Seite 2: Life is Feudal: MMO Early Access im Test - Feudales Leben bis zur Schmerzgrenze

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Das Gameplay - Ein hartes Los

Das Spiel lehrt, was Survival für einen Gestrandeten mit Amnesie bedeutet: Sich vieles, teils durch trial-and-error, teils mithilfe eines wachen Verstandes, selbst anzueignen. Das leistet guter Survival, der sich das Prädikat Hardcore auf die Fahnen schreibt: Er vermittelt Wissen und fordert Einarbeitung und tatsächlichen Kampf, um die Grundlagen zu beherrschen und das Spielziel zu erreichen. Life is Feudal: MMO fordert das jedoch nur teilweise durch ausgeklügeltes Gameplay - ein anderer Teil der Schwierigkeit entsteht daraus, dass manche Menü-Designs unnötig umständlich strukturiert sind und das Spiel die meisten seiner Mechaniken nicht erklärt.

Beispielsweise können wir beim Bau von Gebäuden die benötigten Materialien erst sehen, wenn wir die Blaupause in der Welt platziert haben. Und die können wir erst platzieren, wenn wir für unser Bauvorhaben das Terrain entsprechend geebnet haben. Es sind also zahlreiche Arbeitsschritte nötig, bevor wir überhaupt erfahren, was wir zum Bauen brauchen.

Ressourcen sammeln wir gerne auf Vorrat - Holz benötigt man für so gut wie alles. Ressourcen sammeln wir gerne auf Vorrat - Holz benötigt man für so gut wie alles.

Und bevor es soweit ist, knurrt der Magen unseres tapferen Recken bereits mächtig. Beeren und Pfahlwurzeln sammeln wir gegen den aller schlimmsten Hunger. Später machen wir Jagd auf Großwild wie Auerochsen und stellen Fallen für allerlei Kleintier auf. Auch der Ackerbau spielt eine Rolle und besteht aus unzähligen Schritten vom Bearbeiten des Ackerbodens über die Aussaat von Nutzpflanzen bis hin zum Ernten der Erträge. Und dass so etwas seine Zeit braucht, spüren wir bereits bei den simpelsten Grundlagen. Zehn Minuten haben wir allein gebraucht, um hinter das System zum Ebnen des Terrains zu steigen.

Mit sehr begrenzten Hilfen ist das Erlernen vieler Gameplay-Mechaniken harte Arbeit. Mit sehr begrenzten Hilfen ist das Erlernen vieler Gameplay-Mechaniken harte Arbeit.

Hat man sich an die umständliche Menüführung gewöhnt, fallen die Arbeitsschritte spürbar leichter. Und ein echtes Survival-Gefühl stellt sich ein, wie wir es seit den ersten Tagen der DayZ-Mod nur noch selten erlebt haben. Wir gestalten die Spielwelt, formen nach unseren Wünschen. Viele Stunden vergehen, als wir der Natur mit unser eigener Hände arbeit eine simple Lehmhütte abringen. Und als die endlich steht, sind wir mächtig stolz auf das Geleistete. Nebenbei haben sich so manche Fähigkeiten unseres Charakters durch homöopathische Aufstiege pro ausgeführter Handlung eingeschärft und gehen nun deutlich schneller von der Hand.

Schneller gehts zusammen mit Freunden. Dann spezialisiert sich beispielsweise einer nur auf Schreinerarbeiten und skillt seinen Charakter von Beginn an in die entsprechende Richtung, während sich ein anderer um Metallarbeiten und ein weiterer auf das Farmen der benötigten Materialien kümmert. So kann man bereits in kleinen Clans recht zügig ein kleines Dorf aus dem Boden stampfen. Was Clans mit mehreren Dutzend Mitgliedern erreichen können, sehen wir vorerst nur aus der Ferne und vermeiden zu Beginn lieber, zu nahe an die riesigen Landflächen heranzutreten.

Für eine Burg wie diese brauchen auch große Spielergruppen viel Zeit. Für eine Burg wie diese brauchen auch große Spielergruppen viel Zeit.

Passiert das nun doch, sei es aus Neugier oder aus schierer Verzweiflung, droht durch das Betreten eines fremdbeanspruchten Territoriums ein "Fremdenalarm" - unser Karma sinkt. Und damit wären wir beim Wertesystem, das beeinflusst, wie andere Spieler unseren Charakter wahrnehmen. Auch der im feudalen Abella mehr oder minder ehrbare Beruf des Gauners steht uns zur Auswahl. Dieser schlägt seine Opfer lieber bewusstlos und beraubt sie, anstatt sie zu töten und dadurch besonders tief im globalen Ansehen zu sinken.

Das Kampfsystem ist komplexer als beim Wikinger-Konkurrenten Valnir Rok. Wir können unsere Schläge von vier Seiten aus anbringen - hat man es mit einem Schildträger zu tun, sollte ein Angriff auf der ungeschützten Seite größere Aussichten auf Erfolg haben. Dabei nutzt Life is Feudal: MMO ein Physik-basiertes Kollisionsmodell, das ausgeteilten Schaden einer Waffe unter Einbeziehung des Schwungs, des Stands des Kämpfers und der Trefferfläche der Waffe berechnet. Allerdings wirkt das Kampf-Gameplay noch recht ungelenk, was zumindest teilweise auf die unausgereiften Animationen zurückzuführen ist. Und auch beim Kampfsystem bleibt LiF sich (und seinem Vorgänger) in puncto Lernkurve treu - nur wenig ist selbsterklärend. Um die Anwendung unserer selbstgebastelten Schleuder zu erfahren, mussten wir, wie so oft, ein Fan-Wiki bemühen. Doch daran sollte sich jeder LiF-Spieler gewöhnen - der Einstieg ist hart, aber wer die Arbeit annimmt, kann am Ende seine großen Momente erleben.

Das Kampf- und Schadenssystem ist Physik-basiert und benötigt viel Einarbeitung. Das Kampf- und Schadenssystem ist Physik-basiert und benötigt viel Einarbeitung.

Als Beispiel sei ein Moment aus unserem Testdurchlauf aufgeführt, der sich besonders in unser Gedächtnis gebrannt hat. Wir haben eine Basis entdeckt, ein recht beachtliches Fort sogar. Das Land davor wurde bebaut, Äcker säumen die Festung und Schlingfallen lauern auf unachtsame Kleintiere. Bei der Betrachtung der Felder hören wir plötzlich Schritte aus Richtung der Feste. Ein voll ausgerüsteter Spieler steht am Tor und betrachtet uns argwöhnisch. Wir geben uns per Voice-Chat als friedlicher Neuling zu erkennen, unser Gegenüber schweigt jedoch eine gefühlte Ewigkeit, bevor er Alarm schlägt und sein Schwert zieht. Völlig verdattert drehen wir uns um und laufen, bis unsere Ausdauer versagt. Als wir uns umdrehen, liegt die Feste in weiter Ferne und von dem Spieler fehlt jede Spur. Man ist also Fremden gegenüber, und wirken sie noch so harmlos, in Life is Feudal: MMO nicht immer aufgeschlossen.

Einsam und verloren in einer Welt, die uns nichts schenkt. Einsam und verloren in einer Welt, die uns nichts schenkt.

Es war die Sehnsucht nach diesem Maß an Sicherheit, das uns so nah an die Festung geführt hat - und uns fast den Kopf gekostet hätte. Diese raue Welt verlangt nach vielen starken Händen, um sie zu unterwerfen. Der Wille keimt auf, uns mit anderen zusammenzuschließen. Denn da entfaltet sich der Zauber von Life is Feudal: MMO erst richtig. Gemeinsam mit anderen diese gefährliche, aber fruchtbare Spielwelt zu beherrschen - dafür ist dieses MMO gedacht. Sich aus dem Dreck des Standes eines einfachen Bauern zu erheben, um dieser persistenten Welt seinen eigenen Stempel aufzudrücken. In Clankriegen mit selbstgebauten Belagerungswaffen die Festung eines Gegners einzureißen. All das in dem Wissen, jeden abgefeuerten Stein allein oder mit der Hilfe seiner Gruppe herbeigeschleppt zu haben.

Dieser Karren begegnete uns auf einer Pflasterstraße irgendwo im Norden des Kontinents Abella. Dieser Karren begegnete uns auf einer Pflasterstraße irgendwo im Norden des Kontinents Abella.

Alleine ist der Arbeitsaufwand für beispielsweise die Errichtung eines fortschrittlichen Dorfes praktisch nicht zu schaffen, da man nur durch Spezialisierung alle Skillstufen der verschiedenen benötigten Berufe erreicht. Die Spieltiefe und der Hardcore-Anspruch wird auch beim Handeln zwischen Spielern deutlich. Wer selbstproduzierte Waren an Handelsposten feilbietet, muss den Käufer bei sich empfangen, um den Handel abzuschließen. Dieser muss dann womöglich eine enorme Strecke zurücklegen, um die Güter zu seiner Basis zu transportieren. Hier wird mittelalterliches Leben abermals bis an die Schmerzgrenze simuliert.

Life is Feudal: Forest Village - Test-Video: Release? Fühlt sich noch an wie Early Access! Video starten 5:34 Life is Feudal: Forest Village - Test-Video: Release? Fühlt sich noch an wie Early Access!

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