her, der ein paar Tage zuvor die Stadt in Angst und Schrecken versetzt hat. Allerdings wurde das Verbrechen recht schnell geklärt, der Bösewicht verhaftet und vom zuständigen Richter hinter schwedische Gardinen gebracht. Zu unrecht? Oder handelt es sich bei Phelps neuen Fall um einen Trittbrettfahrer?

Diese Fragen wird sich Cole - und damit auch der Spieler - in L.A. Noire des Öfteren stellen. Wo die Experten von CSI: Den Tätern auf der Spur nun mit moderner Technik als erstes die DNA-Analyse auspacken würden, bleibt Phelps nichts anderes übrig, als nach für das menschliche Auge sichtbaren Hinweisen zu suchen - schließlich gibt es den neumodischen Schnickschnack in den 40ern noch gar nicht. Also schaut er sich in der Umgebung um: Aus der Verfolgerperspektive sucht der Protagonist den Tatort ab. Stolpert Cole dabei über einen Hinweis, ertönt ein akustisches Signal. Auf diese Weise kramt sich der Bulle zwar durch jede Menge Müll, findet aber hin und wieder auch einen Gegenstand, der ihn wirklich weiterbringt.

Wenn ein dringender Tatverdacht besteht, wandert der Verdächtigte erstmal in den Bau. Wenn ein dringender Tatverdacht besteht, wandert der Verdächtigte erstmal in den Bau.

Wie in diesem Fall: Eine Blutspur, die zur Handtasche der Frau führt. Und damit zu den Personalien der Getöteten: »Antonia Maldonado« heißt die junge Dame. Neben dem Namen findet Phelps auch die Adresse des vermeintlichen Mordopfers. Ein erster Anlaufpunkt, den Phelps und Galloway auf der Suche nach dem Mörder abklappern und gleichzeitig der Beginn eines von insgesamt 21 Fällen, für die man teilweise einen ganz schön starken Magen braucht: Mord, Brandstiftung, Drogen, Vergewaltigung von Minderjährigen - L.A. Noire macht vor keinem Thema halt und konfrontiert den Spieler mit der harten Wahrheit einer Stadt, die nach außen hin Reichtum und Glamour ausstrahlt, aber ganz im Sinne des Film Noir von Korruption und Gier zerfressen wird.

Hier ist absolut nichts Gold was glänzt. Los Angeles ist verlogen, selbstverliebt und voller Abgründe. Und das obwohl sich die Stadt dank Hollywood in starkem Aufwind befindet. Eigentlich trägt die Traumfabrik sogar eine große Mitschuld an vielen Verbrechen: Unzählige verblendete und äußerst blauäugige Mädchen kommen mit dem Traum einer großen Schauspielerkarriere nach L.A. und enden als menschliche Wracks im Rinnstein. So hart die Fälle auch sein mögen: Die Tatsache, dass die meisten davon mindestens einen wahren Kern haben, macht sie noch ein Stück grausamer. Unser Beispiel mit der beschmierten Frauenleiche ist 1947 tatsächlich so passiert und wurde in den Medien von Los Angeles als der »Lippenstift-Mord« bekannt.

Die überzeichneten und sehr stark ausgeprägten Charaktere passen perfekt ins Film-Noir-Genre, genau wie die düstere Weltansicht, die das Spiel vermittelt. Bestes Beispiel für so einen »starken« Charakter ist Phelps Partner im Morddezernat, Rusty Galloway - »gespielt« von Michael McGrady (Evolution, The Thin Red Line). Der etwas korpulente Mann gehört zu den älteren im Department und hat dementsprechend viel Übles in der Stadt gesehen. Er selbst trinkt im Dienst und schickt Phelps vor, wenn es darum geht, Leichen zu untersuchen.

Eine ausgeprägte Persönlichkeit, die auch die anderen Partner in den anderen Dezernaten zeigen: Roy Earle beispielsweise zögert nicht lange wenn ihm etwas stinkt und verpasst seinen Verdächtigten schon mal eine Faust. Phelps respektiert seine Partner und akzeptiert auch mal das grobe Einsteigen Earles. Zu Galloway hingegen hat Phelps beinahe ein freundschaftliches Verhältnis: Als er erfährt, dass Galloways richtiger (und verhasster) Name Finbar ist, nennt er ihn fortan neckisch bei seinem echten Vornamen.

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