Seite 2: Mass Effect 3 im Test - So beendet man ein Epos

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Die Quests: So erzählt man Geschichten

Neben der je nach Spielweise etwa 15 bis 20 Stunden umfassenden Haupthandlung bietet Mass Effect 3 zahlreiche, nicht minder spannend erzählte Nebenmissionen. Aber hat Shepard überhaupt Zeit für so etwas, wo die Reaper doch gerade dabei sind, die Erde kaputt zu ballern?

Um die Logik zu wahren, hat Bioware alle Zusatzaufträge eng mit der Story verknüpft. Beispielsweise sollen wir auf einem abgelegenen Planeten Flakgeschütze zerstören und einen Funkturm reparieren, um einen salarianischen Admiral zu retten, damit dieser für uns eine für den Krieg dringend benötigte Kampffregatte befehligt. An anderer Stelle müssen wir eine Cerberus-Bombe entschärfen, bevor die einen halben Mond wegsprengt.

Die Sternenkarte Auf der aus Mass Effect 2 bekannten Galaxiekarte sehen wir, wie weit die Reaper bereits vorgedrungen sind.

Die Alliierten Um besser gegen die fiesen Maschinen ankämpfen zu können, sollten wir durch Nebenquests so viele Alliierte wie möglich um uns scharen. Den Fortschritt dieser Mobilisierung beobachten wir über ein Terminal auf der Normandy.

Der Clou dabei: Je nach dem, ob und wie viele dieser Quests wir meistern, wirkt sich das auf das Finale des Spiels aus und welcher unserer Begleiter das letzte Gefecht überlebt, ähnlich wie in Mass Effect 2. Überhaupt schafft es Bioware vorbildlich, die Geschichte, die vor vier Jahren ihren Anfang nahm, mitreißend und vor allem nachvollziehbar dramaturgisch perfekt auf das große Finale hin auszurichten: ein Ende, wie es eindringlicher kaum sein könnte.

Und noch eine Besonderheit: Mass Effect 3 macht ernst, schließt die Geschichte wirklich ab. Offene Fragen, wie man sie etwa aus vielen Spielen (zum Beispiel der Assassin’s Creed-Reihe) kennt, gibt es nicht, alle Hintertürchen werden geschlossen. Kleiner Tipp: Warten Sie das Ende der Credits ab.

Das Spielgefühl: Action- oder Rollenspiel?

Mit besonders viel Spannung haben wir aber nicht nur auf die Handlung und wie Bioware diese abschließt geblickt, sondern waren vor allem gespannt auf das allgemeine Spielgefühl, also wie sich Mass Effect 3 denn nun anfühlen würde.

Mann gegen Reaper. In einem eindrucksvollen Bosskampf legen wir uns mit einem der fiesen Riesenmaschinen an. Mann gegen Reaper. In einem eindrucksvollen Bosskampf legen wir uns mit einem der fiesen Riesenmaschinen an.

Kein Wunder, schließlich gab es bei Mass Effect 2 in der Community massig Diskussionen, vielen war der Titel schlicht zu linear und actionlastig. So viel vorneweg: Mass Effect 3 beschreitet hier keine neuen Wege, versucht aber durch einen raffinierten Kniff, beiden Lagern -- den Action- wie Rollenspielern -- gleichermaßen gerecht zu werden. Dazu dürfen wir zu Beginn der Kampagne aus drei Spielweisen wählen. »Action« richtet sich dabei an Kämpfernaturen, die vor allem unkompliziert ballern und die Geschichte möglichst flott erleben wollen; Mass Effect-To-go gewissermaßen.

Der »Story«-Modus ist das komplette Gegenteil, legt seinen Fokus auf die Entscheidungsfreiheit und schraubt im Gegenzug den Anspruch der Kämpfe massiv zurück. Der »Rollenspiel«-Modus ist eine Mischung aus beidem und erinnert am stärksten an Mass Effect 1. Für Fans der ersten Stunde also die beste Alternative, auch wenn das Talentsystem nicht so komplex ausfällt wie beim Serieneinstand.

Mass Effect 3 - Die Modi im Vergleich Video starten 4:57 Mass Effect 3 - Die Modi im Vergleich

Unter dem Strich können wir sagen, das Bioware es geschafft hat, eine Spielqualität jenseits der überkommenen Genre-Einteilung zu erschaffen. Es ist nicht nötig, führt sogar auf die falsche Fährte, wenn man Mass Effect 3 als Rollen- oder Actionspiel bezeichnet. Es ist einfach eine Klasse für sich: es ist Mass Effect.

In der Redaktion etwa gab es schon beim zweiten Teil einige Spieler (unter anderem der Chefredakteur), die sich angesichts der Papierform nur sehr skeptisch (»verkappte Ballerei«, »Rollenspiel light« usw.) dem Titel näherten. Um dann nach dem Abspann mit runtergeklapptem Kiefer auf den Monitor zu starren und etwas von »großartiger Spielerfahrung« zu murmeln.

Denn für beinharte Genre-Fans ist jede Kritik für sich betrachtet sicher berechtigt, aber wenn das Spielprinzip in der Summe seiner Teile so perfekt funktioniert, dann wird diese Kritik zur bloßen akademischen Auseinandersetzung zwischen Theoretikern, die mittlerweile lieber diskutieren als einfach zu spielen. Nichtsdestotrotz hat Bioware auf die Kritik gehört und mit den drei Spielstilen und anderen kleinen Änderungen Mass Effect 3 stärker individualisierbar gemacht.

Das Talentsystem: mehr als in Mass Effect 2

Immerhin: Mit jedem der sehr häufigen Levelaufstiege dürfen wir Shepard sowie seinen Begleitern neue Talente verpassen oder bestehende ausbauen. Die Auswahl an Fertigkeiten sowie die Möglichkeiten, diese zu verbessern, reichen zwar bei weitem nicht an die Vielfalt von Dragon Age, Skyrimoder Deus Ex: Human Revolutionheran, fallen aber etwas umfangreicher aus als noch beim Vorgänger.

Neu ist zum Beispiel, dass wir uns ab der vierten Ausbaustufe eines jeden Talents für eine von zwei Spezialisierungen entscheiden müssen. Soll Garrus mehr Schaden austeilen oder zusätzliche Schildenergie erhalten? Erhöhen wir die Dauer von Liaras Singularität oder lieber deren Reichweite?

Die Talente Jede der sechs Charakterklassen besitzt acht stufenweise ausbaubare Fertigkeiten.

Die Spezialisierungen Ab der vierten Stufe müssen wir uns bei jedem Talent für eine von zwei Spezialisierungen entscheiden.

Allerdings plagt Mass Effect 3 dasselbe Problem wie den Vorgänger: die teils unausgegorene Balance der Talente. Ein Held der Infiltrator-Klasse etwa ist besser beraten, seinen Waffenschaden zu maximieren als die Möglichkeit, sich unsichtbar zu machen. Letzteres haben wir beim gesamten Durchspielen nicht einmal verwendet.

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