Lifeless Planet im Test - Eine ermüdende Reise

Dé­jà-vu: Nach Betrayer ist Lifeless Planet ein weiterer Kandidat, der nach einer vielversprechenden Beta die Erwartungen im finalen Test enttäuscht.

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Vor circa zwei Monaten haben die Kollegen Feith und Obermeier die Beta-Version des Astronauten-Erkundungsspiele Lifeless Planet ausprobiert. Ihr Fazit nach den ersten Minuten: Eine interessante Reise mit einem gestrandeten Raumfahrer auf einem mysteriösen Planeten. Spielerisch hat man zwar schon Besseres gesehen, aber in puncto Atmosphäre ist Lifeless Planet toll gemacht. Da freut man sich doch glatt auf die fertige Version des via Kickstarter finanzierten Spieleprojekts. Leider ist diese Freude verpufft, lange bevor die Credits über den Bildschirm rollen.

Wo kann ich Lifeless Planet kaufen?
Lifeless Planet kann direkt auf der Spielewebsite für 20 Euro erworben werden (DRM-freie Version + Steam-Key), über Steam selbst oder ebenfalls DRM-frei über GOG.com.

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Ein starker Beginn

In Lifeless Planet erwachen wir als bruchgelandeter Astronaut auf einem wüsten Planeten. Unser Raumfahrer wundert sich: Die fremde Welt sollte laut den Wissenschaftlern zu Hause doch bewohnbar, grün und lebensfreundlich sein. Stattdessen gibt's Sand und Steine wohin das Auge blickt. Also stapfen wir los und erkunden die Ödnis. Wo sind wir gelandet? Warum ist der Planet so ausgestorben? Wo sind unsere Crewmitglieder hin?

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Ein paar Minuten später wird die Sache noch rätselhafter: Wir erklimmen einen Steilhang und stehen plötzlich vor einer Stromleitung – ein surreales Bild, das garantiert in Erinnerung bleibt. Die Strommasten reihen sich schier endlos in die Ferne. Schemenhaft erkennen wir Bauwerke am Horizont. Als wir näherkommen, wird's noch mysteriöser. Kleine verlassene Hütten stehen inmitten einer trostlosen, leblosen Marslandschaft. Auf einem Dach weht die russische Flagge und ein herumliegendes Audiolog informiert uns: Die Russen haben diese neue Welt anscheinend schon vor einiger Zeit besiedelt. Nach diesem frühen Twist sind wir umso neugieriger, was zum Henker auf dem titelgebenden leblosen Planeten passiert ist.

Bilder, die hängen bleiben

Die Stromleitung, die Siedlung, das Audiolog – diese Entdeckungen stehen exemplarisch für die große Stärke von Lifeless Planet. Das Spiel ist eine Erkundungsreise von einem interessanten Moment zum nächsten, sei es nun eine Story-Offenbarung oder ein pittoresker Ausblick auf eine unwirklich erscheinende Landschaft. Selbst mit ziemlich grobschlächtiger Grafik und fragwürdiger Zwischensequenz-Dramaturgie bleiben viele Bilder, Augenblicke oder Story-Twists im Gedächtnis hängen – oder anders gesagt: Lifeless Planet schafft mit bescheidenen und oft ungelenken Mitteln eine doch recht faszinierende Atmosphäre.

Wir wollen an dieser Stelle gar nicht weiter in die Tiefe gehen, denn die Story ist im Endeffekt der wichtigste (und vielleicht einzige) Grund um Lifeless Planet zu spielen. Es ist zwar kein Bioshock Infinite, erzählt aber doch eine ansprechende Sci-Fi-Geschichte. Teilweise tut das Spiel dies in konkreten Infos (sprich: den Tagebüchern der Russen), oft aber auch nur in geheimnisvollen Andeutungen, die Platz für Interpretation und Diskussion einräumen. Für unseren Geschmack lässt Lifeless Planet manche Storystränge zu offen oder gar unmotiviert ins Leere laufen – da werden die Meinungen aber wohl schlicht auseinander gehen.

Der Weg ist die Qual

Zwischen diesen glänzenden Momenten liegt jedoch viel zu oft eine lähmende, leblose Ödnis in Form von unmotivierten Sprungeinlagen, platten Rätseln, Instant-Toden und ausgedehntem Leerlauf – die auch den Großteil der rund vierstündigen Spieldauer ausmacht.

Verschlossener Durchgang Ein typisches Rätsel: Der Weg ist versperrt...

Dynamit einsammeln ... ganz in der Nähe liegt aber praktischerweise ein Sprengsatz...

Der Weg ist frei ... mit dem wir ganz unspektakulär das Hindernis beseitigen.

Egal ob wir eine Viertelstunde lang einem felsigen Pfad folgen (und dabei absolut nichts passiert!), kinderleichte Rätsel lösen (»steck die Energiekugel ins Loch«, »drück drei Schalter«, »schieb eine Plattform ein paar Meter«) oder durch eine Art Minenfeld aus bösartigen Pflanzententakeln stapfen (ebenso lächerlich einfach) – all diese Geschicklichkeits- oder »Kopfnuss«-Intermezzi sind nicht nur überraschend dröge und simpel, sondern auch auf eine schier unerträgliche Länge ausgewalzt und mit designtechnischen Schlampereien garniert.

Nur ein Beispiel, das im negativen Sinne hängen geblieben ist: Der Lava-Abschnitt gegen Ende des Spiels ist an sich schon wenig spannend, wird aber durch die schwammige Sprungsteuerung unseres Astronauten und die Tatsache, dass uns manch feuriger Felsen sofort erledigt, ein fast augengleich aussehender ein paar Schritte weiter aber nicht, zur extra-frustigen Trial-and-Error-Geduldsprobe.

Vielleicht hätte Lifeless Planet diesbezüglich eine Reduktion aufs Wesentliche ganz gut getan, denn im Grunde dehnen die Sprungeinlagen, Rätsel und die künstlich langen Gehwege lediglich die Spielzeit auf ein für den Kaufpreis angemessenes Niveau. Nichtsdestotrotz: Der nächste Storyhappen oder der nächste interessante Schauplatz kann die mühsame Reise bei viel gutem Willen und Geduld durchaus wert sein. Wer nichts dagegen hat, sich seine sporadischen Höhepunkte durch minutenlanges Drücken der „W“-Taste zu erarbeiten, kann einen Blick riskieren.

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