Plastikpimmel. Gummimuschi. Analstöpsel. Höhöhö. Ja, wir wollen anhand typischer Inventargegenstände gleich klarstellen: Anhänger französischer Intellektuellenfilme, Anette-von-Droste-Hülshoff-Lyrik-Gutfinder und empörte deutsche Humorpolizisten, die regelmäßig ein Bühnenverbot für Mario Barth fordern, müssen nicht weiterlesen. Ihnen wird weder Wet Dreams Don't Dry noch diese Rezension munden.
Dabei liefert das neue Adventure rund um Schwerenöter Larry Laffer überraschenderweise gar nicht mal nur ein Potpourri aus schlüpfrigen Altherrenwitzen und schmerzhaftem Holzhammerhumor. Es ist zwar zu großen Teilen politisch inkorrekt, vulgär, infantil und testosterondurchtränkt, gibt sich mit unterhaltsamen satirischen Elementen aber auch gesellschaftskritisch und glänzt mit Anspielungen auf Spiele, Filme, Bücher, Musik und aktuelle Geschehnisse. Außerdem trifft die Denkweise der Achtzigerjahre auf die heutige Gesellschaft, was ein interessanter Ansatz ist.
Verrückt nach Larry
Die Prämisse für das neue Abenteuer ist tatsächlich originell genug, um neugierig zu machen: Den Mittvierziger Larry, bekannt für seine schmierigen Bagger-Attacken, verschlägt es durch eine Zeitreise aus den Achtzigerjahren in unsere Gegenwart. Dort trifft er nicht nur auf moderne Frauen. Auch der sonstige soziologische Wandel und der technische Fortschritt machen ihm das Leben schwer. Die Menschheit teilt Essen- und Katzenbilder via Farcebook oder Instacrap, verabredet sich mit Dating-Apps wie Timber oder parshittet jetzt.
Sex in Spielen - Vom Einhorn-Sex zum Quicktime-Quickie (Plus-Report)
Den Part als Sauron Digitalis übernimmt ein gewisser Bill Jobs. Seine Firma Prune steht für das absolute Böse. Er regiert sein Imperium von einem Bürohochhaus aus, das die Form eines Penis und einen Springbrunnen auf dem Dach hat. Weil sein Unternehmen Prune heißt, produziert »BJ« Smartphones, die statt eines Apfels eine Pflaume als Logo tragen. Larry muss nun wie immer Frauen rumkriegen - und nebenbei den Teufel austreiben.
Stadt der Schwengel
Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don't Dry ist ein klassisches Point&Click-Adventure. Der Spieler schickt seinen Ritter Schwanzelot per Maus durch New Lost Wages - die Stadt der Schwengel, wenn man so will, weil es vor Phallussymbolen wimmelt. Wir führen Gespräche, die nur Show sind: Welche Dialogoption unser Larry Poppins auch wählt, es folgen in der Regel keine unvorhersehbaren Konsequenzen. Die Sozialkontakte sind lediglich dafür da, Hinweise zu Rätseln zu liefern.
Sie transportieren aber zudem die Story und den Humor, durchsetzt von gefühlt 69 Millionen Wortspielereien. »I'm your Turbo Laffer!«, stellt Larry sich der Gitarristin Lemma Tallica vor, um sie anzumachen. Wer »Turbo Lover« von Judas Priest kennt, schmunzelt. Lemma indes möchte nicht sofort den Beischlaf vollziehen. Das Ende vom Glied ist, dass der schlechteste Casanova aller Zeiten ihr einige Gefallen tun muss. Er soll Lemmas gestohlene Gitarre finden und Plakate für ein Konzert ihrer Band Cocktopussy verteilen.
Das letzte Einhorny
Die Wortspielakrobatik in Leisure Suit Larry zündet nicht immer. Bei Begriffen wie »Kotzplayer« greift man schon mal zitternd zu den Migränetabletten. Das letzte Einhorny, das im Sexshop der Stadt herumsteht, passt perfekt zum Achtzigerjahre-Loser Larry. Über das Uriner Grabtuch lässt sich streiten: Es trägt das Antlitz des verstorbenen Rocksängers Freddy Quicksilver. Ja, den kennt man - einer seiner popolärsten Songs war Boobhymian Rapturedy.
Wer auf derartigen Humor steht, hat viel Freude an Wet Dreams Don't Dry, das für rund 15 Stunden bei der Stange hält. Es liefert aber auch spielerisch ab, mit Rätseln, die zwar selten realistisch, aber zu 99 Prozent logisch und lustig sind. Natürlich - man kann es nicht häufig genug sagen - nur für Menschen, die Zoten goutieren. Wenn Larry etwa eine Silikon-Mumu als Stempel benutzt, um einen Arbeitsvertrag der Firma Prune zu fälschen.
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