Das Verhör: Wir als Lügendetektor
Sind alle Hinweise gesammelt, geht es direkt zum spielerischen Höhepunkt: den brillant inszenierten Verhören. Relevant bei Zeugen und Verdächtigen ist nämlich nicht nur das »was«, sondern vor allem das »wie«. Zuckende Mundwinkel, das Vermeiden von Augenkontakt, ein aufgesetztes Lächeln, all das lässt sich aus den verblüffend realistischen Gesichtsanimationen herauslesen und verwenden.
Da wir nur selten handfeste Beweise haben, um unser Gegenüber der Lüge zu überführen, stellt uns L.A. Noire allenthalben vor die Frage: Kriegen wir hier gerade einen Bären aufgebunden? Ist die unlängst verwitwete Ehefrau ehrlich geschockt oder spielt die das nur? Weicht der Barkeeper unseren Blicken aus oder bilden wir uns das bloß ein? Wenn wir die richtige Spur wittern und einen Verdächtigen im Verhör so richtig in die Ecke treiben und festnageln, dann fühlt sich das schon sehr befriedigend an. Wobei der Ausgang der Verhöre keinerlei Einfluss auf den Verlauf der Story haben: Im Spielverlauf muss Cole zwangsläufig mehrere Unschuldige verhaften, bevor er dem Mörder endlich auf die Schliche kommen »darf«.
Das Urteil: Mildernde Umstände
Ein elementarer Teil des überzeugenden Detektiv-Feelings sind dabei die erstklassigen Dialoge. Die gibt’s allerdings nur im englischen Original zu hören, und trotz der optionalen deutschen Untertitel sind entsprechende Englisch-Kenntnisse mitunter sehr hilfreich. So fällt es nicht ganz leicht, die Mimik eines Zeugen zu studieren und gleichzeitig den Untertiteln zu folgen. Als sehr gelungen empfinden wir an der stimmungsvollen Musik-Untermalung sowie an dem Umstand, dass L.A. Noire optisch einen latent morschen Eindruck hinterlässt.
Zwar wirkt das Geschehen in hohen PC-Auflösungen schärfer und einige Texturen nicht ganz so verwaschen wie in den Konsolenversionen. Technisch mithalten kann L.A. Noire mit aktuellen Referenztiteln trotzdem nicht. Dafür enthält die PC-Version bereits alle optionalen Konsolen-DLC-Fälle sowie sämtliche Bonus-Waffen und -Anzüge.
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